Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[273]

Philipp von Hessen an
Bullinger und
Hans Rudolf Lavater
Kassel,
15. Oktober 1533

Zeitgenössische Abschrift: Zürich StA, E II 341, 3521 Gedruckt: Misc. Tig. I/4 84f; Reformationsbündnisse 107

Lobt das Festhalten der Zürcher an ihrem Glauben. Widrigkeiten, die sie darum zu erdulden haben, sind Züchtigungen Gottes. Sie sollen dem Gotteswort weiterhin treu bleiben, Gott wird sie dafür reichlich belohnen. Er, Philipp, will ihnen nach bestem Können mit Rat und Tat beistehen.

Philippus von gottes gnaden landgrafs zu Hessen, grasse zu Catzenelenbogen etc.

Unnseren gnedigen gruß zuvor, erberen lieben besunder etc.

Wir habend vernomen, das ir 1 nach getreuwlich unnd fleißlich am wort gottes hangend unnd darby standhafft bleiben syend, daselbs auch treuwlich treibet 2 unnd fürdret, unnd das haben wir seer gern gehört 3 . Als aber ir darneben auch deshalben in anfechtung unnd widerwillen 4 komen 5 , achten wir, das der herr üch als die sinen heimgesucht unnd das ze üwerem besten gethon habe, demnach gesagt ist, das «die der herr liebet, die züchtiget er» [Hebr 12, 6]. Und darumb ist unnser gnedig begäre, wie dan wir auch zu üch güter zuversicht sind, ir wellend am gottes wort unnd evangelio unverdrossen unnd bestendenklichen bleiben unnd beharren, dem herren vertruwen, der wirt das alles zu siner zit zum besten keren unnd euch reichlich mit sinen gnaden belonen. Und was dan wir noch unserem vermügen üch geradten unnd heissen mogen, daß, unnd üch ze gnaden, seint wir geneigt. Welches wir üch allso gedenklichen[!]6 wolten zu erkennen geben.

Datum in unnser stadt Cassel, mitwuchens noch Dionisii anno etc. 33.

Philippus L. z. Hessen etc. sst.

[Adresse über dem Brieftext:] Dem erbaren wißen lieben besunderen M. Heinrichen Bullinger, prädicanten zum grossenmünster zu Zürich, unnd Hansen Rudolff Lavather, jetz vogt zu Kiburg.

1 Nämlich: Kirche und Staat Zürich.
2 betreibt, fördert (Grimm XI/I 2 53).
3 Woher diese Information stammte, ist ungewiß, vgl. Reformationsbündnisse 107, Anm. 1.
4 Ungemach, Unannehmlichkeit (Grimm XIV/I 2 1390).
5 Gemeint ist sicherlich der Mandatstreit; dazu s. oben S. 35, Anm. 11. 100, Anm. 4. 113, Anm. 12.
6 Sollte wahrscheinlich heißen: gnädiglich.