Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2391]

[Hans Escher vom Luchs]
an Bullinger
Zürich,
24. März 1546

Autograph: Zürich StA, E II 440, 332 (alt: 261), Nr. 80 (ohne Siegel) Ungedruckt

Der Zürcher Rat hat sich mit dem Abt von Rheinau [Bonaventura von Wellenberg] darauf geeinigt, dass ein Prädikant für Marthalen gewählt werden soll, der auch für Rheinau und

Benken zuständig ist. Somit werden die Examinatoren aufgefordert, einen Prädikanten vorzuschlagen, damit die Wahl [am 27. März]durchgeführt werden kann.

Es habent myn herren 2 sich mit hern Abt von Rynow 3 gütlich vereynt, das yetzmaln ein predicant gen Martela 4 , der Rynow 5 unnd Benken 6 ouch verseche, erwelt werden solle inhalt 7 gethaner abredung. Damit dann sollichs gefurdert, so ist den herren examinatoribus 8 befolchen, das sy angentz 9 nach irer ordnung einen furschlag thun sollen, daruß gedacht myn herren uff jetz sambstag nechstkunfftig 10 einen predicanten dahin erwellenn und benambsen 11 mögind. 12

Actum Mitwuchen nach Reminisccere anno etc. 46. praesentibus her burgermeister Lafater 13 und beid Räth 14 .

Stattschryber Zürich.

[Adresse auf der Rückseite:] M. Heinrichen Bullinger.

2 Der Zürcher Rat.
3 Bonaventura von Wellenberg, von 1529 bis zu seinem Tod 1555 Abt von Rheinau. — Die Durchsetzung der Reformation in Rheinau war wegen des dortigen Klosters und der Opposition Wellenbergs äußerst schwierig. Der letzte reformierte Pfarrer in Rheinau, Jakob Fremd, gen. Bechermacher, gab 1546 sein Amt auf. Seitdem war der Pfarrer von Marthalen, einem Lehen des Klosters, auch für Rheinau sowie für Benken und Ellikon am Rhein verantwortlich; s. August Waldburger, Rheinau und die Reformation: Ein Beitrag zur Schweizerischen Reformationsgeschichte, in: JSG 25, 1900, 328.
4 Marthalen, Kt. Zürich.
5 Rheinau, Kt. Zürich.
6 Benken, Kt. Zürich.
7 gemäß.
8 Das sechs Mitglieder zählende Examinatorenkollegium setzte sich aus je zwei Pfarrern, Gelehrten und Räten zusammen; vgl. AZürcherRef, 828; Bächtold, Rat 46—52. Es ist nicht sicher, wer damals neben Bullinger die Pfarrerschaft
vertrat, vielleicht Rudolf Gwalther, der schon längere Zeit vor 1551 als Examinator fungierte. —Wir danken Herrn Kurt Jakob Rüetschi für freundliche Auskunft. 9 sogleich.
10 Am 27. März.
11 vorschlagen.
12 Gewählt wurde Ulrich Hafner, der aber seine Berufung aus Altersgründen ablehnte; s. Nr. 2416. Eingesetzt wurde daraufhin Heinrich Dickenmann, der sein Amt in Marthalen bis zu seiner Suspendierung durch die Synode im Jahr 1551 ausübte; s. Pf-Zürich 245; Zürich StA, G I 179, 51v.
13 Hans Rudolf Lavater.
14 Der Baptistal- und der Natalrat. — In Zürich bestand der Kleine Rat aus zwei Hälften, die je einem der beiden Bürgermeister zugeordnet waren. Im Juni und im Dezember wurde abwechselnd der eine oder der andere Bürgermeister mit seinem entsprechenden Rat gewählt. Zu den Namen der Mitglieder des Baptistalrats 1545 und derjenigen des Natalrats 1546 s. Schnyder, Ratslisten 307f.