[2401]
Zeitgenössische Abschrift von unbekannter Hand: Zürich StA, E II 345, 357—360 Ungedruckt
Bullinger hat sich über Pistorius' freimütigen Brief [nicht erhalten] vom 12. September [1545]
sehr gefreut, da Pistorius darin seine freundliche Haltung den Zürchern gegenüber bekundet,
obwohl sich viele von diesen distanzieren. Auch Bullinger wird sich in seiner Antwort frei
äußern. —Pistorius schreibt, dass er den Abendmahlsstreit verabscheue, und dies umso mehr,
als die Alte Kirche infolge innerer Streitigkeiten beinahe zugrunde ging, und deshalb derBriefe_Vol_16-278 arpa
heutigen Kirche wohl ein ähnliches Ende bevorstehe. Doch gibt es keinen Grund, sich für
jeden Streit zu schämen! Ja, es gibt sogar Streitigkeiten, die vom Herrn gebilligt werden und
die für die Kirche günstigere Auswirkungen haben als etwa eine zu große Zuversicht oder
Friedfertigkeit. — So gab es Streit zwischen Christus und seinen Jüngern; so auch unter den
Jüngern selbst. Ferner musste Paulus sich in einer wichtigen Glaubensfrage Petrus widersetzen.
Den größten Teil von Paulus' Briefen verdanken wir eigentlich seiner Auseinandersetzung
mit den Minäern oder Nazaräern. — Wie steht es nun im Streit zwischen Luther und den
Zürchern? [Johannes]Oekolampad, [Huldrych]Zwingli und viele andere vertreten die richtige
Ansicht über die Doppelnatur Christi, welcher zugleich Mensch und Gott bleibt, ohne dass
die beiden Naturen sich dabei vermischen. Was jedoch Luther in seiner Lehre über das Abendmahl
behauptet, steht im Widerspruch mit manchem Glaubenspunkt und stimmt vielmehr mit
der Lehre des Antichristen überein. Man weiß aber, dass der verherrlichte, auferstandene Leib
Christi sich nun im Himmel an einem bestimmten Ort befindet; dass er demzufolge nicht
überall und u.a. nicht im Brot und im Wein des Abendmahls anwesend sein kann, wie dies
Luther behauptet. Man weiss ferner, dass ein fleischlicher Genuss des Leibes Christi von
keinem Nutzen ist und dass Christus vielmehr geistlich vom Gläubigen aufgenommen werden
muss. Luther aber hat eine dritte Art der Speisung erfunden: Er spricht nicht nur wie die
[Heilige] Schrift von einer krassen fleischlichen und von einer geistigen Speisung, sondern
zusätzlich von einer unerklärlichen Speisung (ineffabilis manducatio), die weder fleischlich
noch geistig und doch wahrhaftig und körperlich ist, und mit der er die Vergebung [der
Sünden] und das ewige Leben verbindet. Dies aber widerspricht völlig der Lehre des Evangeliums
und stimmt mit der Lehre des Antichristen überein, bis auf dessen Transsubstantiations- und
Opferlehre. —Es besteht also mehr Anlass, sich über [Luthers]Lehre zu empören, als über
die Tatsache, dass einige Menschen sich dieser Lehre widersetzen! Ja, es ist sogar die Aufgabe
der Zürcher, Luthers Lehre zu widerlegen, zumal dieser nicht nur die Zürcher öffentlich
attackierte und als Ketzer, Gottlose und frevelhafte Menschen brandmarkte, sondern ebenfalls
Christus angriff Die Nachwelt würde mit Entsetzen feststellen, dass in Gottes Kirche niemand
Luther entgegentrat. — Viel mehr als die [dogmatischen]Auseinandersetzungen hat das unangebrachte
Schweigen der Alten Kirche geschadet! In dieser gab es gelehrte und heilige Menschen,
die Irriges lehrten. Und weil niemand es wagte, sich diesen entgegenzustellen, wurden
immer mehr Irrlehren verbreitet. Demzufolge soll sich Pistorius über den Abendmahlsstreit
nicht dermaßen entsetzen, zumal dabei kein privates Interesse, sondern die Integrität der Lehre
auf dem Spiel steht. Und in solch einem Fall darf man nicht neutral bleiben! — Pistorius
schreibt, dass die [hessischen Pfarrer], die nicht in diesen Streit verwickelt wurden, fast das
Gleiche wie die Zürcher glauben, nur dass sie sich anders ausdrücken. Bullinger ist jedoch der
Meinung, dass man nur von solchen Formeln Gebrauch machen sollte, die passend und eindeutig
sind, und die nicht selbst wiederholter Erläuterungen bedürfen. Das Reden dient ja
dazu, sich klar auszudrücken. Deshalb sollten die Diener der Kirche die komplexen Aussagen
der Schrift nicht auf obskure Weise erläutern. Noch weniger dürfen sie dabei zu zweideutigen
Erklärungen greifen, die im Falle eines Streites sowohl von der einen als auch von der
