Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[492]

Bullinger an
Oswald Myconius und
Andreas Karlstadt
[Zürich,
17. Dezember 1534]

Autograph: Zürich StA, E II 348, 473 r. -474 v. (Siegelspur) Ungedruckt

Sendet ihnen eine Abschrift der ablehnenden Antwort der Berner auf das zürcherische Abendmahlsbekenntnis [Nr. 482] zu. Bittet sie, in einem Schreiben an die Berner diese der Aufrichtigkeit der zürcherischen Absichten zu versichern; die Zürcher wollen dasselbe tun. Diese Mitteilung ist vertraulich, Myconius und Karlstadt sollen ihm aber ihre Meinung offen kundtun.

Copia epistolae Bernensis: «Quae in confessione vestra nobis displicent [...] novam nobis tragoediam excitetis. Valete. Fratres et ministri ecclesiae Bernensis a .»

a Teilkopie von Nr. 489, S. 442, 18-444, 99.
1 In Bern wurde über das Bekenntnis der Zürcher am 15. Dezember 1534 verhandelt, die Mitteilung darüber erfolgte am 16. (oben Nr. 489). Bullinger hat also das
Berner Schreiben sicherlich am 17. Dezember erhalten, sofort abgeschrieben und nach Basel weitergesandt; Myconius reagierte darauf bereits am nächsten Tag, s. unten Anm. 5.
Nr. 482 (s. S. 420, Anm. a) finden sich keine Unterschriften der Schaffhauser Pfarrer. Somit gilt dieser Brief hier mit seinen Unterschriften - das Blatt mit deren Autographa ist nicht mehr erhalten - als Schaffhauser Unterzeichnung von Nr. 482.
7 Wolfgang Biedermann (Bidermann, Bydermann), war Diakon Konrad Stücklins in Rottweil, wurde mit diesem 1529 wegen seiner evangelischen Gesinnung ausgewiesen und fand in Schaffhausen Aufnahme (s. Bittschrift der vertriebenen Rottweiler an die Eidgenossen, 1529. Mitgeteilt von G[eorg Karl Julius] Rettig, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, 11. Bd., Bern 1886, S. 410-422, bes. S. 420; Johann Jakob Simler, Sammlung alter und neuer Urkunden zur Beleuchtung der Kirchen-Geschichte vornemlich des Schweizer-Landes I/II, Zürich 1758, S. 517-543, bes. S. 539). Als «Volfgangus Byderman, helffer zu Sanct Johann» unterzeichnete er 1532 mit andern die Eingabe der Schaffhauser Stadt- und Landpfarrer an den Rat, und aufgrund des Ratsbeschlusses vom 4. August 1535 kam er im Tausch mit Ulrich Singer als Helfer nach Neunkirch (s. oben S. 392f, Anm. 37). Am 18. Februar 1536 wurde er dort Pfarrer (Schaffhausen StA, Ratsprotokolle 10, 319. 321) und blieb es bis 1545. (Erst jetzt, und nicht 1540, wie HBBW III 109f, Anm. 1 angibt, kam Johannes
Winzürn nach Neunkirch). Am 12. Dezember 1544 nahm der Schaffhauser Rat «Wolfgangen Biderman von Rotwil, der zit predicant zu Nükilch» auf sein Ersuchen zu ihrem Bürger an (Ratsprotokolle 13, 229r.) und sandte ihn 1545 nach Illnau (Kt. Zürich, wo Schaffhausen bis 1834 die Kollatur besaß; vgl. Schaffhausen StA, Allerheiligen AA2, 1545-1546, f.24v.; 1550-1551, f. 22r.; 1551-1552, f. 162r.). Vom Sommer 1552 (ebenda 1552-1553, f. 7r. 102r.) bis zu seinem Tod zwischen 12. November und 13. Dezember 1554 (ebenda 1554-1555, f. 6v. 11 1r. 13 3v.) war Biedermann Sechsuhr-Prediger am Schaffhauser Münster. - Quellenauszüge aus dem Staatsarchiv Schaffhausen verdanken wir Frau Olga Waldvogel. Diese korrigieren teilweise die Lit.: Z X 250-252; C[arl] A[ugust] Bächtold, Geschichte der Pfarrpfründen im Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1882, S. 113. 115; Jakob Wipf, 289. 293. 321; Hans Baur, Rottweil und Mülhausen. Was diese ehemaligen Schweizerstädte in Reformation und Gegenreformation erlebten, in: Schweizerisches Protestantenblatt, Jg. 55, 1932, S. 13; Friedrich Thöne, Zwei Risse zu Schaffhauser Prädikantenscheiben von Thomas Schmid (?) und Hans Caspar Lang, in: Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 49. Heft, 1972, S. 57; Pfarrerbuch 45f. 196; HBLS II 236.

Iam expendite nobis, charissimi fratres Myconi ac Carolstadi, num syncere nostra intellexerint 2 Quis ex omni illa confessione 3 nostra vel suspicari poterat nos id vel per somnium somniasse, quod illi nos de distributione asserere fingunt, quasi corpus Christi naturaliter pani sit unitum eoque iam primum per symbola distribuatur 4 . Proinde deciarate etiam vos illis synceritatern confessionis nostrae. Nam et nos amice illis hoc ipsum approbare scriptis nunc annitimur 5 . Interim vobis sous haec scripta putabitis. Non potuimus haec vos celare, qui cordibus nostris penitius estis insculpti. Quod si quid temenus et non sine veritatis, simplicitatis veraeque concordiae [damno?] b positum videritis, oramus iam secundo, ut libere moneatis.

Valete et nostri memores estote in precibus.

H. Bullingerus etc.

Hasce litteras tu solus una cum Carolostadio lege.

[Ohne Adresse.]