Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[3027]

Gervasius Schuler
an Bullinger
Memmingen,
1. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 361, 340 (Siegelabdruck) Ungedruckt

[1] Schuler konnte Bullingers letztem Brief vom 25. September [nicht erhalten] entnehmen, wie freundlich Letzterer ihm und seiner Familie gesinnt ist. Er ist Gott (der ihn in seinen Ängsten. nie verlassen hat) dafür dankbar. Er ist auch Bullinger dankbar, kann ihm diesmal jedoch seinen Dank nur auf begrenzte und unzulängliche Weise bekunden. Bullinger (der dabei dem. Willen. Gottes nachgekommen ist) hat ihm (der Gott dafür dankbar ist), [mit seiner Abhandlung "Contra scandala ex bello infeliciter gesto oborta Apologia"] einen wichtigen Dienst erwiesen, durch den Gott ihm Gutes getan hat. Dieser hat das Flehen seiner bedrängten Kirche in Memmingen erhört [indem er die Stationierung einer kaiserlichen Truppe in der Stadt verhinderte] und hat ihn zudem durch Bullingers [Abhandlung] recht ermutigt. -[2]Der Frau [..., geb. Lübegger] von Schuler wie auch seiner ganzen Familie geht es gut. -[3]Die ihm anvertraute Kirche betet unaufhörlich und zählt auf Gottes Hilft. Die Päpstlichen beneiden die Memminger [Protestanten] sehr um das (ihrer Meinung nach unsichere) Glück, das Gott ihnen in diesen unruhigen Zeiten gönnt. Sie versuchen mit allen Mitteln, den Memmingern den Messhandel aufzuzwingen, während diese mit aller Kraft Gott bitten, dies abzuwenden. Der Briefüberbringer [...]wird alles mitteilen, was ihm von Schuler aufgetragen wurde. -[4]Schulers Gattin wünscht Bullinger und seiner Familie alles Gute. Sie hat vor, sich fur die erwiesene Wohltat zu revanchieren. -[5]Grüfte vom Bürgermeister Balthasar Funk, vom Arzt und Schulers Gönner Ulrich Wolf hart, und von allen Pfarrkollegen, denen Bullingers Abhandlung sehr nützlich ist. Gott behüte Bullinger und die Seinen! Dieser soll sich weiterhin von Schulers Not berühren lassen und für diesen und die Memminger Kirche beten.

Gratiam et pacem a domino per lesum, servatorem nostrum. Venerande frater, accepi proximis, quas ad me 25. semptembris 1 scripsisti, litteris 2 animum tuum erga me et totam meam familiam propensissimum; pro quo gratias ago deo meo, qui me in huiusmodi anxietatibus nusquam dereliquit, deinde tibi, non quas debeo, sed quas pro hac vice possum, gratias habeo, qui michi, benevolenti deo pro tibi data gratia, obedientiam 3 tantam praestitisti, ut illi 4 , qui tuo michi benevoluit ministerio, obsequeris. 5 Dominus hic

c Darüber von Bullingers Hand Alexander Peyer, burgermeister zu Schaffhusen.
1 Zu dieser Schreibform s. Stotz III 292, Nr. 251.1.
2 Nicht erhalten.
3 Zuwendung.
4 Gemeint ist Gott.
5 Offensichtlich hatte Bullinger seine handschriftlich gebliebene Abhandlung "Contra scandala ex bello infeliciter gesto oborta Apologia" nicht nur an Ambrosius Blarer, Georg Frölich und Joachim

Memminge exaudivit preces adflictae ecciesiae suae. 6 Apud te tuo ministerio supra modum me consolatus est.

Quod uxorem 7 et familiam 8 attinet meam, omnia per deum bene habent.

Ecclesia michi commissa in oratione assidua est expectans auxilium domini. Pontificii valde invident nobis hanc a pendulam (quod hostium opinionem spectat) ba foelicitatem, qua per dominum in tantis rerum turbis fruimur. Unde est, quod omnes conatus huc conferant, ut nobis missaticam saltem nundinationem obtrudant. 9 Nos illam totis viribus deprecamur. De reliquis ex presentium latore 10 accipies meo ad illum relatu.

Uxor mea precatur tibi tuaeque familiae omnem in domino foelicitatem gratiasque maximas agit tue in nos benefolentiae 11 . Recompensura, si quando fieri potest, hanc tuam in nos animi promptitudinem.

Salutat te Funckius consul 12 , Huldrichus 13 medicus, doctor et mecenas foster, et fratrum symmistarum totus conventus, qui in officio ecciesiae tuis lucubrationibus 14 non parum gaudent se esse adiutos. Behut dich und die deynen der liebe gott, früntlicher, hertzlieber prüder. Laß dir mitt dißem meynem schreyben meyne treheren 15 zu hertzen gohn und bitt für die kirchen zu Memmingen und mich, deinen lieben prüder, etc. Datum Memmingae, prima octobris anno 1547.

Tuus Gervasius, amicus ille inquam.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo meo et veteri amico et domino Heynricho Bullingero, Tygurinae ecciesiae antistiti, etc.

a-a Am Rande nachgetragen. -
b Klammern ergänzt.
Vadian, sondern auch an Schuler gesandt; s. Nr. 3023, Anm. 32. Diese Vermutung wird unten in Z. 21f erhärtet.
6 Indem die Memminger die von ihnen befürchtete (s. dazu Nr. 3001,5-9) Einquartierung von kaiserlichen Truppen in ihrer Stadt durch eine Geldzahlung abwenden konnten; s. Nr. 3001, Anm. 3; Nr. 3020,25-27.
7 [...] Schuler, geb. Lübegger.
8 Zu Schulers Kindern s. Culmann, Schuler
76; HBBW X 32, Anm. 9f; XIII 66, Anm. 19; XV 222, Anm. 48f; 480,33-35.
9 Siehe schon Nr. 3001,4f. 36-38.
10 Unbekannt.
11 = benevolentiae.
12 Balthasar Funk, der Bürgermeister von Memmingen.
13 Ulrich Wolfhart.
14 Siehe dazu oben Anm. 5.
15 Tränen; s. Grimm XXI 1170 s.v. träher.