Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2527]

Leonhard Serin
an Bullinger
Ulm,
5. August 1546

Autograph: Zürich StA, E II 356, 57-60 (Siegelspur) Ungedruckt

Serin empfing Bullingers Brief vom 18. Juni [nicht erhalten] durch Wilhelm [Reublin] und staunte, dass Bullinger seinen hastig geschriebenen Brief [vom 13. Mai; HBBW XXI, Nr. 2447] einer Antwort für wert befand. Das beweist Bullingers brüderliche Liebe und Demut! Wie Bullinger es richtig vermutet, schätzt Serin Bullingers [Buch]geschenk [,,Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio "] nicht etwa nach dem Handelswert, sondern nach dem Inhalt. Zudem ist Serin zugleich erfreut und überrascht, wie leicht Bullinger ihn in seinen Freundeskreis aufgenommen hat. Umso mehr schämt er sich für seine oberflächliche Antwort [vom 13. Mai]auf Bullingers erstes Schreiben [vom 18. September 1545; HBBW XV, Nr. 2246]. Er kann aber nichts mehr daran ändern. Auch kann er mit vorliegendem Brief [genauso wenig, wie er dies mit seinem vorhergehenden Brief konnte) Bullingers erstes Schreiben nicht ausführlich beantworten, da er es, als er verfolgt wurde, mit all seinem Hausrat [in Znaim] zurücklassen musste. Deshalb vermag er auch nicht all diejenigen namentlich zu erwähnen, die ihn damals grüßen ließen. Auf Bullingers [letzte] Nachfrage ist aber Folgendes zu berichten: Er versucht in Ulm (auch wenn er der Aufgabe nicht gewachsen ist), die ihm von Gott anvertraute Gabe im Dienste von dessen Wort und dessen Sakramenten einzusetzen. Der Herr möge ihm Erfolg verleihen! Er möge auch all die Seinen vor leichtsinnigen und neuen Lehren behüten! Dies als Antwort auf den letzten Brief Bullingers [vom 18. Juli], da dieser offensichtlich an einem Briefwechsel mit ihm interessiert ist. Die beiden Zürcher Bürger, [Meinrat Oggenfuß und Hans Hug], die Wilhelm [Reublin im Juni 1546] nach Mähren begleitete, blieben wegen der unvorhergesehenen Kriegsgefahren einige Tage lang [mit Reublin] in Ulm, ehe sie dann doch noch mit dem Schiff nach Mähren weiterreisten. Am 14. Juli schrieb Serin an [Reublin]. Den Brief vertraute er einem Einwohner von Znaim [...] an, der [wegen der Kriegsunruhen] seine Reise Richtung Norden abbrechen musste. In seinem Brief bat er [Reublin], sich beim Briefüberbringer nach dem sichersten Rückweg für die Zürcher zu erkundigen. Am 5. [August] schrieb er nochmals, um nach ihnen zu fragen, und er hofft, vor Monatsende eine Antwort zu erhalten. Bullinger soll Serin dem in Augsburg lebenden [Johannes] Haller nachdrücklich empfehlen. Grüße an die Kollegen, vor allem an Konrad Pellikan, dessen harte Arbeit an der Auslegung der Bibel Serin besonders schätzt. Das oben erwähnte Buchgeschenk hinterließ er den Brüdern im böhmischen Mähren, weil sie ihn inständig darum gebeten hatten. Diese verbreiten nämlich diese Schrift, da sie sich gut für die Widerlegung [von Irrlehren]eignet. Serin hofft, dass die Brüder davon eine Übersetzung ins Tschechische besorgen werden. Für eine solche wäre Benes Optat, Pfarrer in Wiese bei Iglau, in der Herrschaft des Barons von Trebitsch [Jan z Pernstejna], besonders geeignet. Grüße an die Amtskollegen. Der Herr möge diese in all ihren Bemühungen stärken! Grüße auch an Christoph Froschauer, dem Serin für das Drucken der Bibel besonders verpflichtet ist. Froschauer


