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Märchen aus Italien Spanien und Portugal


Illustrationen


von Sabine Wilharm

Märchen europäischer Völker


Die Leber des Toten

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die lebten in der Nähe des Friedhofs und hatten nichts zu essen. Und eines Abends ging die Frau hin und grub eine Leiche aus und schnitt die Leber heraus und briet sie. Und als der Mann kam, stellte sie sie ihm mit Kartoffeln auf den Tisch.

Sie aßen sie auf, und es geschah nichts Besonderes. Und nach dem Essen legten sie sich schlafen. Und als sie im Bett lagen, hörte man eine Stimme, die sagte:

»Meine Leber will ich holen,

die du mir gestohlen.«

Und die Frau schrie:

»Weh, lieber Mann, wer mag da stehn?«

Und der Mann antwortete:

»Sei still, liebes Weib, er wird schon gehn.«

Doch da sprach die Stimme:

»Ich geh nicht von hier,

an der Zimmertür bin ich, ganz nahe bei dir.«

Und noch entsetzter schrie die Frau zu ihrem Mann:

»Weh, lieber Mann, wer mag da stehn?«

Und wieder sagte der Mann zu ihr:

»Sei still, liebes Weib, er wird schon gehn.«

Und die Stimme antwortete:

»Ich geh nicht von hier,

unterm Bett bin ich jetzt, ganz nahe bei dir.«

Da klammerte sich die Frau an ihren Mann und schrie wieder:

»Weh, lieber Mann, wer mag da stehn?«

Und wieder antwortete der Mann:

»Sei still, liebes Weib, er wird schon gehn.«

Da sprach die Stimme:

»Ich geh nicht von hier,

auf dem Bett bin ich jetzt, ganz nahe bei dir.«

Fast wahnsinnig vor Schrecken schrie die Frau da wieder:

»Weh, lieber Mann, wer mag da stehn?«

Und der Mann sagte zu ihr:

»Sei still, liebes Weib, er wird schon gehn.«



Bd-12-267_Maerchen aus Spanien Flip arpa

Da aber sprach die Stimme:

»Ich geh nicht von hier,

an deinen Haaren schleif ich dich mit mir.«

Und da packte der Tote die Frau an den Haaren und schleppte sie mit auf den Friedhof und tötete sie und nahm ihr die Leber heraus und setzte sie sich ein und begrub sich wieder.


Copyright: arpa, 2015.

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