Name: Schweinfurth : Vorname: Ernst S.,
Nachdem S. dann zu Freiburg im Breisgau allerlei Portraits und sogenannte Corpsbilder für die Studentenschaft gezeichnet hatte, übersiedelte er nach München, ohne zu einer hervorragenden Leistung zu gelangen; die ganze Reihenfolge des Stuttgarter Kunstblattes erwähnt nur einmal (1845, No. 23) zwei kleine skizzenartige, aber von fleißigem Naturstudium zeugende Landschaften; erst 1871 wurde S. Mitglied des Münchener Kunstvereins, ohne je ein Werk zum Ankauf zu bringen. Um 1845 nahm S. einen längeren Aufenthalt in Baden-Baden, wo mehrere Landschaften mit Motiven aus Baden, München und den bairischen Bergen vielfach Anklang und Absatz fanden. Im Auftrag des Oesterreichischen Lloyd bereiste S. 1852 Dalmatien, Montenegro und Scutari und begab sich dann zum bleibenden Aufenthalte nach Rom; hier entstanden eine mit kämpfenden Montenegrinern und Türken staffirte große "Gebirgslandschaft aus Montenegro"
(Galerie zu Karlsruhe) und viele Bilder aus der Campagna, welche mit ihrem
unermüdlichen Zauber lange Zeit eine ständige Domäne Schweinfurth's bildete.
Ein "Transport gefangener Briganten errang großen Beifall in Paris. Daran
reihten sich Scenen aus dem Fischerleben von Porto d'Anzo. Eine Sommerfrische
in dem reizenden Franciscanerkloster Palazzuola am Albaner-See gab Anlaß
zu einer Serie "reizvoller tiefempfundener kleiner Bilder mit Scenen aus dem
Klosterleben" ; 1866 entstand eine Sammlung von hübschen Aquarellen mit
Motiven aus Frascati, Tivoli, Genzano und Nemi. Graf Schack, welcher den
strebsamen Künstler kennen lernte und sich mit demselben befreundete, erwarb
eine "Landschaft aus der Gegend von Cervara" bei Rom (vgl. Schack, Meine
Gemäldesammlung, 1881 , S. 224); eine Ansicht des Remi-Sees kaufte Frau
Sophie Mayer in Karlsruhe. Außer vielen lebensgroßen Portraits, versuchte sich
S. auch im Gebiete der Plastik und modellirte u. A. einen "Campagnolen zu
Pferd" und eine "Kuh ', welche durch Gypsabgüsse verbreitet wurden. Im Austrage
des Baron von Uexküll fertigte S. große Wandbilder für dessen Schloß
Sickel in Esthland, welche er 1876 vollendete und selbst an den Bestimmungsort
brachte; bei dieser Gelegenheit besuchte er auch Schweden und Norwegen und
machte einen Abstecher nach St. Petersburg. Mit diesen in Composition und
Colorit gleich gerühmten Bildern schloß S. seine künstlerische Thätigkeit. Zwar
sammelte er in Esthland noch viele Studien, welche jedoch nimmer vollendet
wurden, ebensowenig wie zwei kleinere Genrebilder und eine große italische
Landschaft: die Terrasse von Mondragone bei Frascati mit einem Ausblick auf
den Pinienwald und die römische Campagna (für Baron von Ungern-Sternberg).
Mehrfache Darstellungen von römischen Kostümen und Scenen aus dem Volksleben
vervielfältigte S. durch Lithographie und Radirung für Spithöver's Verlag.
Seine römischen Collegen achteten und ehrten ihn durch die Wahl zum
Vorsitzenden des Deutschen Künstler-Vereins, eine Stelle. welche S. mit Sicherheit,
Umsicht und vielem Takte mehrere Jahre bekleidete. "Vermöge seines
Bildungsgrades und großer Kenntniß italienischer, speciell römischer Verhältnisse
war S. mit beinahe allen Größen auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft
in Fühlung und unterhielt zum Theil lebhafte Beziehungen mit solchen; sein
berühmter Vetter, der Afrika Reisende Georg August Schweinfurth, pflegte regen
persönlichen und schriftlichen Verkehr mit ihm." S. ertrug mit Leichtigkeit jede
Art von Strapazen und verband mit seinem ausgesprochenen Rechtsgefühl und
seinem geraden, biedern, offenen Wesen auch eine nicht gewöhnliche Körperkraft
und kaltblütige Besonnenheit, womit er auch einen nächtlichen Raubanfall siegreich
abschlug. Der "brave deutsche Maler" blieb deshalb lange Zeit der Löwe
des Tages in der Hauptstadt Italiens. Trotz aller verlockenden Schönheit des
Südens fand auch unser Maler, ebensowenig wie der Dichter des "Trompeters
von Säckingen" , auf welschen Pfaden nicht jene süße Lotos-Kernfrucht, "die der
Heimath Angedenken und der Rückkehr Sehnsucht austilgt" ; im letzten Decennium
seines Lebens verfloß selten ein Jahr, in welchem er München, Baden und Karlsruhe
nicht besucht hätte. In gewohnter Frische und Heiterkeit war er noch im
Herbste 1877 in seinem reizenden Atelier in der Via del Babuino thätig, ging dann
zu Anfang October nach Frascati, wobei er sich heftig erkältete. Den kaum genesenen
warf ein Schlaganfall nieder, an dessen Folgen der edle Maler am 24. October
1877 verschied. Er fand seine Ruhestätte unter den hohen Cypressen und Pinien
bei der Pyramide des Cestius.Vgl. Nagler, 1846, XVI, 136. — v. Weech, Badische Biographieen,
1881, III, 149 ff. (der hier fehlende Todestag ist nach Oettinger's Moniteur
nachgetragen).
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