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[888]

Konrad Zwick an
Bullinger
[Konstanz,
August/September 1536]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 714f (Siegelspur) Ungedruckt

Hans Jakob Stampfer, der Sohn von Hans Ulrich, hat die Prägeeisen, die Konstanz auf Antrag von Zunftmeister Hans Stoß bei ihm für die Ausprägung von Joachimstalern bestellt hatte, fehlerhaft geliefert und auch auf die Mängelrüge hin nichts daran verbessert; Münzmeister [Hans Jakob Zentgraf], der seine Anliegen nun brieflich bei Stampfer anbringt, drängt begreiflicherweise, denn er hat die Bezahlung des silbers auf die bevorstehende Frankfurter Messe versprochen. Zwick bittet Bullinger, auf die beiden Stampfer so einzuwirken, dass Hans Jakob die Eisen unverzüglich den Konstanzer Wunschen gernäß herrichtet; er soll auch daran erinnert werden, daß bereits ein angemessenes Honorar ausbezahlt worden ist. Wird Bullinger immer zu Diensten sein, mochte keinesfalls drangen.

b vor Stouufen gestrichenes Stöu[?].
7 Gemeint ist wohl Jakob Schmid, Metzger und spater Spitalmeister in Bergheim (Elsaß), Ehemann von Leo Juds Schwester Clara und Vater von Johannes Fabricius; s. Graubünden, Korr. II, S. VII.
8 Weiche Angehörigen der beiden Adelsgeschlechter von Pfirt und von Staufen gemeint sind, ließ sich nicht feststellen.
9 Biblianders Ehefrau Rosilla Rordorf.
1 Die ersten der unten erwähnten Konstanzer Joachimstaler (Z. 3; vgl. auch Anm. 3), die König Ferdinand am 2. März 1535 zu prägen bewilligt hatte, lagen am 28. Januar 1537 vor (vgl. Julius Cahn, Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des Bodenseegebietes im Mittelalter bis zum Reichsmünzgesetz von 1559, Heidelberg 1911, S. 366-369). Die im vorliegenden Brief beschriebene Diskussion um die von Hans Jakob Stampfer mangelhaft

Mein fruintlich, willig diennst sye üch berait zuvoran.

Lieber herr unnd fruind, es hatt sich vor ettlichen wochen begebenn, das meine herrenn irem muintzmaister 2 erlubt habennt, Johanstaler 3 zemuintzen. Und als unser ysenschnider 4 der sach ettwas unwillig gwesenn, habent wir, so hierzu verordnet 5 , ainem anderen nachgefragt. In dem ist uns maister Ulrichs Stampffenn 6 , des goldschmids, sun 7 by uch durch Hansen Stossen 8 , zunfftmaister