anderen Partei vereinnahmt werden könnten. — Pistorius ist ferner der Meinung, dass die
[hessischen Pfarrer dem Abendmahl]auch mehr [Wirkungen]zuschreiben, als es die Zürcher
zu tun scheinen, und zwar weil die [Hessen] die Zeichen (symbola)[im Abendmahl] nicht nur
als darlegend (significativa), sondern auch als darbietend (exhibitativa) betrachten, und damit
der Ansicht sind, dass durch das Wort und durch die Zeichen auch tatsächlich etwas dargeboten
wird. Pistorius, der sich hier der Redeweise anderer bedient, sollte sich aber die Sache
genauer überlegen. Sind denn Worte und Zeichen wirklich in der Lage, etwas darzubieten
(exhibere)? Oder ist es nicht eher so, dass man mit Worten nur etwas darlegen (significare)
kann? Wer die [Heilige] Schrift und die frömmsten und echtesten [Kirchen]väter eifrig studiert,
wird zum Schluss kommen, dass die Worte nur darlegen, erinnern, unterrichten und
ermahnen können. In sich selbst sind Worte nicht Träger des Dargelegten. Und was sie nicht in
sich haben, können sie auch nicht schenken (offere) oder darbieten! Die Worte drücken nur
den Willen des Herrn aus, seinen Leib kreuzigen zu lassen, um uns durch diesen geopferten
Leib, wie mit Brot und Trank, für das ewige Leben zu speisen, und nicht etwa (zumal er diesBriefe_Vol_16-279 arpa
nie versprochen hat), um uns mit dem Brot seinen Leib zum Essen darzureichen (tradere) oder
darzubieten (exhibere), was ja auf das Gleiche hinausläuft. Wer die Gabe von Christi Leib wie
eine Speise zu sich nimmt, das heißt, wer an Christus glaubt, der hat das ewige Leben. Und die
Gläubigen, die am Abendmahl teilnehmen, und die von Paulus aufgefordert werden, sich selbst
zu prüfen, haben schon Anteil an der Erlösung Christi und empfangen Christus nicht erst
während einer Abendmahlsfeier. Außerdem wird der verklärte Leib des auferstandenen Christus
nicht mit dem Abendmahl ausgeteilt (distribui), zumal der Offiziant nicht imstande wäre,
den verherrlichten Leib Christi oder den Heiligen Geist darzubieten. Er kann nur Zeichen
überreichen (dare), wie damals Johannes [der Täufer], der die Menschen nur mit dem Wasser
und nicht mit dem [Heiligen]Geist taufen konnte. Zusammengefasst: Die Worte ermahnen und
unterrichten; die Sakramente legen dar, zeugen und bestätigen [Gottes]Verpflichtung [gegenüber
den Menschen](obsignant). Wort und Sakrament dienen der Rechtfertigung [durch den
Glauben]; sie rechtfertigen aber selbst nicht und vermitteln (conferre aut exhibere) auch keine
Gnade. —Was Pistorius danach vorbringt, bestreitet Bullinger keineswegs, denn auch er ist der
Meinung, dass das Abendmahl sich nicht auf eine Gedächtnisfeier beschränkt, in welcher die
Gläubigen nur ihre Erlösung feiern und Christus ihre Dankbarkeit bezeugen. Das Abendmahl
dient ebenfalls der Errichtung von Christi Bund. Es bezeugt, dass Christus für unsere Sünden
gestorben ist, und bekundet, dass Christus diejenigen retten will, die an ihn glauben. Auch darf
man sagen, dass Christus im Abendmahl anwesend ist; doch ist er dies durch seinen Geist, wie
er es versprochen hat, nicht etwa leiblich. Deshalb teilt er sich im Abendmahl selbst nicht aus
(distribuere), noch bietet er sich dabei dar (exhibere). Schließlich muss man bereits ein Glied
Christi sein, um am Abendmahl teilnehmen zu dürfen. —Bullinger verabscheut also das Wort
"exhibere", es sei denn, man verstünde damit unsere Wiederherstellung und die Auswirkungen
der Gaben Christi in uns; was allerdings nicht durch das Abendmahl, sondern durch den
Heiligen Geist im Glauben zustande kommt. Die Wirkung von Gottes gnadenspendender
Barmherzigkeit in uns wird aber dank der Heiligen Zeichen verbessert (reparari), in Erinnerung
gebracht und bestätigt (obsignari). —Bullinger will hier die Sakramente nicht ausführlich
behandeln, sondern Pistorius zu bedenken geben, was denn die [Hessen] dem Abendmahl
mehr zuschreiben könnten, als es die [Zürcher] tun. Die [Protestanten] haben früher die
pestartige, gelderzeugende Lehre der Sophisten gemeinsam bekämpft. Laut dieser wären die
Sakramente imstande, all denen die Gnade zu vermitteln (conferre), die sich ihr nicht widersetzen.