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ist übrigens Serins Landsmann. Er stammt ja aus Kastl bei Altötting. Am zuletzt erwähnten Ort hatte Serin einst als Lehrer gewirkt, als seine Mutter in Landshut lebte. Die [Zürcher] werden in diesen gefährlichen Zeiten ihre Kirchgemeinden [wohl auch] zum Gebet aufrufen. [PS.:] Den Freunden Bullingers zuliebe will Serin nun doch noch einiges zu den Zeitläuften berichten. Anbei der fiktive Traum [,,Warhaffte unnd gegründte meldung"] des Reutlinger Pfarrers Johannes Schradin. Der Titel dieser Veröffentlichung wurde von [Johannes] Piscatorius verfasst; die Randglossen von Nikolaus Franz Statius, einem Beamten der Stadt Münster und Gesandten des Kölner [Erzbischofs Hermann von Wied] auf den letzten Reichstag zu Regensburg. In der [Ulmer] Offizin von [Hans] Varnier wird es zu einem Neudruck der Verteidigung des sächsischen Kurfürsten [Johann Friedrich] und des Landgrafen Philipp [von Hessen] kommen. Da Bullinger diese Veröffentlichung bereits von Haller erhalten haben könnte, will Serin abwarten, [ehe er Bullinger davon ein Exemplar schickt]. [Martin] Frecht wurde vom Ulmer Rat zur Verkündigung des Evangeliums und zur Einrichtung der neuen Gemeinden nach Dillingen und an andere Orte der Diözese Augsburg entsandt. Piscatorius ist Feldprediger geworden. Er bezieht zusätzlich zu seinem guten Gehalt [das ihm ohnehin durch die ihm zugewiesene Pfarrstelle in der Stadt zuteil wurde) 24 rheinische Gold[taler]pro Monat. Sein Sohn [...], den er als Diener mitnahm, erhält vier. Beide wurden als Fußsoldaten gemustert. Heute oder morgen stoßen der sächsische Kurfürst und der [Landgraf] in eigener Person zum schwäbischen Heer, welches bei Donauwörth versammelt ist. Sie führen 24'000 Infanteristen und 6'000 Kavalleristen mit sich und werden von 24 Grafen und Baronen begleitet. Herzog [Ulrich] von Württemberg wird sie alle empfangen. Der Pfalzgraf [Friedrich II.]soll auch bald kommen. Es heißt, dass die Söldner der vier Fähnlein deutscher Soldaten, die Kaiser [Karl V] in Regensburg um sich hat, keinen Eid ablegen wollten, als sie erfuhren, dass der Kriegszug gegen ihr Vaterland Deutschland gehen soll. Der Herr Zebaoth möge diese Auseinandersetzungen beenden!

Salutem in domino. Literas ad me 18. iunii datas 1 , doctissime Bullingere, per Vilhelmum 2 accepi non sine magna admiratione, quod ad tam tumultuarium aspernandumque epistolium 3 tam graviter dignatus sis rescribere. Sed ita oportuit, quo certius charitatis et humilitatis in te argumentum haberem. Quod autem mentionem facis meae gratitudinis, quam ego non agnosco, visus mihi es studio preoccupare voluisse, ne quando (quas debeo) a gratias agerem. Si vero tibi hac in re satisfeci, certe mihi minime satisfeci. Non adulor, Bullingere! Non enim, ut ipse recte iudicasti, numarium pretium doni tui 4 estimavi, sed donantis animum et rem ipsam, quam exiguum illud donum secum fert, praeterea etiam suspiciendam in te, viro tanto (absit verbo foeda palpatio), facilitatem, qua me in tuorum gregem recepto mox ita familiariter mecum agere cepisti idque ita profecto, ut tradito epistolio 5 facti me poenituerit, quod tam leviter attigissem, quae sine magno dedecore omitti

a Klammern ergänzt.
1 Nicht erhalten.
2 Wilhelm Reublin, der als Täufer Zürich im Jahr 1525 verlassen musste und seit 1531 in Znaim nachgewiesen ist; s. HBBWV 316, Anm. 1; XV 458, Anm. 16 (mit neuer Lit.).
3 Serins Brief an Bullinger vom 13. Mai 1546 (HBBW XVI, Nr. 2447).
4 Die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio" (s. dazu auch Z. 63-66), von der heute keine tschechische Übersetzung bekannt ist. Bullinger hatte die Schrift am 18. September 1545 Serin zugeschickt; s. HBBW XV 532,23f. — Zur Publikation selbst s. aaO, S. 66, Anm. 9.
5 Serins Brief vom 13. Mai.


