Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2711]

Johannes Haab
an Bullinger
Baden,
8. Dezember 1546

Autograph: Zürich StA, E II 340, 161 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Haab hat am Vortag den Brief Bullingers [nicht erhalten]mit der beigefügten Schrift [über den Aufenthalt von Nicolas Perrenot, Herrn von Granvelle, in Luzern]empfangen und deren Inhalte ohne Erwähnung Bullingers den [an der Tagsatzung zu Baden anwesenden] Boten von Bern [Peter Im Haag und Hans Pastor]sowie Basel [Bernhard Meyer zum Pfeil]ausgerichtet. Allerdings konnte niemand glauben, dass Granvelle in Luzern gewesen war. Stattdessen soll dieser in Frankreich den König [Franz I.] dazu angehalten haben, seine Tochter [Margarete von Frankreich] mit dem Kaiser [Karl V.] zu vermählen. Was alles der Teufel unter den Fürsten vermag! Der König ist daraufhin geradewegs nach Paris geritten, wohin er seine Geheimen Räte schriftlich einberufen ließ. Dies wurde von Kaufleuten erzählt, die zudem berichten, dass auf Betreiben Granvelles die beabsichtigte Geldzahlung von Franz I. [über Piero Strozzi] an die [Schmalkaldener] zunächst eingestellt, jedoch noch nicht abgeschlagen wurde. Mehr Nachrichten gibt es nicht. Ob das Mitgeteilte stimmt, wird sich noch zeigen. [2]Gruße. Bullinger möge auch Bürgermeister [Hans Rudolf] Lavater informieren.

Min früntlich gruß, etc., eerwirdiger, hochgelerter, innsonders günstiger, lieber herr. Uff gesterigen tag hab ich euwer früntlich schrybenn 2 sampt bygelegter schrifft 3 empfangen, dieselbigen den vertruwten botten 4 von Bern und Basell 5 , doch ungemeltets nammens mittgeteilt. Alß wir nun sömlichß 6 gehört, ist unser keiner, der da gloubenn khönne aid 7 möge, das Granvella 8 zu Lucern diser zytt gwesen. 9 Wol sölle gwüß sin, das gedachter Granvella inn Franckrych by dem könig 10 ernstlich anhalte, des künigs thochter 11 dem keyser 12 eelichen zu vermächlen. 13 Also vil vermag satanas under denen fürsten! Dan mergemelter Granvella so ernstlich mitt dem künig handlet, das der könig den nechsten 14 gon Parys rytt, dahin er alle sine geheimpsten

Tochter von Leonhard Wirth (Hospinian), geheiratet haben. Am 12. Mai 1565 wurde er in Basel "in das Erbgut des Leonhard Hospinian eingesetzt" (s. AK VI 51). Ein Briefwechsel zwischen Bullinger und dem eher lutherisch gesinnten Fädminger ist nicht bekannt; s. Pf-Bern 30. 32. 35. 85. 422. 433. 560; Adolf Schaer, Die Geschichte der Thuner Stadtschulen (1266— 1803), Bern 1919, S. 64; Johann Limit, Berner Einbände, Buchbinder und Buchdrucker, Bern 1969, S. 190. 195f. 205. — Beim dritten wird es sich um Adam Mühlhofer gehandelt haben, der 1548 als Helfer in Interlaken, Kt. Bern, nachgewiesen ist und 1550 Pfarrer in Reutigen (bei Spiez), Kt. Bern, wurde; s. Pf-Bern 242. 269.
1 Haab nahm am Tag zu Baden teil, der am Vortag eröffnet worden war; s. Nr. 2693, Anm. 45.
2 Nicht erhalten.
3 Mit der Nachricht über Granvelles Aufenthalt in Luzern, wie weiter unten ersichtlich wird.
4 Peter Im Haag und Hans Pastor; s. EA IV/1d 723.
5 Bernhard Meyer zum Pfeil; s. EA IV/1d 723.
6 solches.
7 oder; s. Fischer I 127f.


Briefe_Vol_18-394arpa

rhätt beschrypt 15 . Sömliches habent wir landtmärs wyß 16 von koufflüten vernommen, welliche wyter angezöugt, daß das gelt, so den Protestierenden von dem künige erlegt sölte werden, 17 durch verschaffung des Granvella dißmal stillgestelt, doch noch nitt abgeschlagen. So vil habent wir uff dißmal für nüwe zytungen by unns gehept. Ob dem nun also sige 18 oder nitt, wirtt die zytt zu erkhennen gebenn.

Hiemitt üch dem herren befolhende und, ob 19 es üch gefellig, mögent ir sömliches herren burgermeyster Lafater 20 mitteylen, etc. In yl uß Baden, den 8. decembris des 46.

Üwer allezytt guter fründ unnd gunner

Johann Hab, burgermeyster zu Zürich.

[Adresse auf der Rückseite:]a Dem ernwirdigen, hochgelerten hern Heynrichen Bullinger, pfarherr des Grossenn Münsters der statt Zürich, minem lieben herren und gutenn freunde, etc.