Name: Hancke: Vorname: Gottfried Benjamin H.
Jahrhunderts, besuchte ein Gymnasium ad oram Viadri (Weltl. Ged. I. 387), also wol zu Breslau. Von der Gelehrten Zeitung wird er bei der Herausgabe seiner Gedichte 1723 advocatus Suidnicensis genannt und stand damals in näherer Verbindung mit dem Reichsgrafen Sporck auf Kukus bei Königinhof in Böhmen. Diesem sind seine Gedichte gewidmet, dessen Kukusbad wird weitläufig beschrieben, und im Auftrage desselben Grafen befindet er sich wegen einer Rechtssache 1725 in Dresden. Hier besingt er anonym in einem längeren Gedichte den Carneval; ein Andrer eignet sich dessen Ehren an ; gleichwol scheint ihm dasselbe eine Stelle am kurfürstlichen Hofe als königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Accise-Secretär eingetragen zu haben, denn als solcher erscheint er schon 1727 auf dem Titel seiner Gedichte. Seine schriftstellerische Thätigkeit ist nachweisbar bis 1735, sein Tod unbekannt. H. ist ein Vertreter der zweiten schlesischen Schule in der Form ihrer größten Nüchternheit, wie sie hauptsächlich durch Benjamin Neukirch in dessen früheren Jahren dargestellt wird. Letzterer ist Hancke's hochgefeiertes Vorbild; Neukirchische Dichtungen, von welchen Graf Sporck eine Abschrift erworben hatte,
nehmen in Hanse's geistlichen Gedichten (1723) einen großen Raum ein; ebenso
erschienen die Reussischen Satiren zuerst in Hancke's "Weltlichen Gedichten"
(1727). Eine neue Auflage der letzteren, vermehrt durch einen zweiten Theil,
folgte 1731, dieser jedoch ohne Zuthaten von Neukirch, der seine Originale inzwischen
zurückverlangt hatte. Nach Goedeke erschien 1732 ein dritter und 1735
ein vierter Theil. Die Mehrzahl der geistlichen Dichtungen führt den Namen
Elegien; es sind nach Neukirchischen Mustern gebildete langathmige Reden biblischer
Personen, z. B. des im Bauche des Walfisches seufzenden Jonas; andre
sind Umdichtungen von Psalmen, Lieder, Texte zu Cantaten und Uebersetzungen
lateinischer Dichtungen Biedermanns. In den weltlichen Gedichten bilden
Satiren die Hauptmasse, darunter auch Uebersetzungen aus Boileau und scherzhafte
Gedichte aus dem Lateinischen, Französischen und Italienischen; die erste
Auslage enthält u. a. auch die Uebersetzung der italienischen Oper "Orlando
furioso" von Antonio Bioni. Die Gegenstände seiner eigenen geist und witzlosen
Satiren sind sehr allgemeiner Art, böse Juristen, alte Jungfern, schlimme
Eheweiber etc. Aus der geringen Zahl lyrischer Lieder ist ein einziges volksmäßiges
noch jetzt bekannt: "Auf, auf, zum fröhlichen Jagen!" Hancke's geschmacklose
Dichtungen wurden Gegenstand einer litterarischen Fehde, die ein
Vorspiel bildet zu dem Streite Gottsched's mit den Schweizern. In der Vorrede
zum 7. Theile der auserlesenen Gedichte des Herrn v. Hoffmannswaldau
hatte ein Leipziger Student, Wilhelm Juncker, nicht ohne Einfluß des Dresdner
Hofpoeten König, die Hanse'schen Gedichte einer heftigen Kritik unterzogen.
Daraus antwortete H. in einer besonderen Schrift: "Der poetische Staarstecher" ,
1780, worin schon heftige Ausfälle auf die Schweizer begegnen, die sein Urtheil
über Neukirch's Bedeutung nicht hatten gelten lassen. Weitere Folgen scheint
der Streit nicht gehabt zu haben.(Vgl. Hancke's eignen Werke.)
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