[1542]
Autograph: Zürich StA, E II 342, 106 (Siegelspur)
Ist ob der Mitteilungen Vadians [Nr. 1541] so bestürzt wie kaum jemals zuvor; wenn sich
nämlich das Heer Ferdinands [I.]zurückzieht, wird bald auch Wien fallen. Gott erbarme sich
unser! Wehe den mit Blindheit geschlagenen Fürsten, die einer echten Reformation im Wege
stehen! Es scheint so, als ob wir das Schicksal Zedekias erleiden müssten. Hat nichts Neues
vom [Regensburger]Reichstag zu berichten, außer dass [Landgraf Philipp von] Hessen [am
14. Juni]abgereist ist, nicht zur Freude Kaiser [Karls V.]. Der Brandstifter H[einrich] von
Braunschweig wird vom Kaiser, der in der Religionsangelegenheit ohne Engagement agiert,
nicht bestraft. Was der Kaiser nach der Niederlage [vor Buda] tun wird, muss die Zukunft
zeigen: auch Saul hat nichts unternommen, bis er durch die Philister dazu gezwungen wurde.
Die fünf Vergleichsartikel [von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg?] werden von beiden
Seiten abgelehnt, auch Bullinger beurteilt sie negativ. Hat vor einigen Tagen einen Brief des
württembergischen Kanzlers Nikolaus Müller [gen. Maier] erhalten [Nr. 1537], worin dieser
um Empfehlung an Vadian bat, mit dem er gerne in Kontakt treten würde. Vadian soll doch
seine Aufmerksamkeit diesem vortrefflichen Mann nicht versagen. Wird bald einen Boten
[Rudolf Gwalther] aus Regensburg empfangen und die Nachrichten an Vadian weiterleiten,Briefe_Vol_11_239 arpa
wie auch dieser Bullinger weiterhin informieren soll. Die Berichte, die er über den Prager
Brand erhalten hat, stimmen mit den durch Vadian übermittelten Nachrichten überein. Gruß.
[Gedruckt: Vadian BW VI 47f, Nr. 1183.]