[2117]
Autographe, ursprüngliche Fassung (Sigle A): a Zürich ZB, Ms F 81, 396r.-v. (ohne Siegel); autographe, abgesandte Fassung (Sigle B):" Zürich StA, E II 336, 212 (neu: 230)(Siegelspur) Ungedruckt
Myconius antwortet kurz auf [Nr. 2107]. Er wundert sich nicht, dass Bullinger nur selten
schreibt, da dieser nun mit Anderen brieflich verkehrt. Myconius dankt für die [,,Orthodoxa
Tigurinae ecclesiae confessio"]. Er wird die Schrift lesen und möglichst dazu Stellung nehmen.
— Er hat Biblianders [Brief] an ihn und Markus [Bertschi] nur überflogen. Er und
Bertschi haben [Biblianders "Relatio fidelis"] von [Johannes] Oporin erhalten. Myconius
konnte die Schrift wegen der arbeitsreichen [Oster]zeit noch nicht lesen. Jedoch hat ihm
[Johannes] Gast deren Inhalt anhand eines Briefes Biblianders erläutert. Myconius verspricht
sich Gutes von beiden Schriften. Mögen [die Autoren] von der Weisheit, die Gott ihnen verliehen
hat, guten Gebrauch machen! [In A: ... von Oporin erhalten und werden aufgefordert,
schon nach den Festtagen ihre Meinung darüber abzugeben, weil die Welt nun Zugang dazu
hat! Dies nur zum Spaß. Bibliander und Bullinger wissen ja, dass ihm ihre Schriften gefallen
bzw. er diese schätzt. Sie sollen aber darauf achten, dass ihnen die von Gott verliehenen
Gaben nicht zum Verhängnis werden! Myconius dankt Gott, dass er wegen seiner Unbedeutsamkeit
keinen Grund hat, sich zu rühmen, zumal er beobachten konnte, wie hervorragende
Menschen tief gestürzt sind. Derjenige, der wie Paulus weiß, dass er unbedeutend ist, wird
kaum irregehen, solange Christus ihm alles bedeutet und er seine Pflichten erfüllt.] — Bullingers
scherzhafte Bemerkung, Myconius habe einen Katechismus veröffentlicht, nimmt Letzterer
gut auf [In A: Über Bullingers scherzhafte Bemerkung, Myconius habe einen Katechismus
veröffentlicht und diesen nicht geschickt, musste Myconius lachen]. Er hat ja nur einige Sätze
Oekolampads ins Lateinische übertragen. Warum hätte er Anderen so Weniges und zumal
Fremdes mitteilen sollen? Damit man sagen kann, dass Myconius auch Bücher schreibt?
Unsinn! [In A statt "Unsinn!": Die Zürcher Bücherschmiede können sich nicht mehr mit dem
Spielzeug der Heiligen Schrift begnügen. Sie wollen Seriöseres hervorbringen!]Bullinger lässt
sich von [dem Spottgeist des] Momos beeinflussen; Myconius nimmt es ihm aber nicht übel
und amüsiert sich vielmehr über diesen Witz. — Bullinger soll den beigelegten Brief nach
Konstanz [A fügt hinzu: an den Engländer [John]Butler]weiterbefördern. —Grüße, auch an
[Bibliander].
S. Ad breves tuas 1 brevibus respondeo. Non miror, quod raro scribis, postquam
habes c , ad quos nunquam non d scribis. 2 Ago vero e tibi proc munere
transmisso 3 gratias. Legam et respondebo, nisi res captum meum superet.
mahnende bzw. bissige Bemerkungen im
Regest in eckigen Klammern ebenfalls
wiedergegeben sind. — Der Brief befindet
sich heute in der Hottinger-Sammlung,
weil Bullinger seine Briefe an Myconius
nach dessen Ableben wieder zurückerhalten
konnte (Amerbach Korr. IX/2 475).
Offensichtlich wurden der vorliegende
Brief (den Bullinger kaum gelesen haben
wird) wie auch weitere Stücke aus Myconius'
Nachlass (s. z.B. oben Nr. 2081,
Anm. 12; unten Nr. 2129) aus unbekannten
Gründen nicht Bullingers amtlichen
Papieren die später Teil des Antistitialarchivs
wurden einverleibt, sondern gelangten
in die Hände von Bullingers Nachkommen
(s. dazu Henrich, Bullingers
Nachlass 185f 190f; Bullinger, Privates
Testament 24f), und von dort in Hottingers
Sammlung (zu weiteren Beispielen für das
Bemühen Bullingers, seinen Briefwechsel
mit ehemaligen Korrespondenten zurückzuerhalten,
s. Traugott Schieß, Der Briefwechsel
Heinrich Bullingers, in: Zwa 5/9,
1933, 397f).
Que scripsit Bibliander, 4 obiter vidi, nam Marcus 5 adhuc h habete literas. Accepimus, que iussit dare Oporinum. 6 Equidem g nondum legi ob negocia huius temporis. 7 Non dubium est, quin magnifice laborant. Gastius ex literis Bibliandri 8 narravit mihi summam veluti totius Commentarii. Videtur esse aliquid magni, quod dedit. De utroque vestrum 9 iudico, quod dignum est. Sapere vobis dedit dominus. Facite, ut probe utamini.
Scomma 10 istud' tuum, edidisse mem catechismum, 11 equi n bonique consulo. Tria verba d. Oecolampadii reddidi pro° viribus Latina. Cur ideo dicis illud? Obprobras, quod non ad te miserim? Cure mitterem aliena, imo tantilla? Num, ut darem aliquid novi, vel ut te oblectarem q , vel utr afficerem
gaudio, quod Myconius etiam s scriberet libros? Ridiculum! t Sed u docuit te Momus 12 aliquis sic ludere, etsi non docuit, exemplo tamen suo induxit. Tam v abest vero, ut, quod egisti, feram iniquius! Ut gaudeam magis w , quod x ioceris tam helle mecum.
Queso y per dominum te, literas tuis adnexas 13 mittere digneris Constantiam, quam primum valeas 2
Vale cum tuis et Theodoro aa14 semper.
Basilea, raptim, 19. martii anno 1545.
Tuus Myconius. ab
[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, ministros ac Christi doctissimo in domino observando suo. Z[urich]ad .