Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[854]

[Die Pfarrer von Zürich] an
[Georg von Württemberg]
Zürich,
30. Juni [1536]

Entwurf Bullingers: Zürich ZB, Ms K 40, 60r. Ungedruckt

Bestätigen den Erhalt des Briefes [Nr. 836]und loben den Eifer Graf Georgs. Obwohl Erasmus Schmid wegen des Pfarrermangels in Zürich gut gebraucht werden konnte, hat ihn der Rat nochmals für eine gewisse Zeit zur Vollendung der Reformarbeit in Reichenweier freigestellt. Empfehlen sich und Schmid dem Grafen.

Die a gnad gottes und der frid unsers h[errn] Iesu Christi sye alle zyt mitt e[wer]g[naden], hochgeporner furst b , g[nediger]h[err].

Wir habend u[wer] f[ürstlich] g[naden] brief 3 empfangen und gott gelobet, der iro c ein sömlich gmüt gäben, das also geneigt und begirig ist d , sin eer zu e fürdern. Bittend ouch gott, Dass er u. f. g. sin gnad meere, ouch sölich dappfferchristlich g füremmen 4 zu gutem end ußfüre.

Und wiewol wir M. Erasmi 5 , unsers lieben h. und bruders, ungern manglend und inn hie by unß wol zu bruchen hättind, allss die unß mitt gelerten, geschickten personen uussgeschöppfft, hatt es doch der allmächtig gnedicklich geschickt, das imm wyter von unsern herren und obren nachgelassen, gott ZU lob und u. g. zu besonderm gfallen iro h zu dienen und die kylchen zu Rychen[wyr] noch ein zyt i zu versähen 6 guter hoffnung, u. g. werde imm beholffen sin, damitt ouch ettwan 7 der k angefängen handel gots thadtlichen l 8

a vor Die gestrichenes hochgeporner.
b furst über gestrichenem herr und.
c iro über gestrichenem u[wer]g[naden].
d das also geneigt und begirig ist über der Zeile nachgetragen.
e vor zu gestrichenes also.
f sin gnad meere, ouch sölich am Rande nachgetragen.
g vor dappfferchristlich gestrichenes sölich.
h gott za lob und u. g. zu besonderm gfallen iro über der Zeile nachgetragen für gestrichenes u. g.
i noch ein zyt am Rande nachgetragen.
k damitt ouch ettwan der über der Zeile nachgetragen für gestrichenes den.
l vor thadtlichen gestrichenes ouch.
1 Adressat und Abfassungsjahr ergeben sich eindeutig aus der im Brief behandelten Angelegenheit, nämlich der Verlängerung der Freistellung von Erasmus Schmid für den Abschluß des Reformationswerkes
in Reichenweier. Der Brief, von Bullinger als Antwort auf Georg von Württembergs Schreiben vom 6. Juni 1536 an die Zürcher Pfarrer (oben Nr. 836) verfaßt, erging wohl im Namen der ganzen Pfarrerschaft.
2 Vgl. Anm.1.
3 Oben Nr. 836.
4 Vorhaben (SI IV 746). — Gemeint ist die Durchführung der Reformation in Graf Georgs Herrschaftsgebieten im Elsaß.
5 Erasmus Schmid.
6 Der Zürcher Rat hatte am 29. Juni die bis 24. Juni 1536 befristete Freistellung von Schmid um zwei Jahre verlängert (vgl. Zürich StA, A 195. 1, Nr. 228 [Dorsualvermerk des Stadtschreibers]). Die Mitteilung an Graf Georg erfolgte erst am 6. Juli 1536 (vgl. ebd., B IV 7, 88r.-v.). Zur Angelegenheit vgl. auch die Briefe Nr. 846 und 848.
7 einmal (SI I 594).
8 tatkräftig (SI XIII 2043f).


Briefe_Vol_06_348arpa

vollendet werde m und n insonders, das mitt christlichen mandaten alle verergerende laster abgestellt, darzu offne abgöttery und unlydlich mißprüch inn der kylchen gottes nach gottes wort abgethon und gottes ordnung ann die statt deß hingethonen yrrsals 9 gestellt werde o wie dann uwerer , p schuldigen pflicht, gott dem herrenn gefellig, wol gepürt und q vor u. g. alle r gott geliepten künig, herren und regenten ouch gethon habend t , dardurch sy u eewigs lob vor gott und der wällt erlangt, wie u. v g. one zwyfel guten bericht hatt 10 uß allerley warhafften historyen.

Hiemitt bittend wir wyter gantz w underthäniglich und zum höchsten, u. x g. wölle unsern fürgeliepten h. und bruder, M. Eraßmum, den y wir allwäg 11 aller eeren werdt, redlich und getruw funden, iro z gnedicklich befolhen haben mitt sampt alien denen, so den namen Christi predigend. Zwyfflend wir nitt, gott aa werde sölich imm wolgfellig dienst rychlich an u. g. und iro land und luten rychlich belhonen. Wo wir dann u. g. gedienen köndint, wöllind wir unß underthäniglich ab u. g. zu gfallen gar nitt sparen.

Datum Zurych, deß ac letsten tags imm brach ad .

[Ohne Adresse.]

m vollendet werde über der Zeile nachgetragen für gestrichenes zu vollenden.
n-o und insonders bis gestellt werde am Schluß des Textes nachgetragen für gestrichenes insonders mitt abstellung und abthun offner abgöttery nach dem exempel, nachdem Bullinger zuerst über der Zeile mit insonders abthun ergerlicher lastern und zu korrigieren begonnen hatte.
p-q uwerer bis und am Rande nachgetragen.
r vor alle gestrichenes ouch gethon.
s herren über der Zeile nachgetragen.
t ouch gethon habend über der Zeile nachgetragen.
u vor sy gestrichenes ouch.
v vor u. gestrichenes dann.
w wyter gantz über gestrichenem ouch.
x vor u. gestrichenes allß wir bitten könnind.
y-z den bis iro am Rande nachgetragen.
aa-ad gott bis brachat als zweiter Nachtrag (vgl. Anm. n-o) am Schluß angefügt.
ab in der Vorlage underthäniglclich. deß korrigiert aus 29.
9 Irrlehre (SI I 411).
10 unterrichtet ist (SI VI 321f).
11 immer.