Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[297]

Bullinger an
Oswald Myconius
[Zürich],
14. Dezember 1533

Autograph: Zürich StA, E II 342, 17. Siegelspur Teilübersetzung: Rudolf; Aussöhnungsversuch 511

Im Gegensatz zu Bullingers pessimistischem letztem Brief [Nr. 296]sind die Ratswahlen in Zürich für die Freunde der Reformation erfolgreich verlaufen: Viele von ihnen sind in den Kleinen Rat gewählt worden. Gerüchte von einer größeren Menge [französischen ?]Goldes [in Zürich]. Bullinger bittet um Nachrichten.

Gratiam et vitae innocentiam a domino.

Scripsi superioribus litteris 1 ex maxima animi perturbatione, quid urgebat[!]. Nunc vicissim accipe, quid animi curas paulo liberius discusserit. 13. decembris contra pontificiorum vota optimi in senatum lecti sunt: Nicolaus Brunner 2 , Schneebergius 3 quidam, non malus homo, et ex diacosiis 4 aliquot viri boni. Inventum praeterea auri pondus, de quo, si vera narrant ipseque omnem perrimaro veritatem, admiranda quaedam referam 5 .

Si quid habes a comitiis Augustanis 6 aut de foedere pontificis et Galli 7 , protinus scribe. Nihil novarum rerum apud nos habemus.

7 Unbekannt.
8 Nämlich: nach Bern, s. oben S. 248, 21.
1 Nr. 296, oben S. 248-250.
2 Niklaus Brunner, zwischen 1480 und 1490-1542, von Zürich, war 1521 Mitglied des Großen Rates, wurde im Jahr darauf zum Zunftmeister der Kämbelzunft gewählt und gehörte als solcher bis 1531 dem Kleinen Rat an. Darauf amtete er zwei Jahre als Vogt von Regensberg und wurde im Dezember 1533 wieder in den Kleinen Rat gewählt (s. den vorliegenden Brief). Brunner lehnte das Pensionswesen ab und trat schon früh entschieden für die Reformation ein, womit er sich Zwinglis Vertrauen erwarb. Nach 1528 wurde er oft als Bote Zürichs in die Gemeinen Herrschaften geschickt, um dort die Reformation zu stärken. - Lit.: HBRG II und III, Reg.; Z VIII 134, Anm. 4; E[mil] Egli, Eine Fürsprache Zwinglis in Bern, in: Zwa II 1-5; Jacob 139-141.
3 Hans Schneeberger, um 1470-1558, von Zurich, Tuchhändler, war seit 1521 Mitglied des Großen Rates und wirkte seit 1523 als Almosenpfleger. Nach der vorliegenden Mitteilung Bullingers wurde er im Dezember 1533 in den Kleinen Rat gewählt. Der Reformation stand er wohlwollend gegenüber, ohne sich jedoch politisch allzu sehr zu exponieren. -Lit.: Jacob 244f; HBLS VI 216 (zum hier angegebenen Todesjahr 1537 s. Jacob 245, Anm. 7).
4 aus dem Rat der Zweihundert, dem Großen Rat.
5 Über die Angelegenheit ist weiter nichts bekannt.
6 Zur letzten Tagung des Schwäbischen Bundes in Augsburg s. oben S. 245, Anm. 4.
7 Zur Zusammenkunft von Papst Clemens VII. und dem französischen König Franz I. s. Müller 249-253.


Briefe_Vol_03_0251arpa

Vale.

14. decembris 1533.

Hein. Bulling.

[Adresse auf der Rückseite:] Vigilantissimo Basileiensis ecclesiae praesidi d. Osvaldo Myconio, fratri et symmistae charissimo.