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non poterant in ea epistola, quam tibi proxime post tuam primam 6 acceptam rescripsi.

Sed postquam huc ventum est, eiusmodi nunc missa 7 faciam. Nec enim epistola illa tua prima (quod valde doleo '~ ad manus tum 8 fuit, nec adhuc est, ut ordine ad singula rescribere possem. Oportuit enim eam me persecutum curn reliqua suppellectile aliis relinquere, nec scio, an unquam sim recepturus. Porro, inter caetera hoc etiam nomine doleo epistolam tuam mihi esse interceptam, quod singulorum nomina 9 , qui me singuli salutarunt, non teneo, ut nominatim a me resalutarentur. Deinde miror, Bullingere, quid tibi velis, quod 11 pro beneficio habere te scribis 10 ad tuas me respondisse 12 , quasi vero non potius ego pro beneficio ducere debeam, quod tu meas ita benigne excipis audaciamque meam, qua te compello, imo et sancta eximiaque tua negotia interpello, boni consulis. Non debeas ita me antevertere, nisi voluisses hac ratione me mei admonere officii ac ad debitum prestandum sic civiliter provocare. Sed scio te id genus nihil querere. Malo igitur tibi habere quam agere gratias praesertim pro sponte oblata tua opera studioque mihi commodandi professo.

De rebus meis, ut se habeant, adhuc nihil peculiare habeo tibi, ut cupis, significandum, nisi quod hic non satis quidem idoneus et dignus in ministerium verbi et eorum, quae hoc habet annexa, id est sacramentorum, etc., inauguratus mihi concredito 58 || talento'3 13 nonnihil domino lucrari studeo pro mea tenuitate. Dominus laboribus aspiret et omnes suos ab opinionibus frivous et novis preservet, sicut tu pie recteque adnitendum mones et precari videris mihi, ob id tibi gratias agenti.

Haec ad tuam proximam 14 rescribenda duxi, quandoquidem ita vis, ut mutuo sibi iunctis animis non desinamus porro amicis invicem literis salutare, licet ego ex animo me hac vicissitudine cum imparem tum indignum ingenue iudicem et agnoscam. Haec 15 igitur eo tantum dare libuit, ne parum gratam et iucundam mihi fuisse hanc tuam humanissimam provocationem putares. Sed nunc ad alia.

Cives vestri duo, 16 quos secum adduxit Vilhelmus, dies aliquot hic heserunt propter improvisos illos tumultus imminentiaque pericula, 17 deliberantes de peregrinatione in Moraviam suscepta. Tandem navi conscensa

b Dieses und das nächste Klammernpaar ergänzt.
6 Bullingers Brief vom 18. September 1545 (HBBW XV, Nr. 2246).
7 Den vorliegenden Brief.
8 Als Serin seinen Brief vom 13. Mai schrieb.
9 Siehe dazu HBBW XV 534,68-71.
10 Im nicht erhaltenen Brief Bullingers vom 18. Juni.
11 Bullingers Brief vom 18. September 1545.
12 Mit Serins Brief vom 13. Mai 1546.
13 Anspielung auf das Gleichnis in Mt 25, 14-30.
14 Bullingers nicht erhaltener Brief.
15 Vorliegender Brief.
16 Meinrat Oggenfuß und Hans Hug; s. Nr. 2526, Anm. 2.
17 Gemeint sind die Gefahren vor Ausbruch des Schmalkaldischen Kriegs.


