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Basler Nachrichten

Basel.

Teuerungszulagen für die Kirchenbeamten.

Der Kirchenrat der Evangelisch-Reformierten Kirche von Baselstadt beantragt der Synode folgende Beschlußfassung:

Die Synode der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Baselstadt ermächtigt den Kirchenrat zur Ausrichtung einer Kriegsteuerungszulage für das jahr 1917 (rückwirkend) an die Beamten und Angestellten der Evangelisch-Reformierten Kirche und bewilligt hiefür auf Rechnung des Jahres 19l7 einen Kredit im Betrage von 16,200 Fr.

Für die Berechnung der Kriegsteuerungszulage sind die Grundsätze des Großratsbeschlusses betr. Gewährung einer Kriegsteuerungszulage an das Personal der öffentlichen Verwaltung für die Jahre 1917 und 1918 maßgebend.

Evangelisch-Reformierte Kirche.

Der Kirchenrat der Evang.-Reformierten Kirche von Baselstadt verlangt von der Synode die Bewilligung folgender Nachtragskredite für 1917: I. 1500 Fr, für Haftpflichtversicherung gegenüber Drittpersonen, z. B. solchen, die durch von unsern Kirchen fallende Steine zu Schaden kommen könnten; II. 3400 Fr. Auslagen für das Reformationsgedächtnis 1917.

Ferner wird am 7. November die Synode folgenden Antrag des Kirchenrates betr. Ankauf der Liegenschaft Leimenstraße 68 zu behandeln haben:

Die Synode der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Basel-Stadt genehmigt den vom Kirchenrat mit den Ehegatten S. Gersmar-Baum in Freiburg i/B vertreten durch Herrn Dr. Ad. Bieder. Notar in Basel. abgeschlossenen Vertrag über den Ankauf der Liegenschaft Sektion III, Parzelle 1019 des Grundbuchs der Stadt Basel haltend neun Aren 87 m2 mit Wohnhaus Leimenstraße 68 und Oekonomie-Gebäude, Brandversicherung 69,500 Fr. zum Preise von 110,000 Fr. und bewilligt den erforderlichen Kredit auf Rechnung des Terrain- und Baufonds.

Budget der Evangelisch-Reformierten Kirche von Baselstadt für 1918.

Das Budget der Evang.-Reformierten Kirche für 1918 sieht vor an Einnahmen 406,050 Fr., an Ausgaben 452,230 Fr., somit ein Defizit von 46.180 Franken. Die Steuern figurieren unter den mutmaßlichen Einnahmen mit 350,000 Fr., gegen das Budget 1917, gestützt auf die Eingänge des letzten Jahres um 30,000 Fr. höher angesetzt. Unter den Ausgaben ist für die Synodalwahlen vom Frühjahr 1918 ein Betrag von 4500 Fr. eingestellt. Wenn die Synode das Frauenwahlrecht beschließen sollte, so müßte dieser Posten verdoppelt werden. Die Geschäftsprüfungskommission beantragt Genehmigung dieses Budgets.

Zur gegenwärtigem Lage des Protestantismus. C Ueber das aktuelle Thema der gegenwärtigen Lage des Protestantismus sprach in: äußerst plastischer und eindrücklicher Weise Herr Pfarrer G. Benz in der Oktobersitzung des Evang. Arbeitervereins am Mittwoch abend im vollbesetzten Saale des Wettsteinhofs.

