Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[2128]

Georg Frölich an
Bullinger
[Augsburg],
4. April 1545

Autograph: Zürich StA, E II 346, 157 (Siegelspur) Ungedruckt

Frölich freut sich, dass Bullinger schon lange seine Freundschaft gesucht hat. Auch er strebte nach Bullingers Freundschaft. Nun hat sich mit Bullingers Sendung eines Briefes [nicht erhalten] und des [,,Warhafften Bekanntnuß"]eine günstige Gelegenheit ergeben. Er kann sich Bullinger kaum durch Bildung oder Erfahrung empfehlen, und falls er ein wenig Frömmigkeit besitzt, so ist diese allein Gottes Güte zu verdanken. Was aber könnte Frölich mehr schätzen [als das "Warhaffte Bekanntnuß"], welches wie die Sphinx und wie Gordius Luthers [rätselhafte] und verstrickte Außerungen mit solcher Mäßigung, Gewichtigkeit und Würde löst? Diese Schrift wird vielen nützlich und heilsam sein, ob es nun der Höllenpforte und [deren Hüter], dem Cerberus [Teufel], gefällt oder nicht. Frölich wird sie wie einen Schatz für seine Kinder aufbewahren. In Straßburg werden angeblich die Ohrenbeichte vor dem Abendmahl und vielleicht-auch andere römische Bräuche wieder eingeführt. Bucer hat die in Leipzig von ihm und [Georg] Witzel ausgearbeitete Konkordie [,,Ein Christlich ongefährlich bedencken"] herausgegeben. Viele wundern sich darüber. Wenn sie doch ein für alle Mal die wahre Gestalt des [sich stets wandelnden] Proteus annehmen würden! Frölich würde Anderen ihr besonderes

d In der Vorlage g ö XXXXL.
e Nach propter gestrichenes quod Thrcae.
f d. unter einem Tintenfleck nicht mehr zu lesen.
g In der Vorlage antisisti.
7 Hier im Sinne von Wunsch, Anliegen.
8 In Frage kommen Wolfgang Haller von Hallerstein, Dr. Johannes Spolin und Dr.
Johann Viglius van Zwichem, Gesandte der Königin Maria von Ungarn am Wormser Reichstag 1544/45; s. RTA JR XVI/1 145, Anm. 1. — Einer dieser Gesandten muss der eidgenössischen Reformation zugetan gewesen sein und Belényesi zum vorliegendem Brief veranlasst haben.
9 zum Wormser Reichstag.
10 Siehe oben Anm. 3.

Ansehen gönnen, wenn diese nicht so manche mit sich zu Fall bringen würden. Er dankt für den Gruß von [Konrad]Pellikan, [Theodor]Bibliander, [Kaspar]Megander und [Rudolf] Gwalther. Wenn er nur eines Tages ihre Freundschaft erlangen könnte! Er grüßt zurück und entschuldigt sich für seine kunstlose Ausdrucksweise.

S. Te amicitiam meam diu expetivisse, vir memorabilissime, ex animo laetor. 1 Nam id ipsum est, quod ego obviis tibi manibus offene iam pridem decreveram, si quacunque occasione id fieri commode hactenus potuisset. Nunc vero, cum tuam et pietatem et humanitatem in me tam liberaliter profuderis, ut non solum humanissimis literis, sed etiam tuo foetu, nimirum sacrosancta Tigurine ecclesiæ confessione 2 me et salutaveris et donaveris, iamiam votis meis ardentibus compos sum. Vicissim site mediocritate Laeti gaudere libet, tibi satisfactum esse puta. Scio equidem me tibi haud commendabilem fecisse a vel erudicionem vel rerum experientiam, de quibus nihil plane gloriari possum; sed si quid pietatis in me esse existimatur, dei solius benignitati, cui semper sit gratia, acceptum, referatur, qua fidelium mentes variis et miris quibusdam modis conglutinantur. Ita spero me tibi primum innotuisse, et nunc, quod faustum et felix sit, perpetuum amicitiae foedus tecum percussisse. Ecquid potuerat de me plus mereri quam Gordius 3 et Spinx 4 illa, que Lutheri apophtegma et nodum multis indissolubilem tanta modestia, tanta gravitate, tanta denique maiestate solvent, ita ut, quotiesquoties reconnectantur, explicata sint? Indicibile est, vir optime, quam mihi syncenisque omnibus apud nos hoc scriptum vestrum arrideat; necessarium enim fuit et salubre futurum est reclamantibus etiam portis inferorum et Cerbero ipso 5 . Illa, inquam, vestra confessio, etiamsi dei gratia jamdudum recte institutus sim, omni metallo mihi erit pretiosior meisque liberis thesauri loco custodienda.

Argentorati, ut audio, restauratur confessio aunicularis, cene domini previa, et forsitan nonnihil aliud Romane farine 6 7 Bucerus edidit concordiam

a In der Vorlage fecisse.
1 Frölich antwortet auf einen nicht erhaltenen Brief Bullingers; s. Anm. 2.
2 Bullinger hatte Frölich über Blarer am 16. März ein Exemplar des "Warhafften Bekanntnuß" und einen nicht erhaltenen Begleitbrief zukommen lassen, oben Nr. 2111, 9-11. Dass es sich dabei um die deutsche Fassung handelte, geht aus unten Nr. 2164, Anm. 1 hervor. — Am 13. April berichtete Blarer über Frölichs große Freude über Brief und Geschenk; s. unten Nr. 2134,9-11.
3 Zu Gordius, dem mythischen Gründer des phrygischen Staates, nach dem der gordische Knoten benannt ist, s. DNP IV 1146.1149.
4 Zur Sphinx und ihren rätselhaften Aussagen s. DNP XI 816-819.
5 D.h. der Teufel.
6 Vgl. Adagia, 3, 5.44 (ASD 11/5 321f, Nr. 2444).
7 Es handelt sich wohl nur um ein Gerücht. Vielleicht liegt auch eine Verwechslung mit dem Pfarrer Valentin Vannius in Stuttgart vor, der zu eben dieser Zeit verdächtigt wurde, die Ohrenbeichte wieder einführen zu wollen; s. Hermann Ehmer, Valentin Vannius und die Reformation in Württemberg, Stuttgart 1976 — Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Forschungen 81, S. 70-79.

inter ipsum et Wicelium olim Lipsis 8 meditatam, 9 que mihi et plerisque bonis admirationi est. Utinam tandem Prothei 10 formam, sibi semper congruam, induant! Non equidem inviderem quibusdam tantopere quaesitam authoritatem, nisi et ipsi alios secum ad lapsum raperent.

Salutem tam celebrium virorum, d. Pellicani, Bibliandri, Megandri, Gvaltheri, b gratissime amplector adeoque, ut letus laeter et exultem. O si aliquando merear in album singulorum amicitia referri! Resalutabis singulos quam diligentissime, omniaque officia illis de me pollicearis. Vale et meam rudiloquentiam boni consule.

4. aprilis 1545.

Georgius Froelich, Letus appellatus,

archigrammateus Auguste Vindelicorum.

[Adresse auf der Rückseite des folgenden, unfoliierten Blattes:] Virtutibus et erudicione ornatissimo viro domino Henricho Bullingero, Tigurino ecclesiastae vigilantissimo. Zurch c .