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perrexerunt. Dominus eos feliciter reducat! Ego 14. iulii Znoymam 18 scripsi Viihelmo per illius civitatis accolam quendam 19 (cui amplius navigio descendere eo non licuit), illos moneret, ne redirent, nisi prius ex tabellario illo didicissent, quam tutus esset ubique transitus et qua via quam securissime possent redire. Quinta huius 20 iterum Znoymam scripsi meis, inter caetera et de his bonis viris c mihi rescribi iubens, et circiter huius mensis finem responsum me habiturum non dubito.

Si quando scribis ad Hallerum vestrum nunc Auguste agentem, huic me sedulo commendes, amanter oro, ac ut deinceps me illi commendatum esse tua authoritate intelligam; id quoquo velit modo, eum curare iube. Deinde etiam fratribus omnibus, qui tecum sunt, me diligenter commendare singulisque quam officiosissime ex me salutem dicere velis, plurimum rogo. Imprimis autem d. Chunrado Pellicano, viro spectabilissimo, nunciabis me etiam in eorum esse numero, magno profecto, qui gratias illi agunt ingentes pro susceptis preclaris arduisque laboribus in concinnandis in biblia sacra commentariis. 21

Libellum 22 (de quo in capite huius epistolae) d in Bohemica Moravia piis doctisque obnixe flagitantibus aliquot fratribus reliqui, qui magna gratulatione mox coeperunt eum quam plurimis diligentissime commendare et quam latissime evulgare. Et, ut spero, curabunt optimi illi fratres, precipue Benedictus Optatus 23 inter reliquos ob donorum gratiam primas tenens, parochus Pratensis (zur Wyß)24 prope civitatem Tryglau 25 sub ditione baronis de Trebitsch 26 , ut in Bohemicam etiam vertatur linguam, quae nimium favet antibogiis e27 ; nam et Bohemicam et Germanicam perinde illi apprimeque callent.

c viris über der Zeile nachgetragen.
d Klammern ergänzt.
e In der Vorlage: antilogis.
18 Znaim (Znoimo), Mähren (CZ).
19 Unbekannter Einwohner von Znaim.
20 Am 5. August. —Ausgerechnet an diesem Tag aber waren die zwei Zürcher bereits in Augsburg, was Serin nicht wissen konnte; s. Johannes Hallers Brief Nr. 2526,1f.
21 Zu Pellikans Beteiligung an den Zürcher Bibelausgaben s. zuletzt Bruce Gordon, Remembering Jerome and Forgetting Zwingli. The Zurich Latin Bible of 1543 and the Establishment of Heinrich Bullinger's Church, in: Zwa 41, 2014, 5-10. 22. 24. 29f. 32. Pellikan hatte zwischen 1532 und 1535 einen Kommentar zur ganzen Bibel verfasst (BZD C 217).
22 Siehe dazu oben Anm. 4.
23 Benes Optát (Benedictus Optatus), gest. vor 30. März 1559. Utraquistischer Pfarrer in Mähren, ab 1545/46 in Wiese bei
Iglau. Er Übersetzte u.a. anhand der lateinischen Übersetzung des Erasmus das Neue Testament ins Tschechische. —Lit.: Martin Rothkegel, Mährische Sakramentierer des zweiten Viertels des 16. Jahrhunderts, Baden-Baden 2005 — Bibliotheca dissidentium 24, S. 41-100.
24 Wiese (Luka nad Jihiavou, CZ).
25 Iglau (Jihlava, CZ).
26 Jan z Pernstejna (Johann von Pernstein), geb. 1487, gest. 1548, Besitzer der Herrschaft Trebitsch, Landeshauptmann von Mähren und Pfandherr der Grafschaft Glatz.
27 Gemeint ist, dass die Übersetzung und Veröffentlichung der "Orthodoxa confessio" für die Widerlegung falscher Lehren (sowohl der Katholiken als auch der Lutheraner) nützlich wäre.