Er erinnerte einleitend an das bevorstehende 400. Reformationsjubiläum, von dem man eine Neubelebung des Protestantismus erhofft hat. Es ist anders gekommen. Blicken wir auf die Geschichte zurück, so ist es ein Rätsel, wie trotz aller Widerstände der Protestantismus sich rasch entwickelte und einen Höhepunkt erreichte. Die Gegenreformation brachte einen Rückschlag. Glücklicherweise blieb der Protestantismus namentlich in der angelsächsischen Welt (England, Amerika) kräftig, und nach der Demütigung trat wieder ein Aufschwung ein. Interessant und überraschend ist das Wachstum der protestantischen Kirche im letzten Jahrhundert. Um das Jahr 1800 zahlte Europa von total 125 1/2 Millionen Bewohnern 89 Millionen (71 Prozent) Katholiken und 33 Millionen (26 Prozent) Protestanten; 1865 von 205 Millionen Einwohnern 66 3/4 Prozent Katholiken und 31 Prozent Protestanten; heute von 287 Millionen 62 Prozent Katholiken und 35 2/3 Prozent Protestanten. Nach einer Schätzung von 1913 zählte die ganze Welt von rund 1756 Millionen Menschen 616 Millionen Christen, wovon 290 Millionen Katholiken und 194 1/2 Millionen Protestanten. Noch günstiger aber zeigte sich die qualitative Stellung des Protestantismus. Die protestantischen Völker übernahmen die geistige Führung auf allen Gebieten, namentlich den sozialen. Auch in sittlicher und religiöser Beziehung stehen sie nicht. hinter den katholischen zurück. Jn den letzten Jahren hat der Protestantismus auch Weltbewußtsein erhalten. Die Edinburger Missionskonferenz und das Reformationsdenkmal in Genf berechtigten in dieser Beziehung zu den schönsten Hoffnungen. Anderseits muß mit Bedauern festgestellt werden, daß der Protestantismus bedenklich verweltlicht ist, das viele Protestanten indifferent sind, daß mancherorts in kirchlichen Kreisen eine starke Richtung aufs Katholische und auf Aeußerlichkeiten besteht.

Das Reformationsjubiläum fällt in die denkbar jammervollste Zeit. Man versuchte mit Unrecht den Krieg in konfessioneller Weise auszuschlachten, indem man sich gegenseitig die Verantwortlichkeit am Kriege zuschieben wollte. Betrübliche Tatsache ist, daß die katholische wie die protestantische Kirche gleich unfähig waren, die den Krieg verursachenden Faktoren zu überwinden. Beide Kirchen leiden gleich unter der Verwilderung und sittlichen Verwahrlosung, die jeder lange Krieg zur Folge hat.

Die heutige Lage des Protestantismus ist die denkbar kläglichste und entmutigendste. Die Führer bekämpfen sich gegenseitig, wodurch die äußere Stellung und noch mehr die innere Kraft geschwächt wird. Die Tatsache, daß alle internationalen Verbände, selbst die soziale Internationale, auseinander gerissen sind, bildet einen schwachen Trost. Alle andern Verbände werden sich rascher erholen, weil sie, wie der internationale Sozialismus, die gleichen äußeren Verhältnisse, oder, wie der Katholizismus, eine straffe Organisation und starke Autorität haben. Dem Protestantismus fehlt von Anfang an der äußere Zusammenhang, die Einheitlichkeit; er ist mit dem Staate verbunden und zur nationalen Kirche geworden. Wenn wir das alles auch als Vorzüge unserer Kirche schätzen, so erschweren diese Umstände doch die ganze Entwicklung. Hatte man früher noch die Bibel als einzige Einheit, so ist mit der modernen Geistesrichtung und der Bibelkritik auch diese gefallen. Die Nationalität der Kirche führt im gegenwärtigen Kriege zum Auseinandergehen statt zur Einigkeit. Man vergißt, daß das Evangelium etwas Uebernationales ist.

Zu Beginn des Krieges hatte man wunderbare Hoffnungen. Man glaubte sogar an die Möglichkeit, daß sich die Konfessionen wieder finden könnten. Diese Hoffnungen bestehen heute nicht mehr. Ein Hindernis bilden die geistigen Führer, aber auch die Sache selbst. Eine Einigung ist vorderhand ausgeschlossen. Unsere Kirche darf nicht noch mehr katholisiert werden: wir brauchen die volle Freiheit. Die Einheit unserer protestantischen Kirche ist nur zu erreichen, wenn alle sich auf den Boden der evangelischen Freiheit und Brüderlichkeit stellen. Wir müssen innerlicher werden und den festen, fröhlichen Glauben Luthers wieder bekommen: die Religion muß nach der Forderung Zwinglis alle Verhältnisse des Lebens durchdringen, und der Christ muß nach Calvins Gebot sich unter die Zucht des eigenen Gewissens stellen. Briefe von der Front beweisen, daß einzelne versöhnende Stimmen vorhanden sind; doch dringen sie schwer durch.

