Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2561]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
2. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 345, 3371 (Siegelspur) Ungedruckt

Frölich hätte schon eher geschrieben, aber es gab nichts Besonderes mitzuteilen. Auch jetzt hat er nicht viel zu berichten, will aber den [Rats]boten [...] nicht ohne einen Brief gehen lassen. Kaiser [Karl V.]lagert mit seinen Italienern und Spaniern an einer schwer zugänglichen Stelle, die zwischen einem Sumpfgebiet, Ingolstadt und der Donau liegt. Er wartet auf die 3'000 niederländischen Kavalleristen und 15'000 Infanteristen, die bei Bingen den Rhein überquerten. Bei Frankfurt werden die etwa 18'000 Fußsoldaten und 2 '000 Reiter der [Schmalkaldener] ihnen den Weg versperren. Das Heer unter Kurfürst [Johann Friedrich] von Sachsen, Landgraf [Philipp] von Hessen und sieben anderen Fürsten liegt [nur] eine halbe Meile vom Lager des Kaisers entfernt. Man will Wege aus Reisig und Holz [durch das Sumpfland] bauen, um einen Angriff zu ermöglichen. Täglich gibt es heftige Gefechte mit

kann, kommt nur noch folgende Schrift in Frage: Am neüwer Romischer Pasquillus von dem Bapst, seinem Reych unnd seinem Still, der Statt Rom und irer Töchtern Pariß und Cöln, sampt allen iren glydern ... Mit klarem Text der Bibel, Allts unnd News Testaments, on ainigen zusatz..., Augsburg, Valentin Othmar, 1546 (VD/6 54298 —Zürich ZB, 16.1456/1). Davon kennt VI)/6 nur die hier angeführte Ausgabe, weist diese allerdings dem Meistersinger Martin (Michael) Schrot zu (vgl. schon Nr. 2534, Anm. 62) — eine Zuordnung, die des Öfteren in der Literatur behauptet wird (s. z.B. Schlüter 110. 324, Nr. 227). Letztere beruht aber nur auf folgender Beobachtung: Bei dem vorletzten Holzschnitt dieses Druckes (der im ganzen drei Holzschnitte enthält) befinden sich auf dessen Seiten und darunter die Verse.,, "Der Bapst satzt sich an die hochste Statt/ Darumb in Gott gestürtzet hat./ Weil er uns bracht umb leib und Seel/ Ist sein urthail im hellischen quel./ Ir bauch, ir Got, bringt sy in not." Diese Verse sind mit "Martin Schrot" unterschrieben. Doch finden sie sich mit dem Namen ihres Autors in anderen zeitgenössischen Drucken ebenfalls, wie dies bereits Johannes Voigt, Über Pasquille, Spottlieder und Schmähschriften aus der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, in: Historisches Taschenbuch, hg. v Friedrich von Raumer, Jg. 9, Leipzig 1838, S. 378 (der das hier angeführte Pasquill auf S. 350f. 358f. 375-378 erwähnt), bemerkt hat. Demzufolge ist die Zuschreibung des Pasquills an Schrot keineswegs zwingend. Die obigen Erläuterungen lassen vielmehr vermuten, dass es Sixt Birck zuzuweisen ist, dessen Interesse für das Alte und Neue Testament außerdem gut belegt ist; s. Killy 2 I 555-557; HBBW XVI 187, Anm. 3. — Zur Übersendung durch Frölich s. Nr. 2561,40.
83 Vorliegender Brief wurde zusammen mit Brief Nr. 2561 durch einen Augsburger Ratsboten übermittelt; s. Nr. 2561, Anm. 4 und Anm. 67.
1 Der Ort ergibt sich aus Nr. 2560,108f.