Nun aber, und zur Freude der Gegner, drücken sich die [Protestanten] über die
Sakramente anders als früher aus und behaupten neu, dass in diesen etwas dargeboten wird!
Eine solche Behauptung unterscheidet sich jedoch kaum von derjenigen der Gegner und lässt
die Schlussfolgerung zu, dass die Teilnahme am Abendmahl die Rechtfertigung bewirkt.
—Doch Derartiges haben uns die Apostel nicht gelehrt! Denn was Paulus über das Passahfest
und die Beschneidung schreibt, dürfen wir auf das Abendmahl und auf die Taufe übertragen.
So schreibt Paulus, dass Abraham schon vor seiner Beschneidung durch seinen Glauben an
den Messias gerechtfertigt wurde. Die Beschneidung hat also nichts zur Rechtfertigung beigetragen
und diese lediglich bestätigt (obsignare). Das Gleiche trifft beim Abendmahl zu, wo
der Glaube beim Teilnehmer schon vorhanden ist; es sei denn, die Abendmahlsfeier werde so
abgehalten, dass dabei in Anlehnung an 1Kor 14 [zugleich die Bekehrung Ungläubiger bewirkt
werde]. —In Deutschland sollte man sich nicht um einen Ausgleich mit dem Antichristen
bemühen. Davon ist nichts zu erwarten! Wie lamnes und lambres [zur Zeit Moses'] widersetzen
sich die [katholischen]Gegner der Wahrheit. Paulus hat angeordnet, solchen Menschen
entgegenzutreten, nicht etwa mit ihnen zu verhandeln, denn daraus folgen nur Ausgaben und
Gefahren! — Sollte Pistorius gezwungen sein, an solchen Verhandlungen teilzunehmen, soll er
sich als treuer Diener Gottes erweisen, der die Schrift gründlich auslegt und der Gottes Willen
nicht preisgibt. Dies taten auch Moses und Aaron. Sie gaben dem Pharao nicht nach, als
dieser einen Kompromiss suchte. Mit Feinden darf man nämlich nicht verhandeln, zumal diese
vom Papst [Paul III.] dazu beauftragt sind. Der Herr hat zwar durch [Philipp von Hessen]
seine Kirchen aus dem Rachen des Löwen gerettet, doch muss man weiter auf der Hut bleiben.
