Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[333]

Jakob Bedrot an
Bullinger
Straßburg,
3. März [1534]

Autograph: Zürich StA, E II 356a, 883 (Siegelspur) Teildruck: QGT VIII 283f, Nr. 515, Teilübersetzung: Karl Schottenloher, Jakob Ziegler aus Landau an der Isar. Ein Gelehrtenleben aus der Zeit des Humanismus und der Reformation, Münster i. W. 1910. - RGST 8-10, S. 292

Wird [Heinrich]Lavater gerne bei sich aufnehmen, wenn dieser mit den bescheidenen Verhältnissen vorliebnehmen will. Otto [Werdmüller]erfüllt die in ihn gesetzten Hoffnungen. Der Straßburger Kirche wird es besser gehen, seitdem der Rat seine Pflichten wahrnimmt: Anton [Engelbrecht]wurde entlassen. [Jakob]Ziegler erweist sich als undankbar. Bedrot wundert sich, daß bisher noch niemand eine Biographie Zwinglis veröffentlicht hat, um damit den verleumderischen Schmähungen entgegenzutreten. Leicht könnte das in Form einer Vorrede getan werden, wie es jetzt mit Oekolampads Vita geschehen ist. Grüße.

3 Nicht erhalten.
4 zur Kenntnis genommen (SI XI 658).
5 zu ergänzen wäre wohl: uß unmussen; aus Zeitmangel (SI IV 497f).
6 etwas.
7 Sicher der Pfleger (Amtmann) des Klosters Rüti, Hans Kilchrat, gest. 1552, aus Zürich, Zunftmeister zu Schuhmachern, seit Ende 1531 Mitglied des Kleinen Rats, am 19. Juni 1532 zum Pfleger in Rüti ernannt. Am 18. April 1534 entließ ihn der Rat auf eigenes Bitten hin aus diesem Amt (Zürich StA, B VI 254, 13v.). 1536 war Kilchrat nochmals kurz Mitglied des Kleinen Rats, wurde aber noch im selben Jahr zum obersten Ratsdiener gewählt, s. Die Zürcher Ratslisten 1225 bis 1798, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich, bearb. v. Werner Schinyder. Zürich
1962, S. 292. 294. 297f. 587; AZürcherRef 1861.
8 Es waren Rudolf Spänli, genannt Gwerb, Sebastian Hegner (Hegnauer), Wolfgang Huber (s. unten S. 161-163, Anm. 4, 21 und 37).
9 Auf welchen aktuellen Anlaß Bullinger anspielt, ließ sich nicht genauer nachweisen. Zu den Vergehen, die den Mönchen im Frühjahr 1534 zur Last gelegt wurden, s. unten Nr. 371.
10 Zur sprichwörtlichen Redensart s. Röhrich II 810.
11 Diethelm Röist.
12 Unbekannt.
1 Die erwähnten Ereignisse verweisen den Brief eindeutig ins Jahr 1534, s. Anm. 6. 7. 10.


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S. Lavaterum 2 lubens ad me recipiam vel tua inprimis commendatione 3 adductus, modo idem ipse boni consulere tenuitatem meam velit. Est mihi domus angustior. At cum ampliorem nunc habere minus liceat, hac me contentum esse oportet. Annui victus precium erit 25 floren. nostrae monetae. Tantundem enim et alii minores etiam natu numerant. Otho 4 spem de se praesumptam fallet minime. Stylum luxu diffluentem sobrie castigat, et iudicium expoliet rerum usus. Quantum opere precium faciat, brevi, opinor, gustum tibi exhibebit.

Quod tardius tibi respondeo, nuncii penuria in causa est, sed et serius mihi tuae sunt redditae. Omnia hic sat commode nunc habent, et ecclesiam commodius spero habituram, posteaquam magistratus serio magis officio suo fungitur 5 . Exautoravit is nuper, si nescis, Antonium 6 suffraganeum Spirensem quondam, octo annos aut plures hic concionatorem, hominem sane ad nihil minus quam concordiae ecclesiarum tuendae factum. Sed et Zieglerus monstrum aluit hactenus. Quod quale sit, nunc sese exerit 7 . O ingratitudinem fustuario dignam. Verum ex aliis malo haec intelligas, si nondum per Bucerum nostrum, quicquid id est, rescivisti.