Gefangenen und Toten. Die [Schmalkaldener] haben aber dabei weitaus größeren Erfolg. Am 29. August hat Sebastian Schertlin im Dorf (Gerolfing] 200 von über 1'000 Spaniern getötet und den Papstfreund Alessandro Vitelli lebensgefährlich verletzt. Andere konnten durch die Hilfe von [Ottavio Farnese], Herzog von Camerino, fliehen. Auf [schmalkaldischer Seite] starben zwei Knechte [Melchior Rhau und Georg Bruch] sowie ein sächsischer Edelmann [Christof von Bodenhausen]. Schertlins Hengst wurde tödlich getroffen. Die kaiserlichen deutschen Landsknechte hinterbringen den [Schmalkaldenern] die Angriffsabsichten des Kaisers. Dieser ist ihnen gegenüber misstrauisch und lässt sie nicht an den Kämpfen teilnehmen. Weitere Nachrichten werden folgen. Bullinger soll für die [deutschen Protestanten] beten. Sie erhalten überaus viel Zulauf und haben an die 9'000 Mann Kavallerie und 60'000 Mann Infanterie. Beiliegend sendet Frölich ein Pasquill [von Sixt Birck]und den Eid des Kaisers [mit dem dieser sich 1519 dem Reich gegenüber verpflichtet hatte]. Das Bündnis zwischen Kaiser und Papst [Paul III.] kennt Bullinger ja schon. Grüße. Die Zürcher Ratsherren sollen diese Mitteilungen auch erfahren. Wären Letztere bedeutend gewesen, hätte der Augsburger Rat selbst darüber berichtet. Gerade kommt Hans Vogler [d.Ä.] mit Bullingers Brief [nicht erhalten] und der Cosmographia" [von Johannes Honter]. Herzlichen Dank. Bullinger wird wohl recht haben, wenn er sich entschlossen hat, seinen Lukaskommentar [doch nicht den Augsburger Ratsherren, sondern Hans Welser allein] zu widmen. Um Ambrosius [Blarer, der Welser verteidigt], nicht zu beleidigen, [hatte Frölich: sich über Welser positiver geäußert], auch wenn er weiterhin der Meinung ist, dass Letzterer im Glauben unbeständig und scheinheilig ist, und es somit fraglich ist, ob er im kommenden Jahr wieder Bürgermeister wird. Allerdings wären auch die Augsburger Ratsherren einer Widmung nicht würdiger gewesen, zumal es unter ihnen mit der einen oder anderen Ausnahme (Haller kann dies bestätigen) an regierungsfähigen Männern von der Art eines [Lucius]Aemilius [Paullus] und eines [Marcus Porcius] Cato völlig mangelt. Die Kaufleute verfolgen eben ihre Privatinteressen ... Im [Groß]rat jedoch finden sich viele integre, wenn auch ungebildete Männer. Wegen der grassierenden Klage, dass die Hilfeleistung der Eidgenossen ungenügend sei, senden die Bürgermeister [Georg Herwart und Simprecht Hoser] im Namen des Augsburger Rats eine Entschuldigung an den Rat von Zürich. Damit bekunden sie, dass man im Gegenteil mit den Eidgenossen sehr zufrieden ist. Auf die Anfrage der Zürcher bezeugen sie ferner, dass viele Söldner aus den Neun Orten den (Schmalkaldenern und nicht dem Kaiser] zugezogen sind. Im kaiserlichen Lager betrauert man drei am Sonntag (29. August] erschossene Italiener oder Spanier. Die [Schmalkaldener] hatten vor, heute anzugreifen. Darüber wird Frölich wohl morgen mehr erfahren. Hans Wilpert Zoller wurde vor drei oder vier Wochen durch seinen Leutnant [...] verwundet, ist aber schon nach vier Tagen wieder genesen. Musso [Gian Giacomo de' Medici]wird auch in [Deutschland]auf ebenbürtige Widersacher stoßen! Schertlin erweist sich als sehr nützlich. Gestern hat Hauptmann [Balthasar Füger] mit 60 Mann einen Vorstoß aus der Klause Ehrenberg gemacht und die 200 vor dem Schloss liegenden Italiener verjagt. Größe an [Anna, geb. Adlischwyler], an die Kinder, die Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater], an den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs] und [Rudolf] Gwalther.

Gnad unnd friede von gott. Fürgeliebtister herr unnd bruder, ich kan eur verlanngen nach meinen brieffen leichtlich abnemen 2 , unnd bets so lanng nit verzogen, wa 3 schrybenwirdigs verhanden gewesen. Unnd wiewol noch wenig verhannden, hab ich doch diesen aigen botten 4 nit leer zu euch komen wollen lassen.

