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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

118. Die drei Freier

Ein Mann hatte eine Tochter. Drei Männer kamen und wollten die Tochter heiraten. Der Vater sagte: "Das ist jetzt schwierig. Meine Tochter ist nur eine, ihr seid drei. Wie soll ich da wählen? Ich kann meine Tochter doch nicht allen drei Männern auf einmal geben." Die Tochter sagte zu ihrem Vater: "Mein Vater, diese Sache ist nicht so sehr schwierig. Sage nur den drei Männern, sie sollten jetzt gehen. Übermorgen abend aber, wenn der Mond voll aufgegangen sei, sollten sie sich alle drei unter dem großen alten Baobab zusammenfinden. Dann würde die Wahl fallen." Der Vater sagte: "Es ist gut; ich werde es ihnen sagen." Der Vater sagte es den Männern. Die drei Männer sagten: "Es ist gut." Sie gingen.

Der Abend kam. Der erste Mann traf im Mondschein unter dem alten Baobab ein. Er sagte zu dem Vater: "Ich bin hier. Ist deine Tochter noch nicht angekommen?" Der Vater sagte: "Warte, bis die anderen beiden Freier kommen." Der zweite Mann kam. Er fragte: "Ist deine Tochter noch nicht angekommen?" Der Vater sagte: "Warte, bis die anderen Männer angekommen sind." Der dritte Mann kam. Er fragte: "Ist deine Tochter noch nicht angekommen ?" Der Vater sagte: "Wartet, meine Tochter wird kommen, da ihr nun alle zusammen hier seid."

Nach einiger Zeit kam die Tochter. Sie sagte: "Nun seid ihr alle drei unter dem Affenbrotbaum, der voller Früchte hängt, versammelt. Nun kann ein jeder zeigen, was er Außerordentliches vermag. Wer am meisten vermag, den werde ich zum Manne nehmen." Als die Frau das gesagt hatte, ergriff der erste Freier den zweiten an den Füßen und schleuderte ihn in die Luft nach dem Baobab. Der Mann, der so geschleudert war, flog um den Baobab. Während er



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flog, pflückte er alle Früchte des Baobabbaumes ab, rieb zwischen den Händen das Mehl des Innern fein und reichte, wieder herunterkommend und so den Flug abschließend, der Frau das Mehl. Er sagte: "Iß das, wenn es dir gefällt." Inzwischen ergriff der dritte Mann den mächtigen uralten Baobab und warf ihn um.

Als die Tochter das alles gesehen hatte, sagte sie zu ihrem Vater: "Da kann ich wirklich nicht wählen. Ich muß schon bei meinem Vater bleiben."


Copyright: arpa, 2015.

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