hergestellten Münzeisen spielte sich kurz vor der Frankfurter Messe ab. Das "uff Franckfurter jetzige mess" (Z. 33) scheint auf die im Gang befindliche Messe hinzuweisen. Wenn der Schaffhauser Stempelschneider, der den Auftrag schließlich anstelle Stampfers übernahm (vgl. Cahn, aaO, S. 368f), die Eisen rasch herstellte und so die Ausprägung der Taler zur Frühjahrsmesse 1537 (vgl. oben Nr. 774, Anm. 18) möglich machte, dann durfte der vorliegende Brief während der Herbstmesse 1536 (vgl. oben Nr. 884, Anm. 5) geschrieben worden sein; eine etwas frühere Datierung ist allerdings nicht auszuschließen.
2 Hans Jakob Zentgraf (vgl. Cahn, aaO, S. 360. 368. 371; Friedrich Wielandt, Schaffhauser Münz- und Geldgeschichte, Schafthausen [1959], S. 74f).
3 Verschrieb für Joachimstaler.
4 Graveur der Prägeeisen (SI IX 1 132). — Unbekannt.
5 Weitere Kommissionsmitglieder sind nicht bekannt.
6 Hans Ulrich Stampfer, 1476-1544, Goldschmied, aus Konstanz nach Zürich eingewandert, erwarb 1502 das Zürcher Bürgerrecht. 1514 kam er als Mitglied der Kämbelzunft in den Großen Rat. 1515 nahm er an der Schlacht von Marignano teil. Er übte verschiedene verantwortungsvolle politische Ämter aus: 1524 war er Verordneter in Münzsachen, und er gehorte als Anhänger der Reformation zu jener Kommission, welche die Kirchenzierden entfernte; er schätzte und prüfte 1525/26 die Anlieferung und Vermünzung des Silbers aus den Klöstern, war 1526-1540 Zeugmeister und 1532-1539 Münzprobierer. — Lit.: Eva-Maria Lösel, Zürcher Goldschmiedekunst vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Jurg A. Meier, Dietrich W. H.
Schwarz, Zürich 1983, S. 13f. 293f; Jacob 93. 106. 112. 164; HBLS VI 501.
7 Hans Jakob Stampfer, 1505/06-1579, von Zürich, Goldschmied und Stempelschneider, Sohn von Hans Ulrich (vgl. Anm. 6), wurde zum bedeutendsten Schweizer Medailleur seiner Zeit. Nach der Lehre und der Wanderschaft, von der er 1530 nach Zürich zurückkehrte, erwarb er 1533 das Meisterrecht und wurde Mitglied der Kämbelzunft. Er wuchs zum eigentlichen Münzsachverständigen Zürichs heran. 1539 trat er als Münzwardein in Erscheinung, 1540-1542 und wieder 1568 war er Zeugherr. Neben seinem Einsitz im Rat (ab 1544 im Großen, ab 1555 als Zunftmeister im Kleinen) versah er noch Zahlreiche Ämter, z. B. als Eherichter 1554/55, als Obervogt des Neuamtes 1566-1569, als Zinsrichter 1569, als Landvogt in Wädenswil 1570-1576. — Lit.: Emil Hahn, Jakob Stampfer, Goldschmied, Medailleur und Stempelschneider von Zürich, 1505-1579, Zürich 1915. — Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 28; Lösel, aaO, S. 42-44. 92-94. 294f; Hans-Ulrich Geiger, Zürcher Münz- und Medaillenkunst im 16. Jahrhundert, in: Zürcher Kunst nach der Reformation. Hans Asper und seine Zeit. Ausstellungskatalog, Zürich 1981, S. 28-31. 189-208; HBLS VI 501; Dütsch, Landvögte 90.
8 Hans Stoß, gest. wahrscheinlich 1541/42 an der Pest, Goldschmied in Konstanz, saß als Mitglied der Kaufleutezunft von 1514 bis 1524 im Großen Rat (1525/26 nur als Beisaße). Danach war er 1527-1541 als Zunftmeister Mitglied des täglichen Rats. Er war der Schwiegervater von Stadtschreiber Jürg Vögeli. Über Jahre hinweg übte er Pflegschaften aus, so etwa 1516-1529 für die Kirche St. Lorenz und 1531-1541 für das Kloster

hie, angezaigt wordenn, unnd als wir den selben ouch gern furderen wellen (und lieber dann 9 ettwa amen zu Augspurg), habennt wir dem muintzmaister vergunnt 10 ime deßhalb zu , schribenn. Das ist beschehenn, und als ich nit anderst waiß, uff die mainung, wie man dann uß dem brieff 11 wol vernemmen mag, so ferr er willens sye, die ysenn 12 gut und gerecht 13 , ouch den zugeschicktenn mustern gemeß zu machen, und in bestimpter zit etc., unnd fur die ersten ysen zur uffrüstung 14 nemmen welle 4 fl., so söll ers anfahen machen; ob ers aber nit machen kuindte oder das gelt nit nemmen welt, söll ers witer wissenn lassenn. Daruff hatt ers gemacht und der sun Jacob die ysen selbs herbracht. Die sind aber zu lind 15 und der maß geschnitten gwesenn, das man darmit nichts hatt prägen kuindenn. Derhalbenn man im die ysen widerum zugestellt hatt, andere ze machen. Und als der muintzmaister me sines lons hatt wellen zufridenn stellenn, hatt er die 4 fi. nit nemmen wellenn. Daruff der muintzmaister uff unser, der verordnetenn, beger und zu verhütung spans 16 gütlich mit im uberainkummen unnd ime uber sin vorig schriben 13 fl. ussgericht. Daran wir sydther ouch ettwas bewilliget zu gebenn, damit er sich nit zu Klagen hette, und man a hatt inn ouch uß der herberg gelösst 17 , und mit dissem beschaid von im abgeschaidenn, das er glich andere, gerechte ysen machen sölle; dann es sye ye nit wenig daran geiegenn, das ain nüwe muintz nit verschlagen 18 werde. Man hatt im ouch alle mengel ||715 und sunderlich der braite halben luter und verstentlich angezaigt. So nun die ysen jetz herbracht werdenn, so sind die fal nit geenderet. Darum dann der muintzmaister ime die ysen widerum zuschickt, sampt ainem brieff 19 , darin er sin mainung und beger verston wirtt. Diewyl aber der muintzmaister sich disser sach uß redlichen ursachen unnd b sunderlich darum mörcklich 20 beschwerdt, das er vor langest wol fuir 900 oder 1000 guldin silber empfangen hatt und zugesagt, uff Franckfurter jetzige mess 21 za bezalenn -der kuffman 22 ouch das gelt habenn will -, er aber durch den ysenschnider gesumpt 23 wirtt; dardurch dann er und der kuffman wol in grossen span und kosten kummen mögennt. So hatt er uns

