Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[366]

Michael Häcker an
Bullinger
[Buchs] ,
24. April [1534]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 468 (Siegel) Ungedruckt

War zusammen mit Fridolin Keller und Hans [Schmid]in Baden, wo ihnen erzählt wurde, wie Thomas, der Stubenknecht zum Rüden, seinen Sohn als Mönch ins Kloster Wettingen stecken will, was dem Ruf Zürichs abträglich wäre. Bittet deshalb Bullinger, etwas dagegen zu unternehmen und den Zürcher Rat zu benachrichtigen.

Gratia et pax a deo patre et domino nostro Ihesu Christo. Amen.

Min Meister Heinrich, ich laß uch wissen, wie her Fridli Keller 3 , her

a In der Vorlage: sentententia. (Gleich korrigiert auch Simler, Zürich ZB, Ms S 35, 130).
gerechte Beurteilung und Luthers Angriff auf Erasmus.
4 Lk 19, 22.
5 Angesichts der Kriegsvorbereitungen Schlimmes befürchtend (vgl. oben Nr. 351 und S. 125, 15-18), bat Bucer ähnlich wie hier auch in seinen Briefen an Ambrosius Blarer vom 30. April und 9. Mai 1534 (Blarer BW I 494) um Frieden.
6 Gemeint ist wohl Philipp von Hessen (vgl. Nr. 368), vielleicht auch, wie Simler
(Zürich ZB, Ms S 35, 130) vermutet, Ulrich von Württemberg. Vgl. noch Anm. 2.
7 Siehe Anm. 2.
8 Vgl. etwa oben S. 122, 20-24 und 138, 35-39.
1 Buchs (Kt. Zürich).
2 Das erwähnte Ereignis verweist den Brief zweifelsfrei ins Jahr 1534, s. Anm. 12.
3 Fridolin Keller, gest. 1575, stammte aus Bischofszell (Kt. Thurgau). Er hatte schon vor 1526 als Vikar die Pfarrei Regensberg (Kt. Zürich) betreut. Als der Pfründeninhaber den Vikar 1526 auswechseln wollte, setzte sich die Gemeinde für Keller


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Hans 4 von Dellikon und ich uff sant Jörgen tag 5 zu Baden 6 by den grossen bederen gewesen, ist uns ernstlich angezeygt worden von ettlichen 7 von Zurch, die da ein badenfart 8 habend, und gruntlich erfaren und vernommen, wie Thomma, stubenknecht 9 zu dem Rüden 10 , habe ein sun in das kloster gön Wettingen 11 gethon, ein münch uß imm ze machen, und understand in achtagen imm die kutten anzelegen 12 , welches dem heyligen evangelio gantz und gar nachteylig, ouch wider unsere herren mandaten statt und land nachteylig und ein ergerlich geschrey zu Baden: «Schow, schow, die von Zurch fahend an ire sün in die klöster ze thun. Eß wirt bald ein anders werden etc.» Darumb, min Meister Heinrich, lassend uch der schantlich handel angelegen sin, dem wyder ze sin 13 und unseren herren anzeygen mitt ernst etc.

Datum ylentz, fritag nach Jeory.

Vale.

Michel Hacker,

pfarrer zu Buchs,

üwer allzyt williger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem frommen Meister Heinrichen Bullinger, predicant zu dem grossen munster Zurch, minem lieben frund und bruder.

ein, so daß er in Regensberg bleiben konnte (AZürcherRef 1091). Bei der ersten Synode im April 1528 wird Keller als Pfarrer von Dielsdorf, das zur Pfarrei Regensberg gehörte, aufgeführt (AZürcherRef 1391, S. 601). Infolge Ehebruchs wurde er vor Ostern 1537 seines Amtes entsetzt, wegen seiner demütigen Bußfertigkeit aber in der Herbstsynode vom 23. Oktober desselben Jahres wieder ins Pfarrkollegium aufgenommen (Zürich StA, E II 1, 226). Daraufhin war er Pfarrer in Rümlang (Kt. Zürich). Als solcher mußte er sich an der Frühjahrssynode vom 7. Mai 1555 gegen heftige Klagen über seine liederliche Amtsführung verantworten. Er tat dies nur schlecht und wurde scharf verwarnt, aber nicht abgesetzt (Zürich StA, E II 1, 428f). - Lit.: AZürcherRef 1125. 1433. 1552. 1714, S. 734. 1742. 1910; Pfarrerbuch 375.
4 Hans Schmid, gest. 1541, stammte aus Turbenthal (Kt. Zürich) und war Kaplan am Zürcher Großmünster. 1522 unterschrieb er die an den Bischof von Konstanz gerichtete Bittschrift zur Bewilligung der Priesterehe. Als einer der ersten Zürcher Priester heiratete er 1523 eine Nonne aus dem Kloster Ötenbach. 1524 wurde Schmid Leutpriester in Dällikon
(Kt. Zürich). 1528 nahm er an der Berner Disputation teil, 1531 zog er mit dem Zürcher Heer als Prediger in den Müsserkrieg, worüber er Zwingli berichtete (Z XI 406-408), und wurde Ende desselben Jahres neben Bullinger und Megander zum Nachfolger Zwinglis vorgeschlagen. 1534 kam er als Pfarrer nach Maur (Kt. Zürich). - Lit.: AZürcherRef, Reg.; Willy Wuhrmann, Zwei Namensvettern als Zwinglis Helfer am Großmünster, in: Zwa III 148-151; Z IX 443, Anm. 7. XI 406, Anm. 1; Pfarrerbuch 507.
5 23. April.
6 Baden (Kt. Aargau).
7 Unter ihnen Martin Pfiffenmacher, s. oben S. 141, 11f.
8 Aufenthalt in Baden zur Benutzung der dortigen Heilquellen, zur Erholung und Belustigung (SI I 1035f).
9 Verwalter (SI III 730f).
10 Gesellschaftshaus der Konstaffel in Zürich.
11 das Zisterzienserkloster in Wettingen bei Baden (Kt. Aargau).
12 Die Angelegenheit wird am 23. April 1534 von Gebhart Hegner etwas ausführlicher, im wesentlichen aber übereinstimmend geschildert, s. oben S. 141, 11-20.
13 dem entgegenzuwirken.