—Grüße, auch an [Philipp von Hessen].Briefe_Vol_16-280 arpa
Gratiam et vitae innocentiam a domino. Literas tuas, Pistori humanissime idemque charissime frater, Francfordi scriptas 12. septembris, 1 circa principium octobris accepi, ac ago tuae humanitati ante omnia maximas gratias, qui multis aliis nos et negligentibus et aversantibus amicus esse perseveras ac amicissime ad nos scribis. Nunquam illius tuae humanitatis obliviscemur. Afficit et illud nos persuaviter, quod aperte, candide et libere scribis, unde sperare possumus te boni consulturum, si et nos amice et aperte, id est ex animo simpliciterque respondeamus. Dominus certe noster, cuius ministri sumus, simplicitatem et candorem a prae caeteris probat et amat. 2
Horres animo totus, quoties in mentem venit vel cogitatio contentionis de sacramento corporis et sanguinis domini. Causam horroris addis, quod videas primitivam ecclesiam contentionibus propemodum interiisse; unde nunc quoque colligere oporteat nostras ecclesias, si ita nos invicem mordere pergamus, tandem etiam consumendas fore. Quibus ego consolationis gratia haec adiicio: Non omnem contentionem esse culpabilem et exitialem; imo approbat dominus contentiones et dissidia aliquot; unde non oportebit mox concidere ad primam dissidiorum spem. Habent enim dissidia quaedam luculentum fructum, melioraque sunt nimia securitate et tranquillitate. 3
In primis ergo inspiciendum videtur, qua in re sit dissidium. Non raro fuit dissidium inter dominum ipsum et discipulos suos. 4 Nam nullus est paterfamilias ita tractabilis et pacificus, qui non aliquando dissideat cum familia. Incidit Paulo cum collega Petro gravissima contentio, 5 non de re levi et supervacanea, sed de capite salutis nostrae, an scilicet gentes quoque ad communionem Christi pertineant, an puri et sancti sint ethnici per fidem Christi absque legalium adminiculo 6 . Ea in re restitit in faciem Petro doctor gentium 7 , et acriter et palam illum corripuit dicens apertissime illum 8 non recto pede incedere ad veritatem evangelii. 9 Cum Nazareis aut Mineis eundem Christum cum Paulo praedicantibus gravior multo intercessit concertatio illis cum Christo legalia quoque negantibus, 10 hoc 11 autem solum et purum Christum et fidem in Christum praedicante. Neque ignoras potissimam
Briefe_Vol_16-281 | arpa |
---|
partem epistolarum apostolicarum sub contentionem cadere: Res ipsa hoc loquitur; testantur scripta. Si iam apostoli, Paulus inprimis, contentionem horruissent ex animo, quid, quaeso, usu venisset ecclesiae Christi? Vicisset pars impurior, obscurataque fuisset synceritas praedicationis evangelicae. lam ergo, cum contentiosa Pauli scripta contra Minaeos et insynceros praedicatores evangelii Christi legimus, non exhorrescimus, sed fidem et synceritatem apostoli Pauli cum gratiarum actione laudamus laetantes.
Applicemus iam haec nostris negotiis et videamus, qualis exorta aut restaurata sit inter Lutherum et nos contentio. Docuerunt multi viri boni, non tantum Oecolampadius et Zvinglius, evangelium Christi pure: Christum, deum verum et hominem, naturis indivisis et non confusis, universalis ecclesiae regem esse summum et pontificem maximum, 12 id est redemptorem, intercessorem et hostiam, 13 vitam item 14 et omne desyderium pii pectoris; hunc conscendisse caelum in verum tabernaculum, 15 nec iam haerere ipsum in terris; 16 misisse spiritum suum, 17 per quem et ||357v. in quo omnia operetur in suis, 18 qui per fidem in illum solam absolventur, 19 et fide operentur bona opera, 20 quae ipse praecepit, addiderunt hanc fidem et religionem doceri verbo Christi 21 et renovari ac testificari sacramentis Christi. 22 His vero se opponit Lutherus et talem profert de sacramentis doctrinam, quae aliquot articulos verae religionis obscurat et subvertit, et magis cum antichristo quam cum Christo facit. Iniuriam et contumeliam maximam fecerim Luthero sanctae memoriae, qui iam apud Christum vivit, nisi hac, quod dixi, evicero! Articuli verae fidei et religionis sunt: Christum dominum duabus constare naturis iisque indivisis et non commixtis; Christum corpore glorioso 23 ascendisse in coelum et contineri illic in loco certo 24 ; non esse iuxta corpus ubique; Christi carnem corporaliter manducatam non prodesse, spiritualiter manducatam plane pascere, ut non esuriat aut sitiat homo fidelis. 