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[1538]

Rudolf Gwalther an
Bullinger
Regensburg,
24. Juni 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 403 (Siegel), [Beilage:] 443-446 Druck der Beilage: Leo Weisz, Schweizerquellen zur Geschichte des Regensbuger Reichstags 1541, in: ZSKG 28, 1934, S. 101-104

Wartet immer noch auf Anweisungen, während die Theologen bereits abzureisen beginnen; wenn die Türkengefahr nicht wäre, würden Kaiser [Karl V.]und der inzwischen eingetroffene [König] Ferdinand wohl gegen [die Protestanten]vorgehen, wie Bullinger sowie [Diethelm] Röist und [Jakob] Werdmüller dem [beiliegenden]deutschen Brief Gwalthers entnehmen können. Verzichtet auf Mitteilung der zahlreichen Gerüchte. Lobt die Gutachten der Theologen, die morgen den [protestantischen] Ständen vorgelegt werden, nimmt aber die Stellungnahme [Bucers] davon aus; auch [Johannes]Agricola, der sich in einer Predigt für die Messe ausgesprochen und [die Protestanten]kritisiert hat, ist ein Verräter in den eigenen Reihen. Grüße. [Beilage:]Landgraf [Philipp von Hessen] ist am 14. Juni abgereist, was bei den Gegnern Hoffnungen geweckt hat. Das Verhalten des Kaisers - etwa die Gefangennahme eines frommen Mannes am Hof und die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession - lässt erkennen, dass sein Entgegenkommen nur Täuschung bezweckte; er beharrt auf dem [Regensburger] Buch, das von den Theologen zu Recht verworfen wird; Gwalther wird die Akten nach seiner Rückkehr in Abschrift vorlegen. Gott gebraucht den Türken [Sultan Suleiman I.], um die drohende Verfolgung aufzuhalten; König [Ferdinand]ist am 21. Juni angekommen und begehrt Hilfe zur Verteidigung seiner Erblande, da türkische Truppen bereits über die Donau vordringen und die Belagerung von Ofen [Buda] zu scheitern droht. Als die Fürsten darüber verhandeln wollten, brach ein Rangstreit zwischen Herzog Heinrich von Braunschweig und Markgraf Georg von Brandenburg[-Ansbach] aus; Kurfürst Joachim von Brandenburg drohte Gegenwehr an, was zu einem heftigen Wortwechsel führte. Dem Türken wird man wohl nicht energisch entgegentreten, da die Protestanten auf einem vorhergehenden Religionsfrieden bestehen; ein bloß äußerlicher Friede kann keinen Bestand haben. Der Reichstag findet bei verständigen Leuten wenig Beifall. Wie Gwalther aus Prag geschrieben wurde, ist das Schloss samt der Kleinseite zum größten Teil verbrannt; auch in Pommern wurden drei Städte niedergebrannt, und in Brandenburg wurden Brandstifter festgenommen, die in Berlin Feuer gelegt hatten. Bittet Gott um Bewahrung und empfiehlt sich seinen Herren.

Gratiam et pacem a domino.

Decima sexta huius mensis ultimas ad te literas dedi 1 , humanissime pater, quas iam te recepisse non dubito. Utinam vero et ego responsum acciperem, 2 ut, quid de me statuerem, essem certior! Singulis enim fere diebus aliqui ex theologis discessum parant et hinc proficiscuntur, 3 quos et nostros 4 statim secuturos credo. Plus enim hic periculi quam spei cernere licet; incipit enim nimis obliquis oculis imperator 5 nostros intueri, ad quod et classici cantor

1 Gemeint ist der Brief [15.]Juni (oben Nr. 1534), der aber vielleicht erst am 16. abging.
2 Die von Gwalther erwartete Antwort auf seinen Brief vom 31. Mai datiert vom 15. Juni (oben Nr. 1533).
3 Vgl. unten Nr. 1540, 14f, sowie Corr. des réformateurs VII 157, Anm. 2.
4 Draconites und Pistorius (vgl. oben Nr. 1534, 5).
5 Karl V.

Ferdinandus iam accessit, 6 et haud dubie turbas sensuri essemus, nisi Turcica pestis huic malo ferret remedium, quae omnia ex Germanicis literis 7 abunde intelliges. Quas vehementer oro, ut prudentissimis a viris consuli Rostio 8 et quaestori Werdmillero 9 exhibeas me etiam excusans, quia ex ternpore scribenti cuncta ita, ut decebat, disponere non licuit, praesertim cum et hoc vernaculum scribendi genus mihi sit inusitatissimum.