2 spüren.
3 wenn.
4 Unbekannt. —"Aigen"im Sinne von "besonderen". Hier ist der Bote der Stadt Augsburg gemeint, der die an Zürich gerichteten
Schreiben des Augsburger Rats vom 1. (Zürich StA, A 202/1, Nr. 15 und 15 a: Beilage) und vom 2. September (Zürich StA, A 202/1, Nr. 16) übermittelte.

Der keyser 5 mit seinen Walhen 6 unnd Hispaniern hat sich bei Ingolstat inn ein vortail 7 gelegt. 8 Ist ain moß 9 hinder ime, die stat vor ime unnd die Thunaw 10 an der seitten, allso das nit wol zw ime zu kumen. So will er nit schlahen 11 sonnder warttet 12 auff den niderlendischen hauffen. Der soll sein 3'000 pferde unnd 15'000 zw fueß, welche glichwol 13 uber Rein unnder 14 Menntz bei Bingen komen 15 . Denen werden die unnsern, dem auch bis inn 18'000 zw fueß unnd 2'000 zw roß nit ferr von Franckfurt liegen, 16 underston den zug ze wehren oder sich mit ine zu schlagen.

Unnser gewaltiger hauff, darinn der churfürst zw Saxen 17 , der landgraf zw Hessen 18 unnd annder 7 deutsch fürsten persönlich sind, liegen ain halbe meil 19 von des kaisers geleger. Verhoffen, mit reißig unnd holtz wege ze machen, darüber sie den feynnd mögen haimsuchen.

Es tragen sich täglich grosse scharmutz! gegen ainander zw. Werden zw beden tailn viel gefanngen unnd umbracht. Aber (gott lobe) haben die unnsern noch kainen sonndern schaden genumen, sonnder allmal dreimal so viel als der feynndt ußgericht.

Auff 29. augusti hat herr S[ebastian] Schertlin sampt anndern ob 20 1'000 Spanier inn aim dorff 21 funden, darunnder sie ob 200 erlegt. Die anndern synnd entrunnen, uß ursach das ine ir oberster duco de Chamerin 22 mit

5 Karl V.
6 Welschen, hier Italienern.
7 vorteilhafter, gesicherter Platz; s. Fischer II 1683.
8 So auch im Brief des Berner Rats an den Rat von Zürich, 2. September 1546 (Zürich StA, A 177, Nr. 30).
9 Sumpfland.
10 Ferner.
11 angreifen.
12 So auch der Rat von Konstanz an den Rat von Zürich, 1. September 1546 (Zürich StA, A 205/1, Nr. 223), und der Rat von Bern an den Rat von Zürich, 2. September 1546 (aaO, A 177, Nr.30).
13 "dennoch" (wenn hier eine Anspielung auf die fehlgeschlagene Überwachung des Rheins durch die Schmalkaldener vorliegt) oder "ebenso"; s. SI XV 1361f.
14 unterhalb, d.h. rheinabwärts.
15 gekommen sind. — Siehe dazu Nr. 2548, Anm. 50. — Inzwischen war Maximilian von Egmont, Graf von Büren, mit seinen niederländischen Truppen am 28. August aus [Mainz]-Kastel aufgebrochen und strebte in das mainzische Höchst (bei Frankfurt aM.): s. PC IV/1 355, Nr. 338; 359, Nr. 340.
16 Zur Besetzung des Mains durch Christoph
von Oldenburg s. Nr. 2558, Anm. 23.
17 Johann Friedrich I. von Sachsen.
18 Philipp von Hessen.
19 Zu dieser Angabe s. Nr. 2551.23-25.
20 über, oder: etwa.
21 Gerolfing, 7 km westlich von Ingolstadt (bei Viglius van Zwichem 87 ist von "Gerollingen" die Rede, was nicht mit dem gleichnamigen Dorf im Lkr. Ansbach zu verwechseln ist). — Siehe dazu Paulus, Schertlin 65f und zum Folgenden besonders Schertlins Darstellung in seinem Brief an den Augsburger Rat vom 30. August 1546 (Herberger, Schertlin 166— 170, Nr. 56, mit einem Bericht des Memminger Stadtschreibers Georg Maurer an Georg Herwart auf S. 167f. Anm. *) sowie seine Lebensbeschreibung (Leben und Thaten des weiland wohledlen und gestrengen Herrn Sebastian Schertlin von Burtenbach, durch ihn selbst beschrieben, hrsg. v Ottmar F. H. Schönhuth, Münster 1858, S. 431 - dort wird der Name des Dorfes Gerolfing als "Gerlafingen" wiedergegeben).
22 Ottavio Farnese, Herzog von Camerino, dem (ungefähr ab Juli 1545; vgl. HBBW XV 507f, Anm. 22) die päpstlichen Truppen