Der mit Spannung angehörte und von Vorträgen der Musiksektion eingerahmte treffliche Vortrag wurde von Herrn Präsident Wenk warm verdankt und die Versammlung mit dem Lutherliede stimmungsvoll geschlossen.

Die Gegner der Gartenbewegung sind Verräter am Volk.

Der "Vorwärts" hatte die Freundlichkeit, mich als Lügner zu bezeichnen, weil ich die Feindschaft hoher Genossen gegen die Gartenbewegung als politische Gaunerei gebrandmarkt habe Er findet es lächerlich, daß man mit solchen Kleinigkeiten in den Kampf eingreifen wolle.

Als Kleinigkeit erscheint also den Arbeiterführern die Volksernährung! Das ist gut gesagt, Jhr schwelgenden Herren! Eures Widerstandes wegen konnten die Basler Kleingärtner in diesem Jahr nur für 800,000 Fr. Gemüse pflanzen. Das Volk war aber seit Kriegsausbruch so willig zu dieser Arbeit und meldete sich so zahlreich und so dringend, daß reichlich der dreifache Ertrag gepflanzt worden wäre, wenn Jhr die Sache nicht gehemmt hättet. Das Volk ist also von Euch um Lebensmittel im Betrage von mehreren Millionen Franken betrogen worden. Dabei habt Jhr den traurigen Mut, dem Bundesrat täglich vorzuwerfen, er sorge nicht genügend für das arme Volk.

Der Gartenbau gilt heute jedem denkenden Schweizer als Verteidigung der Freiheit. Jn dem Maße nämlich, als wir uns selbst ernähren können. sind wir auch politisch frei, sonst nicht. Für diese Bedeutung der Landarbeit haben zahlreiche Arbeiter Verständnis, aber die Führer wühlen unaufhörlich dagegen, wie sie gegen die Landesverteidigung wühlen und hetzen.

Gewiß hat sich auch in bürgerlichen Kreisen unberechtigter Widerstand gegen die Gartenbewegung geltend gemacht und ist deshalb seit Jahren von mir bekämpft worden. Der Widerstand allerhöchster Genossen aber, die sich jeder nationalen Arbeit grundsätzlich entgegenstellen, war und ist das Haupthindernis für die Gartenbewegung. Das mögen die Landbewerber auch am nächsten Sonntag bedenken. G. König.

Konfession und Schule.

t Jn der Oktobersitzung des Evangelischen Schulvereins hielt Herr Pfarrer J. Wirz, Religionslehrer am Gymnasium, einen Vortrag über das Thema: Religion und Schule", das seit Jahren in der Basler Lehrerschaft und auch bei den Behörden in Diskussion steht.

Religions- oder biblischer Unterricht ist in der allgemeinen Staatsschule nicht möglich ohne Verletzung der Glaubens- und Gewissensfreiheit und der religösen Gefühle entweder des Lehrers oder der andersgläubigen Kinder. Denn der Lehrer hat entweder eine christliche, d. h. irgendwie konfessionelle oder außerkonfessionelle Ueberzeugung, oder eine andere, vielleicht auch religionslose. Jn jedem all dieser Fälle wird er, falls er nicht seiner Ueberzeugung Gewalt antut, die andersgläubigen Kinder, resp. deren Eltern verletzen; oder aber, wenn er so geschickt und vorsichtig ist, das zu vermeiden, die Schüler nur umso mehr in einem von ihren Eltern nicht gewünschten Sinne beinflussen. Ein Mann aber ohne irgendwelchen eigenen Standpunkt in Bezug auf Religion wäre zum Religionslehrer von vorneherein ungeeignet. Noch wichtiger aber ist, daß genau dieselben Schwierigkeiten, d. h. dieselbe Unmöglichkeit — wenigstens wenn die Schule Erziehungsschule sein soll — auch in allen übrigen Unterrichtsfächern besteht, in denen irgendwie Ueberzeugung und Weltanschauung eine Rolle spielen Nicht nur in der Moral, die ganz gleicherweise wie die Religion eine überwissenschaftliche Glaubenssache ist, sondern z. 'B. auch in Geschichte, Literatur, Naturkunde und dergl. Jn all diesen Stoffgebieten besteht das für die Erziehung und Ausbildung des Charakters Wirksame und Wertvolle in Glaubens- und Ueberzeugungsworten, deren Anerkennung freie persönliche Willensentscheidung des Einzelnen ist und über die der Staat um die Allgemeinheit nichts vorschreiben kann und darf. Mit der Glaubens- und Gewissensfreiheit der Schüler und ihrer Eltern kollidiert überdies beständig die des Lehrers. Die beiderseitige Glauben- um Gewissensfreiheit fordert die konfessionelle Schule (weil sie nur da möglich ist), sowie Trennung vom Staat der als solcher kein religiös-sittliches Bekenntnis haben kann, 1ind Schule. die dies zur Erziehung notwendig braucht. Wenn man das nicht will, so könnte die Glaubens- und Gewissensfreiheit in der allgemeinen Staatsschule höchstens dadurch gewahrt werden, daß ihr Unterricht auf rein verstandesmäßige Kenntnisse und technische Fähigkeiten beschränkt würde.

