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Original a , letztes Viertel autograph: Zürich StA, E II 343, 51r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt
Übermittelt die neuesten Nachrichten über die ergebnislosen Verhandlungen zwischen dem jungen Herzog [Christoph] von Württemberg und König Ferdinand I. von Österreich an der letzten Tagung des Schwäbischen Bundes. Nach Bucers Meinung «wütet jetzt der Satan in Frankreich». Der Basler Rat bereitet die Annahme eines Glaubensbekenntnisses für Stadt und Landschaft vor. Keine neuen Nachrichten über die kirchliche Lage in Straßburg. Grüße.
Es ist uff dem gehaltenen pundstag 1 von der volstrekung eines anderen
punds nützt gehandlet worden, dann der jung herzog zu Wirtenberg 2 sampt
einem großen bystand etlicher küngenn, fürsten und deß adels hatt angfangen,
begert Dübingen und Nipfen 3 . Darwider stelt sich Ferdinandus, und
des jungen fürsten anforderung zu stellenn, schlecht 4 imm der künig für ein
herschafft Pludens by Feldkylch 5 , daruff der herzog sich gewyderet 6 . Harwiderumb
schlecht imm Ferdinandus für ein herrschafft in Kemten in der
Steurma[r]k 7 , die wil der fürst von Wirtenberg ouch nitt, sonder er beharret
mit sinem fürnemen sampt sinem bystand. Nun will der stand b des punds 8 ,
ob er sich glich wolti volstreken, sich des huß Wirtenbergs nütz beladen 9 ,
und vermeynt Ferdinandus, mitt dem huß Wirttenberg darin zu kommen 10 .
Hie zwüschenn aber falt (uß ordnung gotz frilich) der jung furst dorzwüschenn,
der maß uff sinem fürnemmen beharrende, das man sich eigentlichBriefe_Vol_04_0051 arpa
11 eines zukünftigen kriegs versicht 12 , und ist also diße handlung ein ursach,
das man sich versicht, der pundt werdi brechenn. Demnach so wellend
die evangelischen stett in keinen pundt meer, man welle dann der religion
unangefochten lassen und inen ire zins und gülten wie bishar lassen volgen
onangesähen 13 , das sy darumb nitt mess haltind etc. Das will der beschoren
huff 14 nitt nachlassen. Und das ist nun die ander ursach der zerstörung des
punds, deß sich doch vil guthertziger fröwen und vil gottloßer trurend.
Dann es lutend 15 die fromen stett uff einen nüwen || 51v. pundt, der vilicht
den genanten geyschlichen nitt groß fürdernuß sin wirt. Darby sind die
pündt rächt nach zu Augspurg by einanderen, warten der post, so man zum
keiser geschikt hatt von des spans 16 wägen Ferdinandi und des jungen fürsten
von Wirtenberg. So vyl der gewüssen nüwen zytung. Uff purificationis
17 versicht man sich eyner nüen beschribung der pündeschen stetten, wie
wol den 18 von Memmingen noch nütz ist geschribenn. Was witer gehandlet
würt deren dingen halb, wyl ich mit höchstem vermugen 19 üwer lieb zu
schribenn 20 .
Ex Galliis nihil certi habeo, nisi quod nuper scripsit uno verbo Bucerus: «In Galliis hodie saevit satan» 21 .
Senatus noster cogitato, quantum malum discordia, quantum bonum concordia, pio conatu in hoc est, ut in urbe et in agro concordiam pro viribus conciliet pulchro consilio 22 , id quod audies ab eis, quos misisti nuper 23 et videbis propediem.
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De Argentinensibus nondum audio, quomodo se habeant circa reconciliationem ecclesiae suae. Illud compertum, catabaptistas licentiam pessime vivendi papistis facere 24 .
Vale cum tuis omnibus. Utingerum salutabis, Pellicanum, 25 Theodorum , omnes.
Basileae, 23. ianuarii anno 1534.
Os. Myconius tuus.
[Adresse darunter:] Domino Heinricho Bullingero, antistiti Tigurino, amico et fratri charissimo suo.