Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[3026]

Die Schaffhauser Schulherren Alexander Peyer, Alexander Offenburger und Johannes Stierlin
an Bullinger
Schaffhausen,
1. Oktober 1547

Original a : Zürich StA, E II 362, 9 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Peyer, Offenburger und Stierlin haben zu Bullinger und seinen Kollegen ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis, weil diese sich der Söhne der Schaffhauser Ratsherren und Patrizier immer gut angenommen haben. Demzufolge erlauben sie sich nun nachzufragen, wie es denn mit den Studienfortschritten, dein Lerneifer und dem Benehmen des Sohnes [Johann Frank]des Schaffhauser Bürgers Hans Frank steht. Bullinger möge dein Briefüberbringer [...] ein entsprechendes schriftliches Zeugnis übergeben. -[2] Die Schaffhauser Ratsherren werden dein Urteil völlig vertrauen und sich als dankbar dafür erweisen.

Unnser guttwillig, frundtlich dienst allzit zevor, wirdiger, hochgelerter, sonnders günstiger, lieber herr. Alß dann ir samptt uwern mitdienern und predigcanten göttlichs worts uch bißher mitt unsern herren und obern burgerßsönen gantz höchlich bemüet 2 , derowegen 3 wir ain sonders hoch gut vertruwen zu uch tragen, demselbigen nach so ist unser gantz hochflissig

b Darunter von Bullingers Hand bannes de Hotot, Gallus. -
a Kanzleihand.
1 Alexander Peyer, Alexander Offenburger und Johannes Stierlin gehörten von 1542 bis 1551 (und zum Teil auch schon früher) zu den Fünf Geheimen Räten von Schaffhausen; s. Fabian, Räte 457f. - Alexander Peyer, 1500-1577, war mehrfach Bürgermeister von Schaffhausen und erwarb durch erfolgreichen Textilhandel ein beachtliches Vermögen; s. HLS IX 654. Von Peyer ist ein weiterer Brief an Bullinger vom 6. April 1573 überliefert. - Johannes Stierlin, der möglicherweise identisch ist mit dem bereits in HBBW V 333 erwähnten Zunftmeister,
war 1538 Obervogt zu Thayngen und verstarb im Jahr 1554; s. HBLS VI 552.
2 gantz höchlich bemüet: sehr Mühe gegeben (habt). - 1540 hatten die Schaffhauser einen Stipendiatenfonds gegründet, der jährlich das Studium von zwei Jugendlichen in Schaffhausen und von vier weiteren, fortgeschritteneren, in der Fremde finanzierte; s. Robert Lang, Geschichte des Stipendiatenwesens in Schaffhausen, Schaffhausen 1932, S. 4. 49.
3 deswegen.

ansynnen 4 und bitten an uch, ir, samptt uwern genanten mitpredicanten, wöllen uch nochmals verrer 5 bemüen und by uch zu Zürich, wölchermassen sich unsers burgers Hans Francken 6 sone 7 im studio bißher gehalten (ob er die lectionen, wie sich geburt, vlissig und empßig besuchtt und visitiert, ouch was sin thun und lassen 8 und wieverr 9 er im studio procediert und fürgeschritten sige 10 ) b , erkundigung und nachfrag haben, und uns alßdann, was ir befinden, woverr 11 müglich, zum fürderlichesten by zaigern brieffs 12 in schrifft berichten und verstendigen.

Bewisen uch derhalben 13 unsers vertruwens hierinnen so wilfarlich 14 . Das stat uns hinwiderumb umb uch gantz gutwillig zu beschulden 15 . Datum sampstags nach Michaelis, anno, etc., 47.

Allexander Payer, burgermaister, Allexander Offenburger und Johans Stierlin, bed des rats, als verordnete schulherren der statt Schaffhusen.

b Klammern ergänzt.
4 hochflissig ansynnen: dringendes Ansuchen.
5 weiter (ferner).
6 Johann (Hans) Frank ist 1530 und 1553 als Spitalschreiber in Schaffhausen nachgewiesen. Vermutlich übte er diese Funktion auch während der Jahre zwischen diesen beiden Daten und vielleicht sogar auch noch danach aus. 1542 und 1543: Als Mitglied des Großen Rates nachgewiesen, und zwar als Vertreter der Weberzunft. 1556 bis 1565: Möglicherweise identisch mit dem gleichnamigen Kleinrat; s. Heinrich Wanner, Der Schaffhauser Pfarrer und Chronist Johannes Frank, in: Schaffhauser Nachrichten 1547, Nr. 181; Berty Bruckner-Herbstreit, Die Fenster- und Wappenschenkungen des Standes Schaffhausen, in: Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 71, 1957, S. 56, Nr. 91.
7 Johann (Hans) Frank d.J., aus einem alten Schaffhauser Geschlecht, ca. 1529 geboren. Besuch der Lateinschule in Schaffhausen. Juni 1544 bis Oktober 1547: Studium in Zürich. Von November 1547 bis Dezember 1550: Studium in Basel. Vielleicht ist danach ein kurzer belegter, aber nicht datierter Aufenthalt in Lausanne anzusetzen. Juni 1551: Pfarrer und Schullehrer im Hemmental bei Schaffhausen. Sommer 1552: Landpfarrer
in Beringen und im benachbarten Löhningen. Juni 1555: zweiter Frühprediger im Schaffhauser Münster. Oktober 1557: Pfarrer in Schleitheim. März 1572: Montag- und Dienstagsprediger im Schaffhauser Münster und gleichzeitig Pfarrer in Büsingen. 1574: Schulherr in Schaffhausen. Gestorben am 5. November 1581. - Johann Frank hat eine auf Latein verfasste handschriftliche Abhandlung zur Verteidigung der reformierten Lehre und eine Chronik geschrieben, von der heute nur noch Auszüge vorhanden sind. - Lit.: Schaffhausen StA, Abschriften 4/1, S. 88-106 (Auszüge aus der verschollenen Chronik des Johann Frank von Johann Jakob Spleiss' Hand); M-Basel II 51, Nr. 18; Wanner, aaO, Nr. 181-183. - Wir danken Frau Erika Seeger vom Staatsarchiv Schaffhausen und Rainer Henrich für die freundliche Unterstützung bei den Literaturrecherchen.
8 thun und lassen: Benehmen.
9 wie weit.
10 sei.
13 soweit; wenn.
12 by zaigern brieffs: mit dem Briefüberbringer. - Unbekannt.
13 diesbezüglich; s. SI 111166.
14 so wilfarlich: sehr (s. SI VII 20) gerne.
15 vergelten.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen und hochgelerten herren Hainrico Bullinger, der hailigen göttlichen schrifft leerem Zürich, unserm sonders günstigen, lieben herrenn. c