Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Heinrich Pfiffer an
Bullinger
Maschwanden ,
10. April 1533

Autograph: Zürich StA, E II 340, 57. Siegel. -Ungedruckt

Berichtet über den neuen Knonauer Landvogt [Leonhard Holzhalb], der sich bei den Pfarrern der Vogtei gut eingeführt hat. Bittet Bullinger, er möge Holzhalbs reformierte Haltung mit einem Brief unterstützen, und versichert ihn der Treue.

Gratia et pax Christi tecum. Frommer, getrüwer, lieber M. Heinrich.

Ich laß üch wüssen von unsers nüwen vogts 2 zu Cnonow wägen, das wir nit anderst könnend verston, dann das er sich wol und rächt understadt ze halten. Er hatt sich früntlich und gutwillig gegen uns erbotten und insonders mit uns, nammlich mit dem von Rifferschwil 3 , Mettmenstetten 4 , Cnonow 5 und mit mir, geredt und verheissen, er welli daran sin, das m[iner] herren mandata gehalten, die laster gestraft werdind, und er welli uns dapfer und trülich ruggen halten. Und sin erbieten, läben und wandel nach bißhar gevalt uns warlich nit übel. Wir versähend uns alles guten zu imm und hoffend, das ir ouch nüt dann trüw und dapferkeit von imm werdind hören. Darumb wäri also unser beger und früntlich bitt zu üch, das ir ouch ettwa, wenn ir so vil wyl hettind und es üch wil gevallen, ein früntlich zuschriben und ermanung zu imm thätind 6 , damit der man ouch dester trülicher fürfuri, wie er sich gegen uns und susti 7 erzeigt hett. Und wir, so vil mir vermögend, wend ouch für und für hie imm ampt 8 trülich leeren und läben nach üwerem bevelch. Versähend üch aller trüw und dapferkeit zu uns. Hiemit sy got mit sinen gnaden alle zit mit üch.

Datum 10. die aprilis anno etc. 33.

Mit herren prior von Cappel 9 hatt er insonders geredt ouch. Item so handlet er gegen demm frommen Heinrichen 10 zu Affholteren 11 ouch trülich etc.

Heinrich Pfiffer,

diener der kuchen zu Maschwanden,

üwer williger.

1 Maschwanden (Kt. Zürich).
2 Leonhard Holzhalb, 1503-1553, aus Zürich, war Achtzehner der Konstaffel und erhielt Ende 1532 die Landvogtei Knonau. Seit 1542 gehörte er dem Kleinen Rat an, 1546 wurde er Landvogt im Thurgau. Der Reformation stand er anfänglich eher abgeneigt gegenüber. - Lit.: AZürcherRef, Reg.; Georg Gerig, Reisläufer und Pensionenherren in Zürich 1519-1532. Ein Beitrag zur Kenntnis der Kräfte, welche der Reformation widerstrebten, Zürich 1947. - Schweizer Studien zur Geschichtswissenschaft, NF, 12, S. 80; Jacob 108. 188; HBLS IV 280.
3 Pfarrer in Rifferswil (Kt. Zürich) war seit 1529 Rudolf Gwerb (1483-1563), s. Max Stiefel, Die kirchlichen Verhältnisse im Knonaueramt nach der Reformation 1531-1600, Diss. phil. Zürich, Affoltern am Albis 1947, S. 99; Pfarrerbuch 312.
4 Seit Anfang 1533 war Felix Deck Pfarrer in Mettmenstetten (Kt. Zürich). Sein Predigen wurde in der Mai-Synode 1533 kritisiert (AZürcherRef 1941, S. 853), s. Stiefel, aaO, S. 71.
5 Pfarrer in Knonau (Kt. Zürich) war damals noch Hans Rudolf Ammann, der wegen einer Ehebruchsgeschichte im Mai 1533 aus der Synode ausgeschlossen wurde, s. AZürcherRef 1941, S. 853f. 856-858 und unten Nr. 277.
6 Ein diesbezüglicher Brief Bullingers ist nicht erhalten.
7 sonst (SI VII 1396).
8 Das zürcherische Freiamt, das dem Gebiet der Landvogtei Knonau entsprach, s. HBLS III 247.
9 Peter Simler.
10 Heinrich Strübi.
11 Affoltern am Albis (Kt. Zürich).


Briefe_Vol_03_0105arpa

[Adresse auf der Rückseite:] Dem frommen, christenlichen, trüwen, wolgelerten M. Heinrichen Bullinger, predicanten Zurich, sinem lieben herren.