Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[893]

Johannes Stumpf an
Bullinger
Bubikon,
17. September 1536

Abschrift von Johann Jakob Simler a : Zürich ZB, Ms S 41, 110

Hat nach der Vereinbarung mit einigen Politikern in Zürich [über den Druck seiner Chronik] erfahren, daß auch Ägidius Tschudi eine Chronik zu publizieren gedenke; bittet Bullinger, zugunsten seines Werkes auf [Diethelm] Röist und [Hans Rudolf] Lavater einzuwirken und ihm durch Peter Wick zu antworten.

Dem frommen, wolgelerten und getrüwen Meyster Heinrichen Bullingern, predigern des evangelii Zürich, mynem lieben hem und bruder.

Gratiam et pacem a deo patre et domino Iesu Christo etc.

Lieber herr und bruder, uff unser abred 1 (der chronick halb 2 mit hem Röysten, sekelmeyster von Chom b3 , Haben, Lavetern und andern der sach günstigen Zürecher) wirt ich bericht, wie Eugidius Tschudi von Glariß ouch schrybe und mit eyner Chronick uff der pan sy 4 , die in truk zu verschaffen 5 ; || deßhalb myns bedunkens, unser arbeyt (wie nachgültig die jemer ist 6 ) dennocht unsern

a Das Autograph, von Simler seinerzeit noch benutzt, fehlt in Zürich StA, E II 335, 2020 (Lucke). Es wurde an einer Auktion vom 30./31. Mai 1961 in Marburg zum Verkauf angeboten (s. Autographen aus der [Sammlung] Karl Geigy-Hagenbach und anderem Besitz. Auktionskatalog, Basel/Marburg 1961, S. 90, Nr. 509).
b vor Chom gestrichenes c.
1 Übereinkunft (SI VI 531).
2 Zu Stumpfs Arbeit an der Druckfassung der Chronik s. oben Nr. 710, Anm. 22, und Nr. 774, Anm. 17. Die Vereinbarung betraf offensichtlich die Drucklegung.
3 Bernhard von Cham, 1508-1571, von Zürich, war einer der bedeutendsten Zürcher Politiker der Bullingerzeit. 1529 nahm er als Konstaffler Einsitz in den Großen Rat. 1532-1541 war er Mitglied des Kleinen Rates, 1542-1548 Landvogt auf der Kyburg, 1548-1550 wiederum Kleinrat und 1550-1556 Landvogt in Wädenswil. Nachdem er erneut zwei Jahre dem Kleinen Rat angehört hatte, wurde er 1560 zum Bürgermeister gewählt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod
innehatte. Er war zudem 1533-1541 und 1548-1550 Säckelmeister und amtete verschiedentlich als Reichsvogt. Von ihm sind drei Briefe an Bullinger erhalten; Bullinger widmete ihm 1561 sein Werk "De conciliis" (HBBibl I 402-410). — Lit.: G[eorg] von Wyß, Vortrag vor der Gesellschaft der Bocke 1881, Zürich 1881, S. 12-14; Dütsch, Landvögte 78; Fabian, Geheime Räte 509; HBLS II 534; Schnyder, Ratslisten 571.
4 eine Chronik in Vorbereitung habe (SI IV 1268).
5 Ueber Ägidius Tschudis Beschäftigung mit der Schweizergeschichte in dieser Zeit vgl. Richard Feller und Edgar Bonjour, Geschichtsschreibung der Schweiz vom Spätmittelalter zur Neuzeit, 2., rev. und erw. Aufl., Bd. I, Basel/Stuttgart 1979, S. 265f. 269, und Bernhard Stettler, Tschudis schweizergeschichtliche Gesamtkonzeption und deren Entstehung, in: Aegidius Tschudi, Chronikon Helveticum, 1. Teil, bearb. v. Peter Stadler und Bernhard Stettler, Bern 1968. —QSG NF I (Chroniken), VII/1, S. 102 mit Anm. 2.
6 wie gering sie auch immer ist (SI II 290f. I 222).


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heren von Zürch, ouch der stat etwas eerlicher 7 were. Wöllind deßhalb diß onverzoglich sollicitiren 8 , mögend ouch wol (so es üch geraten bedunkt) hem Röysten und andern solichs inbilden 9 , wie ander uff der pan syend etc. So bedunkt mich Laveter ouch gut zu fürderung der sach. Ich wolt ouch gern jedem (so es fürgieng 10 ) ein exemplar zustellen. Hierumb thunt das best nach mynem || vertrüwen, das ich (besonder in disem handel) allein zu üch hab, und nemmend diss min unrüwig schryben nit für übel, dan mich belangt 11 , trostlich antwort von üch zu vernemen, dardurch mir die überig 12 arbeit dest lychter syn möchte. Und waß ir mir deßhalb embieten 13 wollend, das befelhend Peter Wicken 14 zum Wyssen Crütz 15 , und synd dem hem befolhen.

Datum sontag post Felicis et Regulae anno 1536.

Tuus

loan. Stumpffius.

7 ehrenvoller (SI I 393f).
8 vorbringen.
9 vor Augen stellen (SI IV 1199f).
10 wenn es soweit kommt.
11 ich sehne mich (SI III 1334f).
12 restliche.
13 sagen lassen (SI IV 1869).
14 Peter Wick, von Zürich, gest. vor 1553, war der Vater des für seine Nachrichtensammlung berühmten Johann Jakob. 1497 wurde er Mitglied der Zunft zur Saifran, 1519 deren Stubenmeister. 1504 nahm er mit seiner Frau Greth Huber an der Lotterie des Zürcher Schützenfestes teil. 1516 kam er in den Großen Rat, war 1523 Mitglied der Kommission, die mit
der Untersuchung der Predigtstörung im Kloster Otenbach betraut war, und wird im Jahr 1532 als Schaffner im Zürcher Hof des Johanniterhauses Bubikon genannt. Am 28. Mai 1553, als seine (zweite?) Frau Elsbeth Traber starb, lebte Wick nicht mehr (s. Zürich StadtA, VIII C 48). — Lit.: Zürich StA, W 6, 16; AZürcherRef 344, S. 120. 1911, S. 842; Glückshafenrodel I 266, 87. 426, 21.
15 Das "Weiße Kreuz" an der Kirchgasse gehorte dem Johanniterorden (vgl. Vögelin, Das alte Zürich I 235f, und Hans Lehmann, Das Johanniterhaus Bubikon. Geschichte, Baugeschichte und Kunstdenkmäler, Bubikon 1947, S. 180. 183).