Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Hans Mutschli an
Bullinger
[Bremgarten] ,
11. Juni 1532

Autograph: Zürich StA, E II 355,43. Siegelspur. —Ungedruckt

Berichtet über die Schritte Berns bei den katholischen Orten gegen die bevorstehende Rekatholisierung Bremgartens. Hofft auf Unterstützung auch aus Zürich.

versammelten Gesandten der Schirmorte verschiedene Beschwerden der Gotteshausleute und fällten darüber ein Urteil, s. EA IV/1a 704-735.
17 Auflagen (SI IV 2149).
18 Siehe EA IV/1a 708.
19 wenn (SI I 53).
20 Der oben erwähnte Entscheid der Schirmorte.
21 ruchbar (SI III 1397; diese Stelle zitiert).
22 Amtsleute, Gerichtsbeamte (SI III 1519).
23 entwenden beseitigen.
24 verbergen, verheimlichen (SI IX 443).
25 Das Zürcher Messemandat, s. oben S. 129, Anm. 12.
26 die nach St. Gallen gelangten Exemplare des Mandats.
27 Gemeint sind die dem Brief beigelegten Dokumente.
28 Jakob Riner (auch Rhiner, Reiner, Rheiner),
gest. 1532, aus St. Gallen, kam 1518 als Kaplan an die Pfarrkirche St. Laurenzen in St. Gallen. Schon früh bekannte er sich zur Reformation. 1526 wurde er vom Rat an die Badener Disputation gesandt. Riner wirkte dann in Rorschach und seit 1529 in Rheineck-Thal, wo er 1532 wegen angeblicher Schmähung der Messe von der Tagsatzung abgesetzt wurde (EA IV/1b 1327.1374). Nur noch kurze Zeit amtete er dann in seiner Vaterstadt als Pfarrer an St. Laurenzen. Von wo er Bullinger kannte, ließ sich nicht ermitteln. — Lit.: Z X 63, Anm. 2; Kessler, Sabbata passim; Vadian, Diarium 322.405f. 508; Egli, Analecta I 129f; Staerkle 264f; Stückelberger 99; HBLS V 607.
29 ehedem, einst (SI I 594).
30 hyperkorrekte Schreibung für Thal.
1 Siehe oben S. 65, Anm. 1.


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Gnad und frid von got mere sich zu allen ziten bin 2 unß allen.

Insunders getrüwer her und fründ, ich wird uß her Berchtold schryben 3 bericht: alsdan min heren von Bern verstanden hand 4 zu tagen 5 , daß wir gezwungen werden zun bebschlichen 6 satzungen und fürgewent 7 , es sig bin unß wit 8 daß mer 9 und niemand, der anders welle 10 . Uff daß habent unser heren rett a11 und burger zu Bern erkennt uff dem 9. tag brachmonet und den botten uff den tag gen Baden 12 in befelchs geben 13 , ze begeren, daß man drig botten zu uns verordne, einen von Zürich oder Bern, den anderen von lenderen 14 minner heren, den dritten von schidlüten 15 , und da ze erfaren, wies umm unß stande, und vilicht noch einist bin unß ze meren 16 , und darmit üch nach aller noturfft 17 und eren gotz mocht gehollffen werden. Hatt allso unß deß bericht, obs solcher ir menig ein fürgang wurd han 18 , daß wir des handells halb nit uberfallen 19 würdent und wir unß dester fürer 20 zesamen halten 21 und beratten mogen. Dan ob glich min heren von lenderen vermeinent, nit ze statten 22 und witter meren lassen und mit irem fürnemen fürfaren, habent miner heren botten in empfelch 23 , innen recht fürzeschlachen 24 . Hatt also in sim 25 schryben vermeitt, disen botten 26 zü üch mit der abschrifft 27 ze schicken, ob üch vilicht b ouch gut beduchti 28 , witter in denen sachen ze handlen; dan ir woll wussent, das wir nützit zu und in dissen dingen dorent 29 thun. Und sind 30 alwegen unser trüwer wechter, als 31 dan wir üch getzlich [!] vertruwen. Darmit sind got befolchen. Wir vernend 32 ouch, wie dan unser heren von lenderen mit vill geluttem geschwetz vor minen heren von Zürich gesin sind und vil guts sich erbotten 33 hand. Mag sin oder nit, well gott, daß mund und hertz bin einandern sig.

Datum uff zinstag nach Sant Medardus tag im 32 jar.

Hanß Mutschly,

ü[wer] alzit willig[er]d[iener] und frund.

a Hier und weiter unten mehrere Wörter durch auseinandergelaufene Tinte etwas verschmiert.
b Nach vilicht irrtümlich ein zweites üch.
2 bei (SI IV 900ff).
3 Der Brief Berchtold Hallers ist nicht erhalten.
4 vernommen haben (SI XI 655).
5 an Tagungen, Konferenzen (SI XII 796).
6 päpstlichen.
7 vorgegeben (werde).
8 weitaus.
9 Mehrheit, Stimmenmehrheit (SI IV 369f).
10 wolle. — Zu Bullingers Bemühungen in Zürich und Bern um die Rettung der Reformation in Bremgarten s. oben S. 65, Anm. 15 und Nr. 77; vgl. Pestalozzi 82f und Blanke 130-132; zur Rekatholisierung Bremgartens s. Bucher 170-176.
11 Räte.
12 Zur eidgenössischen Tagsatzung in Baden vom 10. Juni 1532 s. EA IV/1b 1353-1361. Berns Gesandte waren Peter Stürler und Hans Pastor.
13 Zur Instruktion der Tagsatzungsgesandten s. ASchweizerRef IV 1682.
14 von den V Orten.
15 Schiedsleute, Schiedsrichter (SI III 1524f) aus den nicht an der Gemeinen Herrschaft beteiligten Orten.
16 abstimmen zu lassen (SI IV 371f).
17 Notwendigkeit, Bedarf (SI XIII 1543f).
18 wenn es nach dieser ihrer Absicht (SI IV 313) zur Ausführung (SI II 346) käme.
19 überrascht, übereilt.
20 desto mehr, eher (SI I 967f).
21 Der Sinn ist wahrscheinlich: gemeinsam handeln.
22 nicht zu gestatten.
23 in ihrer Empfehlung, Instruktion.
24 das eidgenössische Recht anzurufen.
25 seinem (Hallers).
26 Unbekannt.
27 Nicht erhalten.
28 dünkte (SI XIII 696f).
29 getrauen, wagen (SI XIII 1519).
30 seid.
31 wie.
32 vernehmen.
33 anerboten, bezeugt, verheißen haben (SI IV 1869f). — Gemeint ist die von den V Orten zur Beschwichtigung der Reformierten auf den 9. Juni 1532 nach Zürich abgeordnete Gesandtschaft (s. EA IV/1b 1353 d.).


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[Adresse auf der Rückseite:] Dem wollgelertten Meister Henrich Bullinger, minem lieben heren und fründ.