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Kapitel 

[1188]

Johannes Haab an
Bullinger
Rheineck,
20. Oktober 1538

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2028 (Siegelspur) Ungedruckt

Dankt für die Informationen in der Konkordiensache und freut sich über die gute Aufnahme des Schreibens der eidgenössischen Reformierten durch Fürsten und Stände. Hört gern von den Fortschritten der evangelischen Predigt in England. Konnte nicht früher schreiben; muß den Reformierten an vielen Orten seiner [Landvogtei] zu ihren Besitzrechten verhelfen. Hat Stadtschreiber [Werner Beyel] wegen dessen Sohn [Hans Jakob] und seiner Base geschrieben; wird in einem Monat nach Zürich kommen und in der Sache weiterhandeln. Grüße. Ist in Sorge.

b üch versehentlich zweimal geschrieben.
36 verspricht er.
37 ausstatten.
38 sehr fähig in praktischen Dingen.
39 vorzüglicher.
40 Reichtum.
41 Eine Verwandte von Johannes Haab (s. unten Nr. 1188, 21 mit Anm. 13). Ob Anna Meyer (s. oben Anm. 33) die umworbene
"dochter" war, läßt sich nicht erweisen. Vgl. auch oben Nr. 1144, 76-88.
42 in irgend einer Sache.
43 schonen.
44 Katharina Locher; s. Clonradi Escher, Bürgermeister Johannes Haab (1503-1561), in: ZTB 1903, NF 26, S. 47.
45 Hans Jakob, Elsbeth und Regula (s. ebd.).

Erwirdiger, wolgelerter, fürnemer, insunders lieber herr und bruder. Die gnad gotteß durch Cristum Iesum, unnseren einigen erlöser, darzu min früntlich gruß und guttwillig dienst, sig mit uch etc.

Günstiger, lieber herr, ich danken üch üwers früntlichen berichtz der concordy, so ir mir zunächst unnd jetz zugeschribenn 1 , zudem üwers früntlichen erbiettens 2 , so ir gegen mir thund. Gott well, daß ichs umm üch kön beschulden und ferdienenn 3 . Es gefaldt mir auch vonn den fürsten und stendenn unnserer religionn jezig erlüterrenn 4 , das sy unser antwurtt für gutt ufgenomenn. Gott mere für und für cristenliche einykeit etc.

Ich han auch sunderlich gernn gehörtt, daß daß wortt gotteß in Enngelland so frig gebredigett wirdt 5 , in hoffnug, so si eß mit liebe annemend und dankpar synd, gott werde fil gutz dadurch würkenn.

Ich bitten auch üch, ir wellind nütt zürnnen, das ich üch zunechst nütt geschriben hann; dan ich dozemal mit demm buw 6 unnd anderrenn geschäfftenn beladenn, das ich nütt wil hatt 7 . Wüssend auch, daß an fil ortten, so dem evangelium anhenngig sind in miner ferwaltunng a 8 , fon minen forfaren 9 äben schlächtlich gehalten worden sinnd, dennen ich jetz wider, so fil mir muglich, hilff, alß nammlich mit teillung der pfargütter und ettlich caplanigenn 10 etc.

Fürer 11 , günnstiger, lieber herr und bruder, üwer schriben belanngend herren stattschribers b 12 sun und min bäsly 13 han ich im geschriben 14 , was for 15 gegenn einen anderrenn 16 gehandlott, und so fer der selb fersähenn 17 oder sunst welte abstann 18 , gefiele mir die sach an denim ortt nütt übel. Ich acht 19

a vor ferwaltunng gestrichenes ver f.
b in der Vorlage stattschriber.
1 Siehe oben Nr. 1187, 10-17.
2 Entgegenkommen.
3 daß ich es euch entgelten könnte.
4 Bullinger hatte seinem Brief einen Bericht über die Aufnahme der Schreiben der eidgenössischen Reformierten auf dem Schmalkaldischen Bundestag beigelegt; vgl. oben Nr. 1187, 10-13 mit Anm. 6.
5 Siehe oben Nr. 1187, 18-30.
6 Gemeint ist wohl der Stallbau, den Haab auf der Badener Tagsatzung vom 25. August 1538 erwähnte; vgl. EA IV/1c 1005 v (4.).
7 so daß ich keine Zeit hatte.
8 Die eidgenössische Landvogtei Rheintal, der Haab seit dem 1. Juli 1538 vorstand; vgl. EA IV/1c 1316f.
9 Vorgängern. Vgl. die Liste in EA IV/1c
1316.
10 Kaplaneipfründen. -Zu katholisch-reformierten Konflikten um die Aufteilung von Kirchengütern in den paritätischen Gemeinden des Rheintals in jener Zeit s. EA IV/1c 992 x und 1006 v (8.).
11 Im weiteren.
12 Hans Jakob, Sohn von Stadtschreiber Werner Beyel.
13 Nichte oder auch weiter entfernte Verwandte (s. SI IV 1648); vgl. dazu oben Nr. 1187, Anm. 41. Eine Nichte hatte Johannes Haab gemäß Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. III (Zürich ZB, Ms Z II 3), S. 271, nicht.
14 Nicht erhalten.
15 zuvor.
16 Unbekannt.
17 eine andere Frau gefunden hat.
18 verzichten.
19 nehme an.

aber, ich werd ongefarlich uff ein manett genn Zürich komen, so werd ich mit sampt der anderrenn fründen 20 hilff und radt, waß müglich und zimlich sige, an die hand nemen und handlenn.

Hiemit üch gott, demm herren, in ferharren göttlicher er ze fürderenn, befollenn habenn. Grüssend mir Meister Löwenn 21 und all herren examinatores .

Zuletscht han ich uff unrüw gesteldt 23 ; in grosse unrüw bin ich komenn. Gott ist meister, also daß er den mentschenn nüt ladt 24 nach sinem willen handlenn etc.

Geben zu Rineg, sontag, den 20. octobriß im 38.

Uwer altzit guttwilliger fründ

und brüder Hanß Hab, landtfogt

im Rintal.

[Adresse auf der Rückseite:] Demm erwirdigen, wolgelertten herrenn Meister Heinrichen Bullinger, minemm lieben herren und gatten fründ zu hand.