25 Lutherus vero sic docet de naturis in Christo in contentione sacramentaria, ut, si vera sint, quae ipse tradit, naturas esse oporteat confusas. Dicit enim humanitatem Christi et corpus eius verum perinde ubique esse atque divinitatem. Docet et dicit mendatium esse asserere Christi corpus in uno aliquo coeli loco esse propter veri corporis modum; posse enim simul et semel in pluribus locis esse corpus domini. Concedit quidem scripturam duarum manducationum facere mentionem, carnalis crassae et spiritualis fidei; sed ille addit et confingit tertiam nec crassam nec spiritualem, sed tamen veram
Briefe_Vol_16-282 | arpa |
---|
et corporalem, interim ineffabilem, cui tribuit remissionem et vitam aeternam. Hanc autem in coena arbitratur fieri. An vero haec resapiunt synceritatem evangelicam? An non omnia haec pugnant ex diametro cum syncera pietatis doctrina? An non ista omnia manifesta et copiose et frequenter repetita leguntur in libris Lutheri? Iam quod attinet doctrinam antichristi, cum qua ille amplius facit quam cum doctrina Christi, an non idem per omnia in negotio coenae docent papa et Lutherus transsubstantiatione et quotidiana victima excepta, cum uterque credendum docet panem esse corpus Christi essentialiter et reipsa, ita ut tam digni quam indigni ipsum verum domini corpus manducent, adeo ut, qui panem edunt, non aliud edant quam ipsum domini corpus verum, quod in cruce pependit? Docet cum papa Lutherus ascensionem corporis Christi huiusmodi esse, ut nihilominus hic in terris sub specie panis et cum pane (cum adorabili inquam et venerabili —ita enim loquitur —sacramento) sit ipsum domini corpus, idque modo quodam ineffabili, ut cuilibet fideli apprehenso pane liceat dicere: Hic te apprehendi et teneo.
Quis vero haec audiens non obstupescat et horreat magis, quam cum audit esse homines aliquot, qui huiusmodi pravis doctrinis sese opponant? Quomodo alii huiusmodi dogmata ferant, quid de iis iudicent, quomodo cum veritate concilient, ignoramus. Nos putavimus nostri officii esse, utpote vocatis ad ministerium evangelii, impetere et oppugnare ea, quae ||358r. ex diametro contradicunt evangelio et confirmant antichristianismum, maxime cum Lutherus nos et doctores purae veritatis protraheret ac palam diceret nos esse haereticos, nos esse impios et sacrilegos, nos non credere in deum neque ullum articulum christianae fidei recte tenere. Quomodo potuissemus haec surda aure transire? Quomodo dissimulassemus eam atrocem contumeliam non in vivos tantum et mortuos, optime meritos viros, sed in ipsum Christum 26 et veritatem eius designatam impudentissime? Horruisset posteritas, sat scio, si legisset tam atrocia convitia in veritatem et ministros veritatis, vidissetque nullos fuisse, qui pro domo dei, 27 pro veritate et pro bene mentis se opposuissent, si non murum, saltem saepem.
Mihi crede, colendissime mi Pistori, ingens malum dedisse ecclesiae primitivae non contentiones, sed magis quorundam intempestiva silentia. Fuerunt viri docti et sancti, quorum magna extabant beneficia in ecclesiam; at his erant sui errores, quos tamen propagare contendebant pro agnato vitio naturae corruptae. His noluerunt se alii propter authoritatem istarum opponere. Simplitiores initium 28 non intellexerunt receperuntque doctrinam illorum citra delectum. Quare in universum error per tempora invaluit. Exempla, sat scio, occurrunt tibi quaedam historiarum peritissimo. Hortor itaque tuam pietatem, ne ita exhorrescas ad contentiones ilias, quibus non privatae
Briefe_Vol_16-283 | arpa |
---|
aguntur causae paucorum, sed in quibus agitur de integritate doctrinarum, qua in controversia nemini licet esse neutrali. 29 Tu pro eximia pietate tua, quae dixi, expende.
