[2711]
Autograph: Zürich StA, E II 340, 161 (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Haab hat am Vortag den Brief Bullingers [nicht erhalten]mit der beigefügten Schrift [über den Aufenthalt von Nicolas Perrenot, Herrn von Granvelle, in Luzern]empfangen und deren Inhalte ohne Erwähnung Bullingers den [an der Tagsatzung zu Baden anwesenden] Boten von Bern [Peter Im Haag und Hans Pastor]sowie Basel [Bernhard Meyer zum Pfeil]ausgerichtet. Allerdings konnte niemand glauben, dass Granvelle in Luzern gewesen war. Stattdessen soll dieser in Frankreich den König [Franz I.] dazu angehalten haben, seine Tochter [Margarete von Frankreich] mit dem Kaiser [Karl V.] zu vermählen. Was alles der Teufel unter den Fürsten vermag! Der König ist daraufhin geradewegs nach Paris geritten, wohin er seine Geheimen Räte schriftlich einberufen ließ. Dies wurde von Kaufleuten erzählt, die zudem berichten, dass auf Betreiben Granvelles die beabsichtigte Geldzahlung von Franz I. [über Piero Strozzi] an die [Schmalkaldener] zunächst eingestellt, jedoch noch nicht abgeschlagen wurde. Mehr Nachrichten gibt es nicht. Ob das Mitgeteilte stimmt, wird sich noch zeigen. —[2]Gruße. Bullinger möge auch Bürgermeister [Hans Rudolf] Lavater informieren.
Min früntlich gruß, etc., eerwirdiger, hochgelerter, innsonders günstiger,
lieber herr. Uff gesterigen tag hab ich euwer früntlich schrybenn 2 sampt
bygelegter schrifft 3 empfangen, dieselbigen den vertruwten botten 4
von Bern
und Basell 5 , doch ungemeltets nammens mittgeteilt. Alß wir nun sömlichß 6
gehört, ist unser keiner, der da gloubenn khönne aid 7 möge, das Granvella 8
zu Lucern diser zytt gwesen. 9 Wol sölle gwüß sin, das gedachter Granvella
inn Franckrych by dem könig 10 ernstlich anhalte, des künigs thochter 11 dem
keyser 12 eelichen zu vermächlen. 13 Also vil vermag satanas under denen
fürsten! Dan mergemelter Granvella so ernstlich mitt dem künig handlet,
das der könig den nechsten 14 gon Parys rytt, dahin er alle sine geheimpstenBriefe_Vol_18-394 arpa
rhätt beschrypt 15 . Sömliches habent wir landtmärs wyß 16 von koufflüten vernommen,
welliche wyter angezöugt, daß das gelt, so den Protestierenden
von dem künige erlegt sölte werden, 17 durch verschaffung des Granvella
dißmal stillgestelt, doch noch nitt abgeschlagen. So vil habent wir uff dißmal
für nüwe zytungen by unns gehept. Ob dem nun also sige 18 oder nitt,
wirtt die zytt zu erkhennen gebenn.
Hiemitt üch dem herren befolhende und, ob 19 es üch gefellig, mögent ir sömliches herren burgermeyster Lafater 20 mitteylen, etc. In yl uß Baden, den 8. decembris des 46.
Üwer allezytt guter fründ unnd gunner
Johann Hab, burgermeyster zu Zürich.
[Adresse auf der Rückseite:]a Dem ernwirdigen, hochgelerten hern Heynrichen Bullinger, pfarherr des Grossenn Münsters der statt Zürich, minem lieben herren und gutenn freunde, etc.