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Bene vale in domino lesu cum fratribus omnibus f , symmystis precipue, quos ex animo salvere iubeo. Dominus vos confirmet et quam fortissimos reddat in sanctis preclarisque vestris laboribus! ||59 Huius auxilio freti inconcussi pergite! Ego eum sedulo deprecor, ne unquam frustraneos 28 esse patiatur vestros pios conatus, sed ubique illis et locum et effectum concedat. Praeterea typographo vestro Christophoro Froschauer significabis eum apud me merita dignaque sua laude et gratia haudquaquam frustrari propter adhibitam curam in excudendis bibliis sacris, etc. Deinde, quoniam et ego Bavariam patriam agnosco diligoque, eum etiam ut conterraneum salutabis mihi, cui Neapolis castellum 29 , unde oriundus ille, bene notum est, quoniam propinquum Veteri Öttinge, ubi ego quondam hypodidascalum aliquando egi 30 , matrem 31 habens Landeshutam.

Valete iterum omnes mei in orationibus memores. In tumultibus illis gravissimis et periculosissimis non dubito, quin hoc argumento quasi nunc primario ad penitentia dignos fructus, ad orationem et divini auxilii invocationem eccLesias hortemini. 32

Ulmae, 5. augusti anno, etc., 46.

Leonhartus Söerinus.

Nova.

Etiamsi de rebus eccLesiasticis et theologicis nos scribere magis deceat plusque delectet quam de bellicis et id genus aliis me tamen gratificaturum tibi putavi propter amicos, quos procul dubio habes non paucos, si et de hisce nonnihil adderem.

Habes hic Somnium fictum Ioannis Schradini 33 , ecclesiae Reutlingensis in verbo ministri. 34 Titulum Piscatorius 35 noster fecit. Adnotationes marginarie

f omnibus am Rande nachgetragen.
28 vergeblich; s. König 480.
29 Kastl, etwa 2 km südlich von Altötting; s. dazu Heinrich Nuber, Um Christoph Froschauers des Älteren Geburtsort, in: Zwa 7/4, 1940, 266-270.
30 Siehe schon HBBW XV 455, Anm. 1. 31 Unbekannt.
32 Dies wurde tatsächlich in Zürich getan; s. Rudolf Gwalther an Oswald Myconius, 3. August 1546 (St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 171).
33 Johannes Schradin aus Reutlingen, der seit 1534 Stadtpfarrer seiner Heimatstadt war.
34 Gemeint ist die Warhaffte unnd gegründte meldung unnd anzaygung der gschwinden, tückischen, bösen anschleg unnd practick, so wider die löblichen Protestierenden Stend und Evangeliumbs einigverwanten
durch die grossen feinde Gottes, den Bapst und seinen Anhang, fürgenummen..., [Ulm, Hans Varnier d.Ä Juli 1546] (VD16 S4060 — zwei Exemplare davon in Zürich ZB, 18.1455/6 und 11, ohne Lesenotizen). Nach diesem laut Serin von Piscatorius verfassten Titel trägt der eigentliche Text die Überschrift: "Eyn wunderbarer Traum ob disen geschwinden Kriegßläuffen". Die Publikation ist tatsächlich wie unten beschrieben mit Marginalien versehen und endet mit der Angabe: "Fiebat VII. Iulii Anno M.D.XLVI. J[ohannes] S[chradin] V. HV. den öltern." —Die Flugschrift wurde in ganz Deutschland nachgedruckt (s. VD16 S4055-4061 und ZV22510), u.a. auch unter dem Titel "Gründtliche ursach der jetz schwebenden Kriegßleüff und


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sunt doctoris Nicolai Francisci Statii 36 syndici Monasteriensis, etc., legati electoris Coloniensis 37 , etc., in comitia haec Ratisponensia.

Hisce diebus ex officina nostra Varnyriana 38 prodibit Apologia electoris Saxonis 39 et Cattorum principis Philippi 40 , qua perduellionis crimen falso sibi obiici testantur et demonstrant, etc. 41 Sed quum haec secundo jam sint edita, volui expectare putans te pridem fortasse iam vidisse vel ipso Hallero procurante.

Frechtus noster Dillingam et ad g alia diocesis Augustane loca ad predicandum evangelium et instituendas ecclesias a magistratu nostro missus est. 42

Ioannes Piscatorius concionator castrensis 43 factus est et ad salarium (quod amplum profecto habet de conditione, cui in urbe 44 prefectus est et cui gratis satisfacere nos oportebit, donec ille foelix, quod deus faxit, redierit) h singulis mensibus aurei Rhenani addentur 24. Filio 45 , quem famuli loco secum duxit, dabuntur 4, et uterque pedes est.

