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Autograph: Zürich StA, E II 355, 95 (Siegelspur) Ungedruckt
Die Zeitereignisse sind Bullinger sicherlich bekannt; Herzog Ulrich von Württemberg muß sich auf seinem Feldzug gegen seine starken Gegner vorsehen. Seger möchte nach Zürich ziehen und bittet Bullinger, ihm als überzeugtem Evangelischen ein geringes Amt zu verschaffen; in den V Orten will er nichts annehmen, obschon er die Möglichkeit dazu hätte.
Gelertter unnd fürgelieptter bruder im heren, dye seitzamenn löff 1 , jetz vor ougen schwebennt, sindt ir berichtt 2 etc. Item der hertzog von Württenberg 3 ligkt im vä!d, mus sorgen, sine widersecher ime ze schwer sin werdent 4 . Wil gott walt[en]a lassenn; kan den sinen helffen.
Minetthalbenn weltt ich gern gen Zürich ruckenn 5 . Acht dennst 6 mertayls uff dem gottzwortt sye. Ist nit weniger: Min gutt möchtt 7 mich villicht nit ußreigen 8 wiewol ich noch uff 600 g[ulden]aigenns gutz hab. Weltt üch als ainen sundren 9 ewangelischen, in ansechung, ouch uff der sitten als sunder bin 10 , pratticieren 11 ob mir ettwan 12 von b minen , gnedigen heren von Zürich ain empttli vervolgen möchtte, damitt ich daselbs narung für mich, min husfrow unnd am kindli 13 , ich hab, möchtte habenn. Dann das sag ich üch zu: Weltt ich mich uff dess tüfels sitten helden 14 , weltt wol in den 5 ortten platz vinden; ist mitt mir gerett. Pitt uch als minen gunstigen, lieben heren und bruder, mich bedencken, mir by disemm potten 15 anttwurt schicken.
Datum Mayenfeld, 19. tag may anno etc. 34.
Uwer williger
Martin Seger.
[Adresse auf der Rückseite:] An den gelertten heren Hainrichen Bollinger, minen insunders gunstigen, lieben herenn unnd bruder im hem, zu hannden.