Deinde dicis vestros, qui non sunt impliciti contentionis calore, eadem prope de coena domini sentire, quae nos, nisi quod aliis utuntur loquendi formulis, et quod alicubi plus dicere videntur. De formulis loquendi illos optime sentire et prudentissime facere constat, qui illis loquendi formulis utuntur, quae rem ipsam, quam explicare debent, complectuntur assequunturque et ipsam denique significantissime animis popularium exponunt nihil habentes amphiboiogiae 30 , obscuri et dubii. In hoc enim inventa est oratio, ut animi conceptum vere, simpliciter et dilucide exprimat. Ac interpretes scripturarum ecclesiarumque ministri unice hoc conari debent, ut perspicua b sint, quae dicunt, imo ut ea, quae in scripturis involutiora videntur, ita explicent, ne quid supersit difficultatis. Non autem huiusmodi locutionibus uti debent, quibus aliis et aliis iterum interpretibus et expositionibus opus sit. Tantum abest, ut ilias locutiones probem, quae non modo obscurae sunt et ancipites, sed patrocinium quoque praebent veteribus erroribus aut quae contentione adhuc vigente sic sunt composita, ut eas utraque pars ad suum sensum rapere applicareque possit. 31 Nam, ut veritatem simpliciter confiteri oportet, ita dominus approbat synceritatem et simplicitatem 32 .
Porro, quid illud sit, quod vestri plus dicere videntur, ita exponis: cum non solum significativa, sed et exhibitativa signa esse volunt, quibus vere exhibeantur ea, quae verbo offeruntur et symbolis. Et iuste hic gradum, charissime mi Pistori, et quid hisce verbis dixeris, expende. Scio, scio te magis hic loqui ex aliorum sententia et traditione quam ex ea sententia, qua quondam imbutus fuisti. Principio dicis panem coenae non tantum significativum, sed et ||358v. exhibitivum esse signum. Exponis deinde exhibendi vocabulum subiungens, quibus 33 vere exhibeantur ea, quae verbo offeruntur et symbolis. Quaestio ergo ex his oritur, quidnam illud verum sit, quod verbo offertur et symbolis, id est quid valeant verba et symbola. An verbis insit vis quaedam advehendi ipsas res, quarum sunt verba et vocabula, an significandi tantum? lam si scripturas et patres religiosiores purioresque excutias diligenter, invenies verbis non plus tribuendum esse quam officium significandi, commonendi et hortandi, etc. Non habent autem in seipsis, quod significant. Ergo nec offerunt nec exhibent; quod enim non habeo, non exhibeo. Verbum est illud domini verbum leproso dictum: "Volo, mundus esto."34 His verbis significare voluit se virtute sua divina lepram curare atque mundare velle. Non autem fuit in verbis illis munditia, quam verba c exhibuerint. Ita verbum est illud domini verbum: "Hoc est corpus meum,
Briefe_Vol_16-284 | arpa |
---|
quod pro vobis traditur"35 , significans utique verum corpus crucifigendum; at interim in verbo non erat corpus, quod verbo offerretur et exhiberetur. Quare ergo dicunt quidam verba et symbola non tantum significare, sed magis exhibere? Aliud dicere et sentire videri volunt quam illi, qui dicunt in coena verum et naturale corpus domini tradi et sumi, et revera idem dicunt et loquuntur cum his, cum Christus non habeat nisi unum et verum corpus. Sed et panis non aliud quam verum domini naturale et pro nobis traditum corpus significat. Quod si id, quod significatur, simul exhibetur, non video, quid hi aliud quam illi dicant. Si in coena cum pane exhibetur nobis ipsum domini verum corpus, iam hoc fit vel dei promittentis virtute et dono vel panis vel ministri beneficio. Nullibi autem promisit se cum pane corpus suum manducandum daturum; figurata enim verba sunt "hoc est corpus meum." Hoc potius promisit, quod corpus suum daturus d sit in panem, id est cibum, ut, quisquis hoc ederit, id est omnem in Christum incarnatum fiduciam fixent, victurus sit aeternum nec ullam amplius esuriem aut sitim passurus. 36 Negavit carnem suam naturaliter manducatam prodesse. 37 Ergo non dedit, non promisit, quod non prodest, qui nihil dicit aut facit, quod non prosit. Quod autem promittit, praestat et exhibet, vitam videlicet aeternam et societatem credentibus. lam quod symbolum panis attinet, non distribuit se dominus in pane aut cum pane, sed in cruce per spiritum in fide. Coena denique fidelium cibus est; repellit coena infideles. Priusquam ergo fideles accedant ad coenam, Christi participes facti sunt; non primum in coena distributum 38 accipiunt. Nam Paulus, "Probet seipsum homo", inquit, "et deinde edat de pane."39 Sed et corporis natura in Christo etiam clarificato alia est, quam quod vel visibiliter vel invisibiliter cum pane aut in pane sit aut per illum distribuatur. Caeterum Christi corpus adeo non dant ministri, ut non dat spiritum sanctum ullus homo; symbola dat veri corporis et sanguinis minister. Iohannes dicebat: "Ego baptizo aqua; qui post me venturus est, baptizabit spiritu sancto et igni."40 Haerendum ergo in hac causa ut omnibus aliis arbitror huic tutae et fixae ||359r. religionis nostrae ancorae. Sola in Christum fide iustificari et vivificari credentes. Iustificat, cibat, vegetat, servat, satiat, vivificat solus deus spiritu suo non per ulla externa. Participamus nos illius gratia, vita et donis sola fide. Nunquam patiemur, ut haec distribuantur in sacramenta et externa quaedam. Sic enim violatur integritas et synceritas evangelicae doctrinae, quam tot concertationibus inviolatam voluit apostolus. Interea ut verbo admonendi docendique vim tribuimus, ita fatemur sacramenta significare, testificari, obsignare oculisque
Briefe_Vol_16-285 | arpa |
---|
res signatas velut subiicere, ita ut verbum et sacramenta iustificationi serviant, non iustificent, non conferant aut exhibeant gratiam.