Scripsi tantum de praecipuis, quae hic aguntur, et de quibus nullum est dubium. Incertos et dubios enim, qui hic sparguntur b rumores, ne decem scriptores literis mandare possent. Malo ego pauca et vera quam multa et incerta hinc ad vos mittere.

Cras theologorum nostrorum iuditia exhibebuntur statibus imperii, 10 0mnia sane pia et docta praeter unius 11 (quem tamen novisti Greek. licet), qui privatam sententiam exhibiturus est. 12 Agricola 13 quoque, Brandenburgensis electoris 14 concionator, hodie in concione publica missam approbavit et nostros ceu inobedientes et contumaces damnavit. 15 Et haec certe res deploranda est valde, quod taies inter nostros nebulones et Iudas proditores invenire licet. Sed haec hactenus, plura praesens; nec enim nos diu haesuros hic arbitror.

Salutant te d. Draconites et Pistorius, qui responsum ideo non mittunt, quia me uti volunt tabellario 16 . Salvam et ego cupio omnem tuam familiam, d. Pellicanum quoque, Theodorum Collinum, Ammianum et reliquos symmistas tuos, praeceptores meos colendissimos. Vale, pater charissime.

Raptim, Ratisbonae, 8. calendas iulii 1541.

Tui observantissimus

Rod. Gvaltherus.

[Adresse auf der Rückseite:] Eruditione et pietate clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, Tigurinae ecclesiae vigilantissimo antistiti, patri suo imprimis observando.

a Vor prudentissimis gestrichenes e.
b Vor sparguntur ein gestrichener Wortanfang.
6 König Ferdinand war am 21. Juni in Regensburg eingetroffen (vgl. Widmann 180; PC III 192), wo er um eilende Hilfe gegen die nach Ungarn vorrückenden Türken warb.
7 Gemeint ist die Beilage, s. bes. unten Z. 86-90.
8 Bürgermeister Diethelm Röist.
9 Säckelmeister Jakob Werdmüller.
10 Am 25. Juni ließen sich die protestantischen Stände von den Kollokutoren über
das Ergebnis des Religionsgesprächs unterrichten; s. MO IV 435. 437f; ARG IV 253f.
11 Martin Bucer.
12 Bucer trug - zum Missfallen Melanchthons -eine eigene, stärker auf Ausgleich bedachte Stellungnahme vor (s. bes. MO IV 435).
13 Johannes Agricola.
14 Kurfürst Joachim II. von Brandenburg.
15 Zu Agricolas Auftreten in Regensburg vgl. WA Briefwechsel IX 474, 27f (mit Anm. 13).
16 Vgl. oben Nr. 1534, 82f mit Anm. 30.
17 Theodor Bibliander.

|| 443 [Beilage:]Ersam, wys, günstig und gnedig herrn 18 , nach entbietung aller schuldigen diensten und gebürlicher trüw, wüssend, daß uff den viertzehenden tag des brachmonets min gnediger her, der landgrave, nach erlangter gnediger erlaubtnus von kay[serlicher]m[aiesta]t hie zu Regenspurg verritten ist, 20 uß besonderen, wichtigen ursachen, namlich, so er den großen kosten, müy und arbeit alles umb sunst sin gesähen hatt. Und wiewol er sine rhett 21 mitt sampt zweyen predicanten 22 hie gelaßen hatt, ist dennocht der widerparth sines abwäsens halb nitt ein kleine hoffnung ingefallen, dann sy vermeinend nun, fürohin ire sach witer zu bringen, so sy min gnedigen herrn, so inn 23 bißher widerstanden hatt, nitt mer vor augen sehend.

Eß hebt auch jetzunder an kay. mt. den unsern vil minder dann vorhin zuwilfaren, darus man wol merken mag 24 , mitt was gemüts 25 er sich bißhar so gnediklich ertzeigt hatt, namlich daß er die unsern, welche er mitt bösen worten nitt hatt konnen gewünnen, jetzund mitt falschem schin der liebe und gottsforcht hinder das hecht füren köndte, wellichen sinen anschlag so er gantz vergeben und unnütz sein sicht 26 , wolte er wol gern das ruch Berns keren 27 und es mitt der bösy versuchen, who er sich nitt zü schwach und gering sin zu disem handel befunde 28 . Dann das er zu unser religion gantz kein gilt hertz trage, ist wol uß dem schin 29 , daß er diß tag ein guten, fromen man 30 uß sinem hoff in gefenknus hatt heimlich legen laßen, allein darumb, daß er gesagt hatt, es sige nitt mer dann ein 31 mittler, Jesus Christus, der für unser sünd gnug gethan habe. Ja es ist auch gantz die sag, man werde inn auch zu nacht heimlich in die Thonauw werffen laßen. 32 Ich geschwig jetz, daß er uff den heligen fronlichnams tag selbs personlich c sampt anderen fürsten ein kertzen vor dem sacrament har getragen hatt, 33 mitt vil anderen papistischen und abgöttischen brüchen, welliche alle heyter 34 unnd klar antzeigend, das in imm die bäpstisch religion so tieff gewurtzlet hatt, daß er sy gantz für gerecht und gottgefellig erkennet, ja daß er diß gesprech allein des gemüts angericht hatt, das er vermeint, er welle mitt sinem gwalt und ansehen daß Tütschland widerumb uff die vorig ban bringen, nitt d daß er welle ettwas beßers und gottgefelligers lernen. Und ist allso nun fürohin alle hoffnung,