1,000 zu hilff komen. Inn diesem scharmutz ist Alexander Vitello 23 , des babsts 24 freund ainer, bis 25 uffn todt geschossen. Den unnsern seien zwien knecht 26 dahinden a plieben unnd ain saxischer edlman 27 , desglychen dem herr Schertlin sein henngst geschossen worden.

Die Teutschen uffs fynndts seitten empieten den unnsern frei rund zw 28 . Were ine möglich, sie wollten zw unns fallen, etc. Darumb trawt me der k[aiser] nit. Lasst sie auch weder uff scharmutz noch inn annder wege 29 uß seinem geleger.

Was sich ferner fuegt 30 , thu ich euch schreyben. Bittend gott hertzlich fur unns. Yederman ist getrösst unnd vertrawt gott unnd der gerechten guten sach. Wir haben ain übermaß von volkh. 31 Ist ain sollicher zulauf an allen ortten, das es kain mensch ||337v. glaubt het. Meins erachtens synnd unnsers tails ob 9'000 zw roß unnd bis inn 60 tausent zw fueß. Unnd gefallt mir am allerbassten, das niemand uff diese, sonnder uff gottis macht bawet unnd traut.

Hiemit ainen pasquillum 32 unnd des keysers aide 33 . Die bundtnus mit dem babst 34 habt vorhin.

Grüesst mir all liebe herrn unnd bruder.

Wollend diese geschicht meinen gunnstigen herrn vom rat 35 auch kundt thon. Myne herrn 36 hetten me gern selbs geschriben, da ichzit 37 besonnders geschehen were. 38

a dahinden über der Zeile nachgetragen.
unterstellt waren; s. Mameranus, Heer a4r. und b2v. — Vgl. Herberger, Schertlin 167: "dann der duco de Camere ist inen mit ainer grossen anzal folckh zu hilf komen".
23 Alessandro Vitelli, der Leutnant von Ottavio Farnese (s. Mameranus, Heer b2v.; HBBW XV 507f, Anm. 22), wurde zwar getroffen (s. Herberger, Schertlin 168), starb aber nicht. Eine ähnliche Meldung findet sich im Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat, 5. September (Zürich StA, A 205/1, Nr. 224).
24 Paul III.
25 beinahe.
26 Gemeint sind wahrscheinlich Melchior Rhau und Georg Bruch; vgl. Nr. 2581,391.
27 Am 29. August kam der kursächsische Feldmarschall Christof von Steinberg beinahe ums Leben (s. Mentz III 550, Nr. 69). Da er dabei aber nicht einmal verwundet wurde, ist hier eher der hessische (von sächsischer Herkunft) Christof von
Bodenhausen gemeint, der allerdings bereits am 26. August gefallen war; s. Carl Philipp von Hanstein, Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein in dem Eichsfelde in Preußen (Provinz Sachsen) nebst Urkundenbuch und Geschlechtstafeln, Bd. 2, Kassel 1857, S. 237; PC IV/I 349, Nr. 330; Mentz III 549, Nr. 69. — Vgl. auch Nr. 2560,61f.
28 empieten ... frei rund zw: tun (durch Boten) unumwunden kund; s. Fischer II 1720 s.v. frei (unter B. Adverb 1.); ebd., Viii 1299 s.v. zuentbieten.
29 inn ander wege: auch sonst nicht.
30 ereignet.
31 Vgl. Nr. 2564.15f.
32 Ein von Sixt Birck verfasstes Pasquill; s. dazu Nr. 2560, Anm. 82.
33 Siehe dazu Nr. 2551, Anm. 28.
34 Die zwischen Papst Paul III. und Kaiser Karl V. ausgehandelten Artikel; s. Nr. 2485, Anm. 52; Nr. 2547, Anm. 7.
35 die Ratsherren von Zürich.
36 die Ratsherren von Augsburg.