Proinde minime oppugnamus, quod mox adfers. Non arbitramur coenam tantum esse memoriam, qua factam redemptionem celebrent fideles, sed qua Christus instituent testamentum, testimonium certum et firmum voluntatis suae extremae. Hanc enim credimus extremam et firmissimam fuisse domini voluntatem salvare credentes. Salvavit autem, dum mea peccata in se transtulit et in cruce expiavit. 41 Quod autem semetipsum e pro nobis tradiderit in mortem, 42 et sanguinem suum effuderit f in remissionem peccatorum nostrorum, 43 visibili signo panis et vini attestatur, ut coena recte habeatur pro visibili testimonio traditi pro nobis corporis et effusi sanguinis, simul etiam memoria et grata commemoratio sit omnium eorum, quae pro nobis passus est. Ita vero, sicuti commemoras, non est inane spectaculum coena. Est enim institutio domini; est fidelis commemoratio mortis Christi; est testimonium et obsignatio veritatis, testamentum item redemptionis nostrae. Libenterque concedimus adesse Christum. Quomodo enim abesset convivio suo hospes? Quomodo institutioni suae deesset, qui institutionem suam efficit efficacem? Adest autem, sicuti se ecclesiae in finem usque adfuturum praedixit, spiritu, potentia, veritate, auxilio. 44 Corporaliter non adest, sicuti in evangelio secundum Ioannem copiosissime attestatus est. Ita se per hoc ministerium non distribuit et exhibet. Oportet enim nos prius Christi participes 45 membraque Christi esse 46 nisi velimus nobis iuditium sumere. 47
Ideo ergo ab exhibendi novo quidem et rixarum pleno vocabulo valde abhorreo, nisi per exhibitionem intelligere velimus reparationem quandam et continuationem communicatae delataeque iam dudum gratiae et omnium bonorum cum Christo. Haec revera fuit dei misericordia dispensatrice non per aliud instrumentum quam per spiritum dei, et recipitur a nobis per fidem; reparatur autem, refricatur et obsignatur symbolis sacris.
Caeterum non statui nunc plene de sacramentis disserere, duntaxat his tuae pietati occasionem suppeditare g cogitandi, quale illud sit, quod vestri nostris plus dicere videntur. Cavendum certe mihi etiam atque etiam videtur, ne, quod olim destruximus, modo iterum exaedificemus. 48 Olim viribus omnino nostris communibus oppugnavimus, cepimus et demoliti sumus illud sophistarum dogma praecipuum et h pestilens nundinationisque eorum ancoram, sacramentis conferri 359 gratiam non ponentibus obicem. Iam vero aliis quidem verbis et alia loquendi forma utentes adversariis in sinum ridentibus equipollens inducimus sacramentis exhiberi fidelibus res significatas.
Briefe_Vol_16-286 | arpa |
---|
49 Quid, obsecro, distat conferre ab exhibere, nisi quod hoc est vividius et efficacius quodammodo? Quid oro differt gratia ab iis rebus, quae dicuntur per signa exhiberi? Annon ipsum domini corpus traditum pro nobis, sanguis effusus gratos et acceptos nos reddit deo patri? Si ergo haec 50 distribuuntur et exhibentur in coena, certa confertur gratia, certe iustificamur per sumptionem coenae. Illud enim iustificat, quod a peccatis absolvit et gratos nos reddit deo.