c personlich am Rande nachgetragen.
d Vor mU gestrichenes d.
18 Angesprochen sind insbesondere Diethelm Röist und Jakob Werdmüller; vgl. oben Z. 10f.
19 Juni.
20 Vgl. oben Nr. 1534, 3-5 mit Anm. 3.
21 Räte; vgl. ebd., Z. 5 mit Anm. 4.
22 Draconites und Pistorius.
23 ihnen.
24 kann.
25 in welcher Absicht.
26 da er jetzt sieht, dass dieser Plan ganz vergeblich und nutzlos ist.
27 sich von der strengen Seite zeigen.
28 wenn er nicht merken würde, daß er dafür zu schwach und machtlos ist.
29 lässt sich deutlich daran erkennen.
30 Unbekannt.
31 ein einziger.
32 Vgl. oben Nr. 1497, 83-86; 1523, 58f.
33 Vgl. die Beschreibung der Prozession zu Fronleichnam (16. Juni 1541) in: Widmann 179f.
34 ausdrücklich.

so man von verglichung des glaubens gehept hatt, tod und ab, dann man sicht jetzund, daß es gantz und gar kay. mt. will ist, daß man bey dem haffenkesischen 35 buch 36 , so uß menschlicher vernunft und ansehen 37 geschriben und von kay. mt. den stenden des reichs fürgelegt ist, beliben und verharren sölle, welliches doch kein schrifftverstendiger und gottliebender mensch annemmen floche approbieren kann, dann es ||444 nichts anders ist dann ein zßsamen geflikter bettlermantel 38 uß menschlichen anschlegen und geschrifft, so nitt z8 rechten orten ingefüret wirt. Dann die, so dis buch gestellt habend, 39 so f sy nitt recht in warem glauben erbauwen 40 und nitt in gottes liebe entzündt sind, vermeinend, es sye glich inn denn sachen des glaubens zuhandlen, als wenn einer umb ein eerb zangket, da man zu beyden syten nachleßt, biß daß man zuletzt zusamen kompt. Von wellicher ursach willen die gelerten diß buch und verglichung gantz verwerfen und uff morgen ire geschrifften und sententzen den stenden deß reichs überantwurten werdent, wellicher aller abschrifft ich uff min zukunfft 41 u[wer] w[ysheit] auch wyßen wird 42 . Derhalben nun wol zu sorgen ist, daß man daruff allein seche, daß man ein waren, rechten friden mitt gott durch beßerung unsers lebens treffe, dann menschliche anschleg hierinnen gantz kein fürgang 43 haben werdent.

Und ist auch wol zubesorgen, daß, who uns der Türgk nitt mer friden schaffete 44 dann unser disputieren und tagen, wurde man in kurtzem ein grusame verfolgung des christenlichen glaubens sehen. Aber gott der allmechtig weyßt auch die bösen und gottlosen zu fürderung sines glaubens und nutz der kilchen zubruchen. Dann uff den ein und zwentzigsten tag diß monats ist künigliche mt. 45 morgens frü vor tag zu Regenspurg uff der post ankommen, allein mitt 20 pferden, und begert hilf von dem römischen rich, damitt daß er das Ungernland mitt sampt andern sinen erblanden vor dem blutdurstigen find des christenlichen glaubens erhalten könne. Dann es nun für gwüß sin soll, daß zwen türkisch wascha 46 mitt achtzigtausent mannen g 24 myl under Offen 47 ankomen sind und dasselb ein brugk über die Thonauw