a vor man gestrichenes z.
b vor unnd gestrichenes d.
Zoffingen. Er trat immer wieder im Zusammenhang mit dem Münzwesen in Erscheinung: 1528 hatte er als beeidigter Probierer das Silber der eingezogenen Kirchenzierden einzuschmelzen, und 1539 wird er als Münzwardein genannt, der zusammen mit Münzmeister Zentgraf eine Abrechnung über die Talerprägung 1537-1539 zu erstellen hatte. — Lit.: Rublack, Konstanz 112; Vögeli, Schriften II/I 845-850 und II/II 1019f mit Reg.; Cahn, aaO, S. 335f. 356. 372.
9 als
10 erlaubt (SI II 334).
11 Nicht erhalten.
12 Die Prägeeisen, d. h. Stempel und Stocke.
13 richtig (SI VI 224f).
14 Zurüstung (SI VI 1550).
15 weich (SI III 1315).
16 von Streit (SI X 279-285).
17 man hat die Zeche für ihn bezahlt (SI III 1441).
18 aus dem Verkehr gezogen (Grimm XII/I 1086).
19 Nicht erhalten.
20 heftig.
21 Vgl. oben Anm. 1.
22 Unbekannt.
23 hingehalten (SI VII 957-959).

verordneten sollich sin anligen, wie billich 24 , entdeckt 25 . Unnd werennt wir wol willens gwesenn, dasselb unseren herren anzezaigen, damit von inen selbs dem rat gen Zurich geschriben were worden. Wir habennt aber dannocht maister Ulrichs und sines suns verschonen wellenn, unnd, diewyl ich nit anderst waiß, dann das er üch wol vermaindt 26 , hab ich mich erpottenn, uch deßhalb ze schribenn; hab ouch sunst usserthalb rats niemandt gewisst 27 .

Unnd langt hieruff an uch mein flissig bitt, ir wellennd by gedachtem maister Ulrichen unnd sinem sun daran sin c das er mit bestenn fliß unnd , ylennds die ysen dermassen zurüste, das man die muintz machen dörffe 28 , unnd uff alles, so im geschriben wirtt, gut acht habenn und nichts sparen, ouch ansehen welle d , das er sin erliche besoldung darum empfangen hatt, unnd wol grosser kost, ouch im selbs vilicht nachtail daruß erwachssenn möcht. Ir mögent inn ouch diß mein schriben hören lassenn und die sach zum besten furderen, dann es ist warlich vil daran gelegenn.

Vale in Christo. Operam meam nunquam tibi defuturam polliceor et rogo, ut hanc meam importunitatem boni consulas.

Conradus Zviccius, ita tuus ut suus.

[Adresse auf Bl. 709a v.:] Ornatissimo viro d. Hainrico Bullingero apud Tigurum, domino et amico suo incomparabili.

c sin über der Zeile nachgetragen.
d welle am Rande nachgetragen.
24 wie es sich gehört.
25 mitgeteilt (SI XII 1215f).
26 befreundet ist (Grimm XIV/II 1196).
27 außerhalb des Rats ist mir sonst niemand bekannt.
28 zu machen wage (vgl. SI XIII 1519f).