Vide, colendissime mi Pistori, quo deferamur novis illis nostris in diem excogitatis loquutionibus et vocabulis! Non ita docuit nos apostolus 51 de iustificatione et sacramentis. Par est sacramentorum ratio. Ergo quod ille de paesa aut circumcisione producit, licet applicare nobis nostro baptismo et coenae dominicae. Docet autem ad Rom. 4. 52 Abrahamum iustificatum priusquam circumcisum; iustificatum autem fide in Messiam. Sacramentum nihil contulisse ad iustitiam; rursus tamen nec inane aut vacuum fuisse; additum enim signum ad obsignandam iustitiam fidei, quae fuerat in praeputio 53 Abrahae. Ita certe et coena domini a domino instituta est, ut sit obsignatio iustitiae fidei 54 , eius nimirum fidei, quae iustificat, crediturque, quod filius dei pro nobis se tradiderit sanguinemque effuderit —quae quidem fides olim data est fidelibus iustificatis; iustificatis, inquam, tum cum crediderunt, non nunc primum in coena confertur, nisi speciali aliquo exemplo 1. Cor. 14. 55 exercetur j autem nunc renovatur et continuatur solenni et celebri actione coenae.
Vellem optaremque quosdam in Germania minus ad conciliationes cum antichristo propendere. 56 Quid enim expectemus de illis hominibus, docuit evangelica et apostolica scriptura, adde et experientia multiplex. Dominus in evangelio dicit: "Quomodo potestis vos credere, qui gloriam accipitis ab invicem?"57 ; et Paulus: "Homines sunt,"inquit, "qui resistunt veritati sicut lamnes ac lambres k , corrupti mente, reprobi circa fidem", 58 et istos aversare l . 59 i
Briefe_Vol_16-287 | arpa |
---|
Non inquit, compone cum illis, aut veritati propter istos nubem obscuram induci permittas, aut illis te applica et aliquid concede, quo et ipsi aliquid permittant, sed istos aversare! Quod vero doctrinae evangelicae et apostolicae non obsequimur, ideo multis immergimur inutilibus sumptibus, illusionibus, periculis, difficultatibus et scandalis. 60 Nimium sibi quidam sapere videntur; 61 dominus reddat ipsis mentem.
Te autem, fratrum in Christo colendissimum, te inquam m per ministerium nostrum et per Christum, cuius ministri sumus, hortor, ut, si quando huiusmodi compositionibus omnino interesse cogaris, fidelem te operarium 62 ||360r deo, recte secantem 63 verbum veritatis, 64 praebeas. Cogita, obsecro, quid Moses fecerit et Aaron, cum Pharao vellet cum ipsis pacisci. Videbat 65 eo rem devenisse, ut aliquid sibi faciendum esset. Dimittere ergo voluit populum, sed sub conditionibus certis. At Moses, fidelis in domo domini servus, 66 noluit pactionem respuitque praescriptas ilias conditiones, voluntatem et verbum dei ursit. 67 Experientia abunde nos docet, quales illi sint, quibuscum agitis. Septi fuistis diu militum agminibus. 68 Nesciebatur, amici essent an inimici. Tandem inimicos esse apparuit. Quorum, obsecro, auspiciis et artibus isti in vos moverunt? Pontificis 69 maxime, cum cuius membris et intimis quidem miscentur colloquia. 70 Video ergo omnia periculis esse refertissima. Liberavit quidem dominus opera principis vestri 71 ecclesiam suam 72 e manu et rictu leonis 73 ; sed idem requirit a nobis gratitudinem, intellectum, prudentiam, ne semper illudendos nos n caedendosque stolide offeramus latronibus 74 . 75 Potissimum hic mihi spes est in misericordia domini 76 et causa ipsa. In nobis ipsis parum spei est. Ac scio dominum nobis non defuturum, modo oraverimus et vigilaverimus serio. 77
In hoc vale cum omnibus tuis. Commenda me principi illustrissimo et fratribus. Tiguri, ultima marcii 1546.
[Ohne Unterschrift.] |
[Ohne Adresse.]