Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[2510]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
24. Juli 1546

Autograph: Zürich StA, E II 345, 340 (Siegelfragment) Ungedruckt

Frölich dankt für Bullingers Brief [nicht erhalten]. [Johannes] Haller hat aus unbekannten Gründen den durch den jungen [Hans Rych] zu übermittelnden Brief [Nr. 2494] noch nicht empfangen. Frölich ist über die freundliche Haltung Berns, Basels, Schaffhausens und St. Gallens gegenüber Augsburg erfreut und verspricht sich Gutes davon. Die Augsburger haben genug Truppen und warten nun auf die Ankunft Josuas, d.h. des Landgrafen [Philipp von Hessen] mit seiner Kavallerie. Alle Besitzungen des Bischofs [Otto Truchsess von Waldburg] und des Domkapitels von Augsburg sind in [schmalkaldischer] Gewalt. Wenn nun also die katholischen [Neun] Orte [der Eidgenossenschaft] ihre [Söldner] zurückrufen, ist dies egal, solange die Frommen bleiben! Die zehn [eidgenössischen] Fähnlein werden sehr gelobt! Haller und der nun im [Kriegseinsatz] stehende [Hans Wilpert] Zoller sind wohlauf Möge der Herr die Gottlosen bestrafen! Sie wünschten schon immer den Untergang [der Protestanten], obwohl Letztere ihnen nichts Böses tun würden, solange sie nicht angreifen. Gruße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab], an den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], an [Rudolf]Gwalther, [Konrad] Gessner und [Theodor] Bibliander. Frölich wird Bullinger auf dem Laufenden halten.

Allergeliebtister hem unnd bruder, eur schryben 1 ist mir wol zukumen. Was ir aber davor herrn Hallero 2 geschriben 3 bei eim jungen 4 , das hat er nit empfangen. Ist unns ain anfechtung 5 . Was die ursach sein mag, wissen wir bede nit.

Ich befynnd 6 eur herrn Bern, Basel, Schaffhusen und Sant Gallen christlichen freindtlichen willen zw unnserm teil, und erfrewe mich desselbn von hertzen, dann es wurdt mit der zeit viel guts doruß volgen. 7

Wir haben, gott lobe, kriegßvolks genug, wartten allain uff unnsern Josua, den landgraven 8 mit dem geraisigen zeug 9 . Der ist unnderwegs. 10 Darnach möcht sich die sach zum ernnst schicken. Des bischofs von Augspurg 11 unnd capittls landtschafft hat sich alle an dise stende 12 ergeben. 13

1 Nicht erhalten.
2 Johannes Haller, der am gleichen Tag wie Frölich (s. Nr. 2511,1-6) Bullinger mitteilte, den unten in Anm. 3 angeführten Brief noch nicht empfangen zu haben.
3 Nr. 2494 vom 10. Juli.
4 Hans Rych; s. Nr. 2496,1-15. 5 Sorge.
6 fühle, merke.
7 Frölich bezieht sich auf die Weigerung der protestantischen Stadtkantone, ihre Söldner aus Deutschland abzuberufen, obwohl sie von den katholischen Neun
Orten dazu aufgefordert worden waren; vgl. Nr. 2494,34-41.
8 Philipp von Hessen. — Josua hatte für "Gottes Volk" das "verheißene Land" eingenommen. In einem früheren Brief hatte Frölich den Landgrafen als "neuen Josia" bezeichnet; s. HBBW XV 637 und Anm. 27.
9 geraisigen zeug: Kavallerie.
10 Zu Philipps Zug nach Süddeutschland s. Nr. 2486,19-21; Nr. 2489,13; Nr. 2498, 138-140; Nr. 2505,55-59; Nr. 2507,24— 28, und Nr. 2508,21-24.

Unns ist wenig daran gelegen, ob glich die babstischen ort die iren abfordern. 14 Wann nur die fromen christen plyben! Man sagt wunnder, wie ain zuchtig, geschickht volkh es sei. Haben zehen fenndlin. 15

Es ist hie noch yederman uffrecht 16 , Hallerus und Zoller 17 ; allain das Zoller yetzt daussen zu veld ist, unnd wurdt furwar ettwas dapffers sehen. Yetzt nit mehr, dann das ich gott, unnsern guetigen vatter, anrueffe unnd bitt von hertzen, die gotlosen zu straffen. Doch das er sich unnser gebrechen auch erbarme! Jhene suchen ye 18 unnser sele unnd leibe 19 . Wir begern ires 20 unglücks nit, dann so viel sich inn der gegenwörhe begeben mag. 21

Gruesst mir die herrn burgermaister 22 , statschryber 23 , Gvaltherum, Geßnerum, Bibliander, etc. 24. iulii 1546. Was sich verlaufft, sollt ir zytlich wissen, etc.

Tuus ex animo totus G. Laetus.

[Adresse auf der Rückseite:] Herrn Henrichen Bullinger, der christlichen kirchen Zurch vorgeern 24 , mynem furgelipten herrn und brudern, zu hannden.