Name: Pauw: Vorname: Adriaen P.,
Das verschaffte ihm im J. 1619 die Stelle eines Curators der Leidener Universität; er hatte die traurige Ehre, die Säuberung der Universität zu vollziehen und Männer wie Vossius und Barlandus aus ihren Stellen als Professoren und letzteren auch als Regent des Staatencollegiums (des Theologenconvictes) entsetzen. Schon früh mit diplomatischen Missionen von den Generalstaaten betraut, nahm P. als Gesandter in Frankreich, England, Dänemark und Deutschland großen Antheil an der auswärtigen Politik der Staaten, die er bald neben dem Prinzen Friedrich Heinrich zu führen hatte, als er 1631 zum Rathspensionär von Holland erwählt wurde. In den ersten Jahren nach Oldenbarnevelts Fall tief heruntergekommen erhielt das Amt durch P. wieder einigermassen die Wichtigkeit, welche es vorhin besessen. Wahrscheinlich war es eben darum, daß der Prinz ihn mit de Knuyt im J. 1635 durch die Unterhandlung über das bekannte Schutz und Trutzbündniß in Frankreich nach Paris zu entfernen suchte und seine Abberufung zu hintertreiben wußte. P. legte darum 1636 seine Stelle als Rathspensionär nieder, behielt aber, als Abgeordneter von Amsterdam nicht allein in den Staaten von Holland sondern auch als Mitglied der holländischen Deputation in den Generalstaaten noch einen maßgebenden Einfluß. 1646 wurde er Deputirter zum Friedenscongreß in Münster und nahm an dem Lauf der Unterhandlungen als Vertreter der Friedenspartei lebhaften Antheil; die Franzosen beschuldigten ihn, gewiß mit Unrecht, sich den Spaniern verkauft zu haben. Sein Ansehen stand jetzt hoch; er waid 1649 an die Spitze der Gesandtschaft gestellt, welche, das Leben König Karls I. zu retten, vergeblich nach England abgeschickt wurde. Wenn er auch nicht zu den Gegnern Oraniens gehörte, so vertrat P. damals doch eine Politik, welche in ihren Principien der von Oldenbarnevelt näher stand, und durchaus abwich von der demokratisch-calvinistischen, welche im J. 1618 von Moritz von Oranien, Aerssens und Pauw's Vater zum Siege geführt war. Letztere war eben in Amsterdam völlig zu Boden geschlagen, eben in jener Stadt hatten jetzt die Libertiner ihren Hauptort, die Remonstranten fanden dort
zuerst Schutz, der Frieden mit Spanien fand des Handels wegen den stärksten
Anhang. Und das Interesse seiner Stadt galt P. so zu sagen als
das Interesse des Landes. Als Wilhelm II. seinen verfehlten Staatsstreich gegen
Amsterdam führte, verblieb P. in der Neutralität, welche ihn auch an dem
schroffen Auftreten der Bicker und der anderen Amsterdamer Regenten keinen
Theil nehmen ließ; doch als dann der Prinz gestorben und der Rathspensionär
Cats nach Abhaltung der "Großen Versammlung" seine Stelle niedergelegt
hatte, ließ P. sich nach langem Sträuben und unter eigenthümlichen Bedingungen,
namentlich um einer Wiederholung des Verfahrens der Jahre 1618 und 1619
vorzubeugen, 1651 aufs Neue zum Rathspensionär ernennen. Im nächsten Jahr versuchte
er als außerordentlicher Gesandter vergebens den Krieg mit England
abzuwenden und kam durch seinen Eifer für den Frieden in Verdacht, im Geheimen
mit den Engländern zusammenzuhalten aus Feindschaft gegen das oranische
Haus. Das Volk wollte sein Haus in Amsterdam und sein Schloß in Heemstede
plündern; wogegen die Staaten ihn in ihre Protection nahmen. Nicht lange
nachher, am 21. Februar 1653 ist er gestorben, den Ruf eines fähigen, wenn
auch nicht immer groß denkenden und handelnden, etwas kleinlichen und nicht
immer energischen und uneigennützigen Staatsmannes mit ins Grab nehmend.
Den Fürsten und großen Herren und höfischen Diplomaten in Frankreich, England
und Deutschland gegenüber erschien Pauws Auftreten als Gesandter etwas
holperig und steif, wie Wiequefort sagt: P. war schon kein Kaufmann mehr,
bloß Regent, wenn er auch das väterliche Vermögen eifrig vermehrte. Von
seinen fünf Brüdern War der zweite, Michel (geb. 1590), der Stifter einer
eigenen kleinen Pflanzung "Pavonia" am Hudson im jetzigen New Jersey,
welche er aber 1637 der Westindischen Compagnie verkaufte; der dritte, Reinier,
(geb. 1591) war nicht weniger als 55 Jahre lang Mitglied und Präsident des
Hohen Rathes (Appell- und Cassationshof) von Holland und Seeland; der vierte,
Cornelis (geb. 1593) wurde zwanzigjährig der ersten niederländischen Gesandtschaft
in Constantinopel attachirt, dann Consul in Aleppo und 1631 Gesandter
beim König Gustav Adolf, den er auch auf seinem Siegeszuge begleitete, Wie er
auch später die Verbindungen der Republik mit Oxenstjerna vermittelte, einer
der ersten Diplomaten von Beruf, welche die niederländische Geschichte zählt.Vergl. Aitzema, Saeken van Staet en Orlogh. — Wieguefort, list. des
Prov. Unies und L'Ambassadeur. — Wagenaar's Amsterdam. und Vaderl.
Gesch. und die Noten des van Wyn zu derselben. —Vreede, Gesch. u. Nederl.
Diplomatie. — Arend, y. Rees, Brill & y. Vioten: Alg. Gesch. d. Vaderl.
— Tydeman, De zee betwist. — Koenen in Nijhoff's Bijdragen VI & VII.
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