Hoc die aut certe crastino Saxo elector et Cattus simul in propria, ut dicitur, persona ad exercitum nostrum Suevicum in Donauwert collectum 46 (qui 55 vexilla habere fertur) venient sequentibus militibus 24'000 peditibus et 6'000 equitibus, inter ||60 quos certo scribunt esse 24 comites principes (gefürst grafen) preter reliquos comites et barones multos canos et quam

g ad über der Zeile nachgetragen.
h Dieses und das nächste Klammernpaar ergänzt.
wie sich darinn zu halten sey" (VD16 S4054 und ZV14158).
35 Gemeint ist Johannes Piscatorius (Fischer) aus Stein am Rhein (geb. ca. 1485, gest. 24. Juni 1565), wie aus einem Brief Martin Frechts an Vadian von Mitte Juli (Vadian BW VI 5441) hervorgeht.
36 Nikolaus Franz Statius. — Näheres nicht ermittelt.
37 Hermann von Wied. 38 Die Druckeroffizin des Hans Varnier d.Ä s. Reske 934f.
39 Johann Friedrich I. von Sachsen.
40 Landgraf Philipp von Hessen.
41 Gemeint ist der damals mehrfach (s. z.B. VD16 S1040f) veröffentlichte Brief, den der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf gemeinsam am 4. Juli 1546 an Kaiser Karl V. adressierten. In Zürich ZB sind davon drei (in VD16 nicht aufgeführte) Ausgaben erhalten, nämlich eine an einem unbekannten Ort (Augsburg?) gedruckte Publikation mit dem Titel "Des Churfürsten zu Sachsen, etc, und Landtgrauen zu Hessen, etc., schreiben an die Römisch Keiserlich Maiestat diser voraugenschwebenden Kriegssrüstung
halben"(Zürich ZB, 18.155/4 —ohne Lesenotizen), eine Straßburger Ausgabe der Druckerei von Wolfgang Köpfel (Zürich ZB, Ms S 61, 111d) sowie eine Marburger Ausgabe - wohl die erste Ausgabe dieses Briefes überhaupt (Zürich ZB, 18.1453/12).
42 So auch in Fischer, Chronik 124. Vgl. ferner Zürich StA, A 177, Nr. 19 (Rat von Konstanz an den Rat von Zürich, 4. August 1546), wo allerdings Frecht nicht namentlich erwähnt wird, und aaO, Nr. 24 (Rat von Konstanz an den Rat von Zürich, 18. August 1546), wo man erfährt, dass Frecht in Dillingen unter großem Zulauf predigte. Dessen Tätigkeit in Dillingen ist ferner in Gerber, Kriegsrechnungen I 74f dokumentiert. 43 concionator castrensis: Feldprediger.
44 Im Februar 1546 wurde Piscatorius in Ulm angestellt; s. Friedrich Keidel, Johannes Piskatorius, in: BWKG 6, 1902, 166-168.
45 Unbekannt.
46 Siehe dazu die Beschreibung des Augenzeugen Hans Vogler im Brief Nr. 2531.


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gravissimos. 47 Hos omnes ibidem excipiet dux Wirtembergensis 48 . Sunt, qui etiam mox adfuturum dicunt comitem Palatinum electorem 49 .

Aiunt caesarem 50 secum habere Ratispone 4 vexilla militum Germanorum, quos sacramento adigere non potest, quandoquidem contra patriam Germaniam bellum institutum esse intellexerunt. Idem etiam de multis aliis ferunt.

Dirimat dominus Sebaoth 51 prelia, ne tam multa ledantur corpora et anime intereant. Amen, amen.

[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Heynrycho Bullingero, Tigurinorum ecclesiae episcopo dignissimo ac de omnibus theologie candidatis optime merito, preceptori ac fratri suo in Christo domino dilecto plurimumque observando. Zürch.