e Vielleicht als nach zu lesen.
f Vor so gestrichenes vermeinend.
g mitt achtzigtausent mannen am Rande nachgetragen.
35 D. h. wie fauler Käse stinkenden, nichtsnutzigen (vgl. Grimm IV/ll 125).
36 Gemeint ist das Regensburger Buch; vgl. oben Nr. 1523, Anm. 31 und 33. —Einblick in Gwalthers Beurteilung dieses Buches geben auch die Verse, die er auf dessen einzelne Kapitel dichtete; s. Zürich ZB, Ms D 152, 257-259.
37 Gutdünken.
38 Vgl. Grimm 11737.
39 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 33.
40 gegründet.
41 bei meiner Rückkehr.
42 zeigen werde. — Gwalthers Bericht über das Regensburger Religionsgespräch, der zahlreiche Aktenabschriften umfasst, findet sich in Zürich SIA, E II 448, 75-139, ein Heft mit weiteren Aktenkopien von seiner Hand in Zürich ZB, Ms D 111.
43 Erfolg.
44 D. h. wenn nicht der Vormarsch Sultan Suleimans I. den Protestanten mehr Frieden bringen würde.
45 König Ferdinand (vgl. oben Z. 7f).
46 Vgl. oben Nr. 1523, 123-125 mit Anm. 59.
47 Buda.

schlahend, damitt der groß reysig hauff, so nach 48 dahinden ist, herüber kommen möge. Man sagt auch, daß die knecht von tag zu tag vor Offen abziehind vor forcht deren, so h schon ankommen sind, dann sy nun ettlich stürm verloren und großen schaden erlitten habend. 49

Wyter, so wüß u. w., wie daß uff den 22. tag obgemelts monets die fürsten der türgkischen handlung halben zu rhat geritten sind, under welchen sich ein großer lerman 50 erhept hatt. Dann wie nach deß richs ordnung die churfürsten ein besondern rhat, deßglichen die andern fürsten ein besondern und auch die stett ein eignen habend, 51 hatt sich h[ertzog] Heinrich von Braunschweig zunechst ob 52 hertzog Wilhelm uß Beyern angesetzt und mitt sömlichem 53 marggrave Jörgen von ||445 Brandenburg siner gebürlichen und ordenlichen seßion vertriben wellen, uff welliches genampter marggrave mitt deß h. Heinrichen uß Meißen 54 und mines gnedigen herrn 55 rhetten ußgestanden ist und sich deß höchlich beklagt hatt, auch imm sinn gehept, daß er hinweg gan und nitt mehr zu rhat kommen weite. Yedoch ist sömlichs zu letst marggrave Joachim von Brandenburg, dem churfürsten, angetzeigt, wellicher dise schmach dem hus Brandenburg beschehen nitt hatt wellen erligen 56 lassen, sonder vor den stenden gemelten Hanns Worsten 57 beklagt, sam 58 der mitt sollichem bösen, mutwilligen frävel nitt nun 59 das hus Brandenburg schmehe, sonder auch disen loblichen und nottwendigen ratschlag, den Türgken betreffende, hindere und zerstöre; begere auch, sömlichs für kay. mt. zebringen, ja who es von nöten sin werde, welle er diß schmach mitt redlicher gegenwehr rechen. Uff welliches h. Heinrich von Braunschweig gesagt, er sye wol zufriden, daß dis für kay. mt. gebracht werde, und die gegenwehr welle er gern für die hand nemmen. Daruff der churfürst geantwurt hatt: "Sich, daß du die gegenwehr offentlich und nitt mörderischer wys gegen mir bruchist."Es hatt auch margrave Jörg gesagt: "Wie wol ich alt bin, so wink mir doch mitt einem härly 60 , wenn du ein hertz imm lib hast, dann ich dich gewüß nitt fliehen wil, wie du manchen bidermann schandlich geflohen hast i61 ."

h so über der Zeile nachgetragen.
i Vor hast gestrichenes ist.
48 der noch.
49 Vgl. oben Nr. 1534, 35-38.
50 Tumult. —Zum neuerlichen Ausbruch der Sessionsstreitigkeiten vgl. Lenz III 111-113; ARG IV 246-248.
51 Zur Aufteilung der Reichsstände in drei Kurien vgl. Rosemarie Aulinger, Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert. Beiträge zu einer typologischen Analyse schriftlicher und bildlicher Quellen, Göttingen 1980. —Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften 18, S. 99-109.
52 direkt über.
53 solchem.
54 Herzog Heinrich von Sachsen.
55 Landgraf Philipp von Hessen.
56 auf sich beruhen.
57 Heinrich von Braunschweig (vgl. Luthers Schrift "Wider Hans Worst", WA LI 461-572).
58 dass nämlich.
59 nur.
60 Wohl im Sinne von: du brauchst mir nur das geringste Zeichen zu geben.
61 Herzog Heinrich wurde von seinen Gegnern

