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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

III. BAND

DAS FABELHAFTE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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EIN BAND ZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


20. Braerosch, der Hirt (Kettenerzählung)

Braerosch, ein Hirt, weidete die Schafe seines Herrn. Eines Tages kam ein Schakal, der packte ein Schaf aus der Herde Braeroschs und schleppte es fort. Als Braerosch das merkte, erschrak er und sagte: "Heute abend werde ich die Herde nach Hause treiben. Mein Herr wird sehen, daß ich ein Schaf nicht mit nach Hause bringe. Mein Herr wird mich schlagen." Braerosch kam nach Hause und war voller Angst.

Seine Mutter setzte Braerosch die Suppe vor. Braerosch wollte aus Angst aber seine Suppe nicht essen. Die Mutter sagte zu dem Stock:



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"Braerosch will seine Suppe nicht essen, schlage ihn." Der Stock wollte aber Braerosch nicht schlagen. Da sagte die Mutter zum Feuer: "Brenne den Stock, denn er will Braerosch nicht schlagen." Das Feuer wollte aber den Stock nicht brennen. Da sagte die Mutter zum Wasser: "Lösche das Feuer, denn es will den Stock nicht brennen." Das Wasser wollte aber das Feuer nicht löschen. Da sagte die Mutter zum Ochsen: "Saufe das Wasser, denn es will das Feuer nicht löschen." Der Ochse wollte aber das Wasser nicht saufen. Da sagte die Mutter zum Messer: "Schlachte den Ochsen, denn er will das Wasser nicht saufen." Das Messer wollte aber den Ochsen nicht schlachten. Da sagte die Mutter zum Schmied: "Zerschlage das Messer auf dem Amboß, denn es will den Ochsen nicht schlachten!" Der Schmied wollte aber das Messer nicht zerschlagen. Da sagte die Mutter zur Schnur: "Erhänge den Schmied, denn er will das Messer nicht zerschlagen!" Die Schnur wollte aber den Schmied nicht erhängen. Da sagte die Mutter zur Maus: "Zernage die Schnur, denn sie will den Schmied nicht erhängen." Die Maus wollte aber die Schnur nicht zernagen. Da sagte die Mutter zur Katze: "Fang und verschlucke die Maus, denn sie will den Strick nicht zernagen."

Die Katze sagte: "Gewiß will ich das tun, zeige mir nur schnell, wo die Maus ist, so soll sie gleich gegriffen und verschluckt werden."

Als die Maus hörte, daß die Katze sie verschlucken wollte, sagte sie: "Ich bin bereit, die Schnur zu zernagen." Als die Schnur hörte, daß die Maus sie zernagen wollte, sagte sie: "Ich bin bereit, den Schmied zu erhängen." Als der Schmied hörte, daß die Schnur ihn erhängen wollte, sagte er: "Ich bin bereit, das Messer zu zerschlagen." Als das Messer hörte, daß der Schmied es zerschlagen wollte, sagte es: "Ich bin bereit, den Ochsen zu schlachten." Als der Ochse hörte, daß das Messer ihn schlachten wollte, sagte er: "Ich bin bereit, das Wasser zu saufen." Als das Wasser hörte, daß der Ochse es saufen wollte, sagte er: "Ich bin bereit, das Feuer auszulöschen." Als das Feuer hörte, daß das Wasser es auslöschen wollte, sagte es: "Ich bin bereit, den Stock zu brennen." Als der Stock hörte, daß das Feuer ihn brennen wollte, sagte er: "Ich bin bereit, Braerosch zu schlagen."

Als Braerosch hörte, daß der Stock ihn schlagen wollte, aß er schnell seine Suppe.


Copyright: arpa, 2015.

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