Miror ego neminem vestratium Zvinglii vitam posteritati commendare vel greek greek greek greek greek greek greek greek greek greek greek

2 Heinrich Lavater; er kam erst im Laufe des Sommers nach Straßburg, s. unten S. 312, 61 mit Anm. 25.
3 Nicht erhalten.
4 Otto Werdmüller.
5 Nach einer ersten Verhandlung am 16. Februar 1534 beschloß der Straßburger Rat am 4. März, «bey der [Vierstädte-]confession und den articul des synodi zu pleiben, dieselben als die recht cristlich leer alhie lassen predigen und ob derselben ernstlich zu halten», auch zu «ratschlagen, wie man den secten, so diser confession unnd articul zuwider sindt ... fürkommen möge», s. QGT VIII 286. Das von Adam 208 erwähnte, gegen die Täufer gerichtete Mandat vom 3. März 1534 gibt es nicht; es ist von Adam aufgrund dieser Briefstelle und in falscher Interpretation von älterer Literatur konstruiert worden. Diese Anmerkung verdanken wir Herrn Jean Rott in Straßburg.
6 Anton Engelbrecht, um 1485-1556/57, aus Engen (Hegau), seit 1520 Koadjutor des Bischofs von Speyer. Als solcher dispensierte er 1521 Martin Bucer von den Mönchsgelübden. Der Reformation zugeneigt, kam er 1524 nach Straßburg und wurde Pfarrer an St. Stephan. Wegen seiner unordentlichen Lebensführung, der Parteinahme für die Sektierer und seines Widerspruchs gegen die Synode und deren Beschlüsse entließ ihn der Rat vorläufig am 27. Dezember 1533 und endgültig am 27. Januar 1534 (s. Adam 179; Bedrot
an Vadian, 16. März 1534, Vadian BW V 154; QGT VIII 233). Seit 1541 war er wieder katholisch und lebte in Köln, Nassau und Koblenz bis zu seiner Rückkehr nach Straßburg 1556/57, wo er spätestens 1557 starb. - Lit.: Cornelis H. W. van den Berg, Anton Engelbrecht: Un «Épicurien» Strasbourgeois, in: Croyants et Sceptiques au XVI e siècle. Le dossier des «Épicuriens». Actes du colloque organisé par le GRENEP, Strasbourg, 9-10 juin 1978, Straßburg 1981. - Société savante d'Alsace et des Régions de l'Est. Collection «Recherches et Documents», t. XXX, S. 111-120.
7 Bedrot spielt an auf die Auseinandersetzung um Jakob Zieglers Ende 1533 verfaßte Schrift «Synodus» (gedruckt in QGT VIII 234-241), worin Kritik an der Straßburger Synode, an der Taufe und an den Beziehungen zwischen den Predigern und dem Rat geäußert wird. Die Angelegenheit kam am 9. Februar 1534 in einer Ratssitzung zum ersten Mal öffentlich zur Sprache. Der Vorladung des Rates hatte sich Ziegler kurz vorher durch die Flucht nach Baden-Baden entzogen. - Die Entgegnungen Bucers und der Prediger auf Zieglers «Synodus» in QGT VIII 273-276 und in BucerDS V 514-526; s. noch QGT VIII 277f; Bedrot an Vadian, 16. März 1534 (Vadian BW V 153-155); Schottenloher, aaO, S. 289-295; BucerDS V 512f.


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greek greek greek 8 . Posset id commode fieri in praefatione aliqua 9 , quemadmodum nunc Oecolampadii vita per Grynaeum 10 Ezechielem non tantum vendibiliorem a reddet. Sed et a calumniis beatissimam animam hanc vindicabit. Ignosce, vir optime, nugis meis.

Otho se tuae fidei commendat. Tu meo nomine diligenter Collinum et Theodorum 11 saluta atque in domino vale.

Argentorati, 3. martii.

Bedrotus.

De Lavatero, quamprimum fieri potest, fieri certior cupio, ne si huic venire minus integrum sit, aliis forsan mecum habitare cupientibus frustra denegam. Per Froschow[erum] mihi significare potes omnia.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Henricho Bullingero, ecclesiastae Tigurinorum fidelissimo, domino et amico suo incomparabili, Zürich.