Gleich wie ich bishere geschrieben, ist herr Hanns Vogler mit eurm mir allerangenembsten briefen kumen. 39 Sage euch der zugesanndten coßmographi 40 unnd annders fleissigen dannckh. Ich weiß es nit zu verglichen 41 . Will aber ain fromer, trewer bruder sein, so viel gott (darumb ich bitt)"gnad verleiht.

Prudenter scribis de mutatione consilii dedicationem Luce tui attingentis. 42 Nisi vero metuerem optimum virum Ambrosium 43 nostrum offendi per hoc posse, persisterem omnino in sententia priore. Nam vir ille, de quo mentio est, multis argumentis prodit suam in religione hipocrisim. Ipsum autem inconstantissimum esse, tota nostra urbs testatur, adeo ut multi dubitent, num futuro anno consulatum aditurus sit. Nihilominus tamen tecum sentio. Perge igitur cum instituto. Nollem te scire, quam egeni hic simus virorum ad res gubernandas habiliurn c . Mercatorum nil nisi privata curantium apud nos ingens numerus est. Dominus singulari benignitate hanc civitatem conservat. Disquire semel ex Hallero, fratre iucundissimo, quot Aemilios 44 et Cathones 45 habeamus. Disquire, inquam, quot literarum amatores ex magnatibus. Vix monstrabit duos. Ego, sic me deus amet, vix unicum novi! Reliqui omnes indigni sunt, quibus tua sacrosancta dedicentur. Senatui autem nostro, in quo illiterati atque innocentes multi sunt, nihil detraxerim.

Ich hab meinen herrn gnugsam angezeigt, was böser reden von den loblichen Eydtgnossen sollen ußgossen werden, wiewol ich by gutem glauben von keinem menschen ye gehört, der sich ob inen beclagt, als thetend sie nit alles guts by unns. Desglichen meinen herrn auch verwundert, wer solche wort ußschütt. Darumb schriben sie hiemit eurn herrn 46 unnd entschuldigen

b Klammern ergänzt.
C habilium über der Zeile nachgetragen.
37 da ichzit: wenn etwas.
38 Am gleichen Tag verfasste nämlich der Augsburger Rat ein Schreiben an Zürich (s. oben Anm. 4; unten Z. 70-73), in dem vorliegende Nachrichten nicht mitgeteilt wurden.
39 Ein nicht erhaltener, aber bezeugter Brief Bullingers; s. Nr. 2543,1; Nr. 2560,108f.
40 Die "Rudimenta cosmographica" von Johannes Honterus; s. Nr. 2459, Anm. 37.
41 vergelten.
42 Bullinger wird Frölich mitgeteilt haben, dass er seinen Kommentar doch Hans Welser allein und nicht dem ganzen Rat Augsburgs widmen werde, wie er dies noch kurz zuvor geplant hatte (s. Nr. 2535,17f). Vgl. auch Nr. 2560,34. — Zum Grund für Bullingers Sinneswandel s. Nr. 2534,35-48.
43 Ambrosius Blarer, der Welser vor den
Angriffen Frölichs verteidigte; s. Nr. 2530,4-15; Nr. 2534,35-48.
44 Der römische Politiker und Feldherr Lucius Aemilius Paullus (,,Macedonicus"; geb. um 228 v Chr.) galt als Beispiel für Strenge und Aufrichtigkeit.
45 Der römische Politiker und Schriftsteller Marcus Porcius Cato d.Ä. (234-149 v Chr.) war als Zensor für seine Strenge berühmt.
46 Das Schreiben des Augsburger Rates an den Rat von Zürich vom 2. September 1546 (Zürich StA, A 202/1, Nr. 16). Darin wurden die Eidgenossen gebeten, den Gerüchten, nach denen die Schmalkaldener mit den Eidgenossen nicht zufrieden wären, keinen Glauben zu schenken. Die von den Eidgenossen gewährte Unterstützung sei ja schon allein daran zu erkennen, dass sie ihre Söldner nicht zurückfordern

sich, beloben 47 me auch ir getrewe furdrung 48 , das die 9 ort wider unns nit, sonnder ettlich viel uß inen unns zuzogen synnd, 49 als euch on zwyffl die herrn burgermeister 50 sollichs nit verhalden werdind. 338r.

|| Es sollen drei furneme Welsch oder Spanier 51 am sontag 52 durch die unnsern erschossen syn, von dem wegen in des keisers geleger groß traum ist. Die unsern haben heut wollen dem kaiser inn sein leger fallen. 53 Wie es ergangen, kan ich nit wissen. Wills aber, ob gott will, morgen erfaren.

