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[1717]

Joachim Vadian an
Bullinger
St. Gallen,
3. Februar 1543

Autograph: Zürich ZB, Ms Briefe folio, Vadian an Bullinger, Nr. 2 (Siegelspur)

Ihm fehlt die Muße zur Überarbeitung seines Büchleins, und ein Augenleiden plagt ihn, doch hofft er, Bullinger zur angehenden Fastenzeit das kleine Werk senden zu können. Der Titel lautet "De quatuor christianismi aetatibus et quid in his potissime spectandum" [St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 48, 122-155; Ms 28,2; Druck: Melchior Goldast, Alamannicarum rerum scriptores, Bd. III, Frankfurt a. M. 1606, S. 159-190]; die Geschichte von der Geburt Christi bis zum Regierungsbeginn Konstantins des Großen teilt Vadian dem ersten, goldenen Zeitalter zu; das zweite, silberne Zeitalter umfasst die Zeit von Konstantin bis Justinian [I.], die Epoche von Justinian [I.] bis Heinrich III. bildet das dritte, kupferne, und die verbleibende Zeit bis zum Tode Maximilians [I.] das vierte, eiserne Zeitalter. In seinem Werk beschreibt er umfassend die Beschaffenheit einer jeden Epoche und ihre Wandlungen und betont die zunehmende Depravation in Leben und Lehre; beschäftigt sich auch mit den Fürsten und Bischöfen, gibt sich zurückhaltend mit Quellennachweisen und hält in höchster Treue an der Wiedergabe der Wahrheit fest. Nach der Darstellung der verschiedenen Zeitalter wird erläutert, worauf man achten muss: Durch einen Vergleich wird dargelegt, dass das letzte Zeitalter anders war als die vorhergehenden und dass sich der Zustand der Kirche in diesem stark verschlechtert hat; Vadian zeigt zuletzt auch auf was dagegen zu tun ist, verteidigt die in letzter Zeit begonnene kirchliche Erneuerung und ruft [die Altgläubigen] zum Vergleich [der früheren und jetzigen Zustände]auf Das Werk widmet er Johannes von Planta, dem Kanzler des Churer Bischofs Lucius [Iter], um dem Buch in [altgläubigen] Kreisen eine bessere Aufnahme zu verschaffen und eventuell die [konfessionelle] Haltung der beiden günstig zu beeinflussen. Gruß.

[Gedruckt: Vadian BW VII 106-108, Nr. 79 a ; Übersetzung: Joachim Vadian, Ausgewählte Briefe, hg. von Ernst Gerhard Rüsch, St. Gallen 1983, S. 70-74, Nr. XVII.]

a Mit Datierung ins Jahr 1544.