[1919]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 89-92 (ohne Siegel) Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 264f, Nr. 1093
Schreibt für seine Person an Bullinger, da es ihm nicht zusteht, für den Rat oder die [,,Haimlichen" vom Rat] zu schreiben, ihm die Sache aber am Herzen liegt. Weiß nicht, ob Konstanz sich [dem Reich] oder den Eidgenossen zuwenden wird, wobei für Letzteres die Zeit wohl ungünstig ist und die Absichten verschieden; mit dem Rat sollte nicht direkt verhandelt werden und generell nur unter großer Vorsicht und Abwägung. Weiß nichts über die Angelegenheit von Wilhelm von Peyer und glaubt nicht, daß dessen Sache wie auch die der Eidgenossen verhandelt wurde; möge Gott ihnen beistehen. Bullingers Idee eines gewandten Vermittlers gefällt ihm, doch kann er sich nicht vorstellen, dass solche Verhandlungen geheim bleiben; deshalb rät er davon ab.
Sonders vertrauwter, vylgeliepter bruder.
Ich achten mich yetz vergeblich 2 und doch gewisse 3 bottschafft zu euch haben mögen, derhalb ich nitt underlassen wellen, auff ewer gethon schreiben 4 etwas, sovyl ich zeythalber mag, zeantwurten, alles für mich selbs; dann ich warlich, warlich diser sach halber 5 weder mitt gemainem rath noch den gehaimen räthen 6 ychtzid 7 gehandelt hab noch ze handlen gedenck. Dann es meines dings und beruffs nitt ist, wie ich euch ouch nechermal muntlich 8 angezögt, daneben aber hertzlich begird hab, meines lieben vatterlands und seiner nachpauren wolfart in allweg. wa mir yenen 9 möglich were, zufürderen mitt guten fugen.
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Und dem nach ich wol vyl auff ewer schreiben zeantwurten, nym ich doch kurtze der zyt halber allain diß für mich, das ir melden, wa ich vermainte, das man ewer gar nitt wellte und sich gar dorthinuß hencken 10 wurde, so soll ichs euch anzögen; und sag by höchster warhait den herren selbs, das ich gantz und gar nitt wissen mag, wesß meine herren diser zeyt gegen euch oder dem andern tail 11 gesynnet synd; dann ich red von disen sachen mitt niemann dann etwa weytschwayffer ding von aussen umher 12 . Ich gloub und vermut aber für mich selb, wie ich dann mundtlich ouch mitt euch gereddt, das ain yeder, der ouch von hertzen der aidgnoschafft guts gunt, grosß wichtig ursachen habe, darum er sich diser zeyt mitt den aidgnossen nitt werde können einlassen, wie dann ain yeder gerings verstands wol ermessen mag. Darum gloub ich ouch nitt, das nutz und gut sein werd weder ewer noch unser halb, das deren sachen halber etwas an die a unseren gelange; dann das, davon ir schreibend und die eweren vylicht yetz gern sechend, ist in meinem hertzen ain schwäre sach zu thain 13 und zu erlangen; dann die glegenhait der zeyt gibts nitt. ||90 So will mich beduncken, ich verstande der eweren myttel 14 wol, und was man im synn hab by F 15 auszerichten; wie nutz und furderlich es aber sein werde, sorg ich ganz ubel 16 , ir werdends erfaren. Die eweren, wie dann under den leuten gemain, ermessend die ding nach irem stand und gelegenhait; das mag aber meines erachtens den unseren gar nitt dienen. Dieweyl es aber den weg haben will, muß ich beschechen lassen und gott bevelchen; den bitt ich von hertzen grund, er wells besser gerathen lassen, dann mir mein hertz weyssagt. Es sicht mich aber in allweg für beraten an, das mitt meinen herren nichts gehandelt werde weder schryfftlich noch mundtlich, ir haben dann vorhin von ettlicher vertrauwten personen hie ausserhalb gemainer und gehaimer räth sovyl verstanden, das es zu thain sye; dann sonst wurden ir b gewisslich den unseren, wann es gleich allain den gehaimen räthen samentlich 17 und in raths weyß furgepracht wurde, ainh schwere burde uff den halls leggen, darinn ich aber, sovyl an mir, gern wellt, das iren verschont wurde; dan sy on das und sonst wol grosser gnad von gott bedorffend, das sy in iren anfechtungen und obligenden sachen diser zyt weyslich handlend. Es wirt ouch nitt allain an dem gelegen sein, wie die eweren mitt den aidgnossen handlend, sonder vyl mehr, wie fuglich mitt den unseren gehandlet werde; da sorg ich hertzlich ubel, es möchte fälen 18 , usß vyl und mancherlay beweglich 19 ursachen.
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Von W[ilhelm] von Payers 20 handlung 21 waiß ich warlich nitt ain wort; ich wellt ouch groß daruff verwetten, wa von ainchem menschen hie, an dem etwas gelegen, ain ainig wort diser sachen halber mitt ||91 im gereddt were worden. Er möchte sich vyllicht des von im selbs annemmen. Das waiß ich wol, das der aidgnossen sach halber von niemandts hie diser zyt red oder disputation gehalten wurt und, so vyl ich hör, under den räthen nitt gedacht ist. Derhalb in diser sach gantz gwarsamlich 22 zehandlen. Dis will ich ouch fleyssig, sovyl an euch ist, zethain gebetten und ersucht haben, ouch vor allem in diser sach, daran unß zu baiden tailen sovyl gelegen, den herren zubitten, das er alle mittel nach dem aller besten anordnen und schicken 23 welle, damitt menschlich vernunfft nichts hierinn, wie gmainklich bschicht, vernetze 24 , sonder er alle handlung durch seinen gaist nach dem besten laiten welle. Amen, amen.
Das ir schreiben 25 von dem geschwynden practicierer 26 , wie er handle mitt vertrauwten leuten etc., wie ir mitt ehren, glympff und fugen unß euch zu guten freunden machen und behalten mögind, das ist ain guter weg und gefiele mir seer wol und nammlich, wa uff befundnen willen ettlichen vertrauwten personen ewerer herren von Zürich gewalt geben wurde, auff sölichs zehandlen, was es joch 27 kosten wurde; dann das were der haimlichest und vertrauwlichest weg zuhandlen der aidgnossen halber. Aber wie darnach by den unseren ouch die sach dermassen haimlich und unnachtailig yeder man angebracht möge werden, das kan ich by meinem erlöser nitt synnen noch dencken, anders dann das grosser lasscht und unrat daruß erfolgen und vyllicht nichts ausgericht werden mag, allso das ich noch heutt zum tag den ainigen weg, so ich euch angezögt, 28 für den besten hielte; ||92 dann er zu erlangung des ends, das die aidgnoss[en] hierinn suchen, nitt minder dienstlich unnd aber minder sorglich, schädlich, sonder aller ding
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haimlicher, sicherer und nutzer sein wurde. Yedoch were diß yetz ain guter anfang, so etlichen c der d eweren solicher gwalt zehandlen bevolchen und geben, wurde vyllicht gott die anderen mittel ouch zögen. Ach, mein h[ertz]l[ieber], frommer Bullinger, lasst euch den handel vor dem herren zum höchsten angelegen sein; dann vyl, vyl daruff steht und mehr, da[nn]e wir yetz ermessen mögen, sollt es zu unfal 29 geraten. Der truw vatter im himel lasß alles zu seinem lob und preyß abgohn nach seiner barmhertzigkai[t] f .
Den 30. may anno 1544.
[Ohne Adresse.]