Hanns Hilpert Zoller ist vor 3 oder schier 54 4 wuchen ein wenig durch syn loitenant 55 gestochen worden, daran er nit uber 4 tag gelegen unnd zu stunnd an wider uffrecht worden. Waiß auch nit anders, dann das er frisch unnd gesundt sei. Er wurdt yetzt sehen, das me sein lebenlang erfrewen wurdt.

Der von Muß 56 mit seinen welschen lissten wurdt des orts auch lewt fynnden. 57 Unnser Schertlin erzaigt sich uß den gnaden gottis zum aller furstendigsten 58 .

Gestert 59 ist unnser hauptman 60 uff Ernberger Clausen mit 60 mannen ußgefallen 61 unnd hat wol 200 Walhen, die vor dem schloß gelegen, verjagt unnd im viel darunnder erstochen. Gott hat bishere wol bei diesem werckh gewirckt. Der wurdts on zwyfel zum bessten ennden. Amen.

Gruesst mir wyb 62 unnd kynnd 63 , die herren burgermaister 64 . stattschriber 65 unnd minen Gvaltherum. Eilend, 2. septembris 1546.

Tuus ex animo G. Laetus, etc.

[vgl. dazu Nr. 2540, Anm. 24]. Die Zürcher sollen diese Entschuldigung auch Basel, Bern und allen anderen Orten mitteilen.
47 bezeugen; s. SI III 995.
48 getrewe furdrung: pflichtgetreue Unterstützung. — Die Zürcher hatten sich in einem Schreiben an Augsburg offensichtlich über das Gerücht erkundigt oder beschwert.
48 Vgl. Nr. 2560,16-30.
50 Bürgermeister Augsburgs waren 1546 Georg Herwart und Simprecht Hoser; s. Nr. 2464, Anm. 45.
51 Der Hauptmann Constantio d' Ascoli mit einem seiner Leutnants und Graf Filippo Bentivoglio, oder, nach anderen Angaben, Thomaso d'Ascoli, Constantio d'Ascoli und einer deren Leutnants; s. NBD IX 218, Anm. 1; 219.
52 29. August 1546.
53 Vgl. dazu die Berichte von Schertlin (Herberger, Schertlin 176, Nr. 60) und von Ulman Böcklin an die Dreizehn in Straßburg aus dem Feldlager vor Ingolstadt (PC IV/1 368, Nr. 345).
54 beinahe.
" Unbekannt. — Zu dem Vorfall s. schon Nr. 2548,53-55.
56 Der Kastellan von Musso, Gian Giacomo de' Medici di' Marignano; s. Nr. 2478, Anm. 36.
57 Gemeint ist, dass Musso in Deutschland auf Menschen stoßen wird, die fähig sind, sich ihm zu widersetzen.
58 förderlichsten.
59 Richtig: am 31. August.
60 Hauptmann Balthasar Fieger alias Füger (von Nördlingen), der schon im Juli von Schertlin zum Befehlshaber der Klause Ehrenberg bestellt worden war (s. Herberger, Schertlin 105, Nr. 21, Vorspann; Paulus, Schertlin 57f). — Zum hier erwähnten Angriff s. Fügers Bericht vom 31. August ebd. 172f Anm. ".
61 ist ... ußgefallen: hat ... einen Ausfall gemacht.
62 Anna Bullinger, geb. Adlischwyler.
63 Zu Bullingers Kindern s. Nr. 2453, Anm. 23.
64 Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater.
65 Hans Escher vom Luchs.

[Adresse auf der Rückseite:] Herrn Hennrichen Bullinger, vorgeern 66 der kirchen Zurch, meinem geliebten herren unnd bruder, zu hannden 67 . Zurch.