Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[268]

Johannes Bullinger an
Bullinger
[Ottenbach,
Spätsommer oder Herbst 1533?]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 90. Siegel. -Ungedruckt

Berichtet über den weiteren Verlauf [der Erbangelegenheit]und über Geldfragen im Zusammenhang mit einem Hauskauf Bittet Bullinger um Antwort. Läßt sein Pferd verkaufen. Stellt seinen Besuch in Aussicht.

Salus a Christo etc.

Lieber bruder, wuß, das ich an mitwuchan bin zu Bremgarttan 2 gsyn; hat mir unsers Anni 3 , das zu Prug 4 bim Jacoben 5 ist gsin und im den handel des angnomnen spruchs 6 hat gseit, hat er vast 7 wild than, der Hediger 8 heig im da nuyt anweg zegen 9 . Aer 10 doch so wel ers lassan bliben mit sölichem ding", das wir im innend' 12 14 tagan das gelt baar legendt 13 , sust söls im nuit gelten, dan er wel das gelt han (ja sant Velti 14 ). Han ich den handal dem Schodeler 15 anzeigt; hat gsprochen, er müsse den brieff 16 neen 17 und das haltan, er heig zu Ottenbach verwilgat 18 , und söndt 19 wir mit dem unseren verfaran; er wel in da nüt lassan meer verbiettan 20 etc. Die brieff wend sy my uff samstag gen.

Wittar ist der Hartigel 21 mit sampt der frowen in dem hußli an mich kon und mir wellen 20 rinsch gl. geen 22 , han ich nit wellen, sid 23 huß, schuyr und garttan als hinder einandaran stat. Sölichs und alle, die bym kuffi sin gsin (do das Vogtli 24 dem Marthi 25 zu kuffan hat gen), nit vermeinendt, bin ich bim Vogtli ouch gsin; ist mir anredt 26 , wie der brieff 27 lutt, und mit sölicher meinung hab ers im 28 zu kuffan geen,

1 Der Brief folgt offensichtlich auf Nr. 267, führt er doch das dort angesprochene Thema des Erbschaftsstreits weiter (s. v. a. Anm. 6). Zur Datierung s. demnach oben S. 196, Anm. 1.
2 Bremgarten (Kt. Aargau).
3 Wer damit gemeint ist, ließ sich nicht ermitteln. Anna Hedinger, die Frau von Hans Hedinger (s. oben S. 196, Anm. 5), wird sich wohl aus den Streitigkeiten herausgehalten haben.
4 Brugg (Kt. Aargau).
5 Jakob Bullinger, s. oben S. 196, Anm. 6.
6 Gemeint ist der oben S. 197, 10-13 erwähnte Schiedsspruch in der die Familie Bullinger betreffenden Erbschaftsangelegenheit.
7 sehr.
8 Hans Hedinger.
9 wegzugehen, zu verschenken (SI II 93).
10 Sollte wohl «Aber» heißen.
11 Bedingung, Auflage (SI XIII 480).
12 innerhalb von, innert.
13 bezahlen (SI III 1174f).
14 Fluchformel (vgl. SI I 765 und 821).
15 Werner Schodoler, der als Schiedsrichter in die Erbschaftsangelegenheit eingegriffen hatte, s. oben S. 197, Anm. 14.
16 Wohl das Urteil der Schiedsrichter, s. oben Anm. 6.
17 nehmen.
18 was er in Ottenbach (Kt. Zürich) angenommen habe (s. oben S. 196f, 4-6).
19 sollen.
20 er (Schodoler) wolle nicht zulassen, daß er (Jakob Bullinger) weiterhin (das Geld) mit Beschlagbelege (SI IV 1873-1875).
21 Hartigel hieß eine weiter nicht bekannte Familie aus Bremgarten. Eine Anna Hartigel war 1530 Patin von Heinrich Bullingers erster Tochter Anna (s. HBD 19, 14-16). Weitere Beziehungen zwischen den beiden Familien ließen sich nicht nachweisen.
22 Auch diese Angelegenheit ließ sich nicht näher nachweisen, vgl. oben S. 196, Anm. 1.
23 da ja (SI VII 1447).
24 Unbekannt.
25 Wohl ein Angehöriger der Bremgartner Familie Marti (s. Eugen Bürgisser, Geschichte der Stadt Bremgarten im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte einer mittelalterlichen Stadt, Aarau 1937, S. 146); näher nicht bekannt.
26 ist mir mitgeteilt worden (SI VI f33).
27 Wohl der das Haus betreffende Kauf- oder Pfandbrief.
28 Hartigel.


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doch so begerendt sy zu bedan sittan den brieff zu verheren 29 . Magst du mir in 30 by disam bottan schicken, so kan ich inan am samstag zogen 31 , als ich verheissen han. So hat Vögtli gesprochen, so die 20 gl. ligendt 32 , müssendt wirs neen und im den brieff usshan geen. Er und Hartigel hettend uns, das wir sölich gelt nemmendt, sid die 50 gl. nach 33 wol uff dem huß standendt. Schribi mir ein antwart, und so etwas nüws vorhanden weer.

Vale, salutato familiam.

Ich han min roß, das vast feist und hubsch ist, dem Rudi Staffar 34 geen, der mirs gan Zurzich 35 wil ritten und verkuffan. Hoffen guttes glücks.

Ioannes tuus.

So mir die brieff 36 werdent, wil ich an zistag zu uich kon und das gelt und brieff bringen; sol ich andars neen 37 ? Mich dunck, wir hettendt noch gnugsamme underpfan.

[Adresse auf der Rückseite:] M. Heinrichen Bullinger, sinem bruder zu Zurich.