Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[1189]

Rudolf Gwalther an
Bullinger
[Basel],
22. Oktober [1538]

Autograph: Zürich StA, E II 359, 2764 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Kann nur kurz mitteilen, daß die Universität nach Mülhausen zieht, während er sich auf Rat von Grynäus nach Straßburg begibt; er hat Myconius [das Kostgeld]bezahlt und bittet, diesem den geliehenen Gulden zu ersetzen, den er - nach dem Kauf des Plutarch - als Reisegeld von ihm erbitten mußte. Schickt die von Winkeli gedruckten Büchlein. Stephan [Willi] wird über den Grund der Flucht, die Pest, berichten; Gwalther wünscht, daß seine Bücher an [Willi] ausgeliehen werden. Gruß. Empfehlung für Johann [Wilhelm]Reiffenstein.

S[alutem]p[lurimam] d[icol.

Plura nunc scribere cuperem, praeceptor humanissime, sed nautarum importunitas me, ut properem, impellit. Omnis academia Milhusiam petit una cum professoribus. Ego d. Grinei consilio usus Argentinam me ad tempus conferam. Te nunc rogo, ut hec mea aequi bonique consulas. Cum enim

c in der Vorlage uss.
20 Verwandten.
21 Leo Jud.
22 I lila!) war wohl Mitglied des sechsköpfigen Examinatorenkollegiums gewesen, dem auch Bullinger und Leo Jud angehörten;
vgl. dazu HBBW VI, S. 163, Anm. 1.
23 Unfrieden erwartet.
24 läßt.
1 Unmittelbar vor der Abreise nach Straßburg (vgl. unten Nr. 1191, 2-11).

forte ad portum venio de navi sciscitaturusa, iam iam parant abitum. Cum d. Miconio supputavi et solvi, qui nunc florenum mihi mutuo dedit, quem ut illi per Baltazarem 2 remittas, obsecro. Plutarchum enim Graecum 3 emens nummis destitutus fui, quamvis non omnino, sed tale iter putavi non satis tutum esse sine nummorum sufficienti copia suscipere. Mitto libellos a Winklyo impressos 4 . Causam fugae meae explicabit Steffanus 5 ; duo enim in aedibus nostris peste laborant. Steffano rursum librorum meorum aliquos mutuo dabis; nam is, dum cum eo fui, non parum mihi suis libris profuit.

Vale bene, pater venerande, et saluta nomine meo quam familiarissime totam tuam familiam.

22. octobris, ex aedibus Miconii.

Rod. Gvalterus

totus tuus.

Veniet ad vos, ut puto, nobilis iuvenis Ioannes a Riffenstein 6 , miri ingenii adolescens, quem ut tibi commendatum habeas, vehementer rogo.

[Adresse auf der Rückseite:] Docto et pio viro H. Bullingero, patrono suo imprimis colendo.

a korrigiert aus sciscitarus.
2 Welcher Balthasar gemeint ist, ließ sich nicht feststellen.
3 Gemeint ist die 1533 bei Cratander und Bebel erschienene, von Grynäus besorgte Ausgabe der "Vitae parallelae"(VD 16, P 3756); vgl. unten Nr. 1204, 22-25.
4 Siehe oben Nr. 1184, Anm. 8.
5 Stephan Willi, von Chur, gest. 1582 im Alter von 70 Jahren (s. Hans Ardüser, Rätische Chronik, Chur 1877, S. 77), war 1534 Kostgänger Pellikans und kehrte 1538 zu ihm zurück, als er kurz nach seiner Immatrikulation in Basel (s. Basel, Matrikel II 20, Nr. 9) vor der Pest fliehen mußte (s. Pellikan, Chronikon 145 und 148f). 1563 ist er als Stadtschreiber von Chur nachweisbar (s. Landesakten der Drei Bünde. Erste Regestenfolge zu den Landesakten 843-1584, hg. u. bearb. v. Rudolf Jenny, Chur 1974. - Staatsarchiv Graubünden V/2, Nr. 1367). Zwischen 1567 und 1580 war er zehnmal Bürgermeister. Nach dem umstrittenen Prozeß gegen Johann von Planta wurde er 1572 zum Präsidenten des Revisionsgerichts gewählt. Nicht nur von seinen Mitbürgern, auch von Bullinger und Gwalther
wurde er sehr geschätzt. Zwei Briefe, die er 1568 bzw. 1570 an Bullinger schrieb, sind erhalten. Gwalther widmete ihm 1571 sechs Predigten über die Menschwerdung Christi (BZD C 835). - Lit.: Graubünden, Korr. III, S. XXIVf und Reg.
6 Johann Wilhelm Reiffenstein, von Stolberg (Harz), geb. um 1520, gest. 1575, wurde schon als Jugendlicher durch Melanchthon gefördert. Bereits 1533 bezog er mit seinen Brüdern die Universität Wittenberg. 1538/39 immatrikulierte er sich in Basel (s. Basel, Matrikel II 21, Nr. 18), doch floh er wegen der Pest zweimal nach Zürich, wo er bei Pellikan wohnte (s. Pellikan, Chronikon 149: "Risenstein"). In Widmungsvorreden rühmen Melanchthon und Grynäus seinen Sinn für Geometrie und Astronomie. Noch 1540 schrieb er von Basel aus an Vadian, von dem er kurz zuvor ein Bildnis geschaffen hatte (Vadian BW V 633-635; vgl. Paul Boesch, Vadian-Bildnisse und Johann Reiffenstein, in: Zwa IX/1, 1949, S. 53-55). Später kehrte er nach Wittenberg zurück; 1545 ist er als Tischgenosse Luthers erwähnt, den er ebenfalls porträtierte. Als er 1545 das "Wahrhafte Bekenntnis"