Allso seyet 62 allweg 63 der teuffel sinen samen, damitt daß man zu rechtem vertrag und einigheit nitt kommen mög. Es ist auch zusorgen, es werde dem Turgken kleiner widerstand geschehen, dann yederman vermeint, daß die christenlichen fürsten und protestierenden stend sich hierinn inn kein handlung begeben werdint, es sye dann zuvor die religion inn friden und raw gestelt, 64 welichs doch nitt geschehen wirt, who man die sach nitt anderst dann bißhar zu handen nimpt. Dann wie wol kay. mt. uß anligender 65 not vil schryet und tribt, hilfft es doch nitt fast 66 vil by denen, so forhin nitt nun einmal allso betrogen sind. Und wie wol ettlich vermeinend und auch kay. mt. von vilen geratten ist, daß man sächen solle, wie man ein gemeinen 67 ußerlichen friden in Tutschland machen möge, so weyßt doch u. w. wol, was bestands ein sollicher bauw haben werde, welcher uff so ein ful 68 , unbestendig fundament gesetzt ist. Dann wirt schon ein sömlicher vertrag uffgerichtet, so blibt doch allweg der zang und zwyttracht des glaubens unußgelöschen k . Dann wie wöllend wir inn ußerlichen dingen wo! stan, wenn wir übel mitt gott stand, der solliche ußerliche ding alle mitt sinem gwalt und wißheit regiert unnd handhabet?

Wyters von dem richstag hab ich nichts zuschriben, denn daß wenig verständige' lüt ein gefallen daran habend.

||ft1~'6 446 Wie es zu Prag in Behem ergangen sye, hatt frylich u. w. langest verstanden 70 , namlich daß das schloß in grund abgebrent mitt sampt der kleinen siten gar, daß nichts mehr dann ein viertheil bliben ist, wie mir dann selbs einer von Prag diß tag geschriben hatt, 71 wellicher ein zitt lang ann mines gnedigen herrn hof gesin ist. Item so sind au[ch]m dem hertzogen uß Pomern 72 jetzunder inn sinem abwesen dry stett abgebrandt worden. 73 Und

k Vor unußgelöschen gestrichenes und.
l In der Vorlage verständege.
m-p Randtext beschnitten.
als Feldflüchtiger beschimpft (vgl. etwa MO IV 341f, Anm. *), da er sich in der Schlacht von Soltau (1519) der Gefangennahme durch Flucht entzogen hatte; s. Rainer Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (1489-1568). Leben und Politik bis zum Primogeniturvertrag von 1535, Diss. phil. Göttingen 1988, Braunschweig 1991. — Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Geschichte 29, S. 48f.
62 sät.
63 immer.
64 Ein schmalkaldischer Bundestag hatte im Januar zu Naumburg beschlossen, die Türkenhilfe nur zu bewilligen, wenn den Protestierenden sicherer Friede und gleiches
Recht garantiert würde. In Regensburg erklärten sich die evangelischen Stände schließlich zu einer eilenden Hilfe unter weniger weit gehenden Bedingungen bereit; vgl. PC III 190f; Mentz II 292-295; zu den Einzelheiten Paul Heidrich, Karl V. und die deutschen Protestanten am Vorabend des Schmalkaldischen Krieges, Bd. 1, Frankfurt 1911. — Frankfurter Historische Forschungen 5, S. 15ff.
65 drängender.
66 sehr.
67 allgemeinen.
68 faules.
69 Streit.
70 vernommen. —Vgl. oben Nr. 1534, 45-49.
71 Dieser Brief eines Unbekannten ist nicht erhalten.
72 Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast.
73 Vgl. oben Nr. 1534, 501.

sind auch in Bra[n]denburger n fürstenthumb vier brenner gefangen, die zu Berlin inn des churfürsten von Brandenburg haubstatt fhür habend ingelegt. 74 Summa, who man uß sich[t]o und kompt 75 , kann man nüt gutes erfaren.

Gott der allmechtig welle uns mitt siner gnad bewaren, daß wir inn sinem urtei[l]p und gericht war und recht erfunden werdint. Bitt auch u. w., daß sy mir sömlichs min schriben, in der yl beschehen, zu guttem uffnemmen und mich ir allweg befolhen welle sin laßen.

Datum zu Regenspurg, uff Ioannis des teuffers tag imm jar 1541.

U. w.

alltzit undertheniger

Rudolf Waithart.