Jn seinem Korreferate betonte Herr Pfarrer Jselin (Riehen), daß bei der Behandlung der Frage die praktischen Verhältnisse berücksicht werden müssen. Jede Erziehung ist mit einem gewissen Zwang verbunden. Die Schule ist nichts Ideales; sie ist ein Notbehelf. Sie muß sich so einrichten, daß sie bei den bestehenden Verhältnissen die Freiheit der Lehrer und Schüler möglichst wenig einschränkt. Die Erziehungsaufgabe darf nicht rein idealistisch aufgefaßt werden.

Beide Referate wurden bestens verdankt. Für die Diskussion soll ein besonderer Abend in Aussicht genommen werden.

Danksagung.

Für unsere Sammlungen sind weiter eingegangen: Für die Wassergeschädigten in Wolhusen: von Ungenannt 1 Fr.: total mit den bereits angezeigten Gaben 319 Fr.

Für die Lawinengeschädigten im Reußtal: von P. W. F. (Sumatra) 25 Fr.; total mit den bereits angezeigten Gaben 7769 Fr. 40.

Für die Ferienversorgung: von G. S 100 Fr.; total mit den bereits angezeigten Gaben 445 Fr.

Für das Schülertuch: von N. N. 2 Fr. 50, Ungenannt 4 Fr., E. H. 5 Fr., J. F 5 Fr .- H. S .5 Fr., C. H. 5 Fr., B. S. 5 Fr., Ungenannt 5 Fr., J. J. 5 Fr., R. r 5 Fr., M. S. S 5 Fr., M. S. S 5 Fr, R. A. 10 Fr., L. S. 10 Fr., F. V. 10 Fr., R. G 20 Fr., E. J. J. 20 Fr., A. B. 20 Fr., F. G. .M. 20 Fr., A. L. T. 50 Fr., A. W.. H. 50 Fr., W. E. L. 100 Fr .: total mit den bereits angezeigten Gaben 376 Fr. 50.

Für die Tuberkulose-Fürsorgestelle Basel: durch Dr. A. W. von E. G. 100 Fr.

Für die Hilfskasse des Infanterie-Regiments 22: von G, S. 100 Fr.; total mit den bereits angezeigten Gaben 175 Fr.

Für kranke und in Notgeratene schweizerische Wehrmänner: von A. B. Z .5 Fr E. H .5 Fr., G, St. (Exp.-Honorar) 10 Fr., G. S. 100 Fr.; total mit den bereits angezeigten Gaben 9789 Fr. 26.

Für das schweizerische Rote Kreuz: Von Ungenannt 10 Fr.; total mit den bereits angezeigten Gaben 330 Fr.

Für polnische Waisen und obdachlose Kinder: von W. H .5 Fr., Ungenannt 10 Fr. total mit den bereits angezeigten Gaben 80 Fr. Die Redaktion der "Basl. Nachr."