Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1110]

Jakob Meyer an
Bullinger
Basel,
8. März 1538

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2023 (Siegelspur) Gedruckt: Heinzpeter Stucki, Bürgermeister Hans Rudolf Lavater, 1492-1557. Ein Politiker der Reformationszeit, Zürich 1973. -ZBRG III, S. 162f (Übersetzung), 296f.

Nach einer Unterredung mit Stadtschreiber [Ryhiner] über Hans Rudolf Lavater [und dessen Mission] rät Meyer, die Sache bei König [Ferdinand] nicht nur mündlich vorzutragen, sondern auch schriftlich einzureichen; [Ryhiner] wird Lavater auf der nächsten Tagsatzung in

c vocandus et am Rande nachgetragen.
d 1538 am Rande nachgetragen.
e Der auf das Verschlußband geschriebene Teil der Adresse fehlt.
15 Ein entsprechendes Schreiben von Im Haag ist nicht bekannt; vielleicht reiste er aber wegen seines Rechtshandels mit Megander (vgl. oben Nr. 1100, Anm. 29) nach Zürich und konnte mündlich berichten.
16 Simon Sulzer unterrichtete seit 1536 einige Berner Studenten in Basel; s. Adolf Fluri, Die bernische Schulordnung von 1548, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte XI, 1901, S. 184f.
17 Laut Ratsmanual wurde Sulzer am 25. Februar nach Bern gerufen; s. Bern StA, A II 132, 195.
18 Rhellikan kam 1528 nach Bern; s. oben Nr. 1100, Anm. 22.


Briefe_Vol_08-104arpa

Baden gerne weitere Erläuterungen geben. Es erweist sich wieder einmal, daß die Städte bisher zu wenig für die höhere Bildung der Jugend getan haben, so daß derartige Aufgaben kaum bewältigt werden können; möchte damit die unbestrittenen Fähigkeiten Lavaters nicht herabsetzen. Grüße.

Merung des gloubens, göttlicher gnaden, und min früntlich, willig dienst zuvor, wolgelerter, ersamer, geliepter herr und freund.

Eüwer schriben a 1 an mich von wegen mins lieben herren und bruders, herr Hans Rudolffen Lavater, hab ich empfangen und uff dasselbig mit minem gevatter stattschriber 2 geredt, welcher nit minder dann ich, im ze dienen, von hertzen geneigt. Es wil aber etwas mer darzu gehören, das er nit allein, mit dem könig 3 ze reden, underichtet 4 werde, sonder das er ouch alle handlung in supplicacionswyse in schrifft, durch eüweren stattschriber 5 verfaßt, nach gethonem seinem fürtrag, dasselbig dem könig ze handen stelle, welches nochmols 6 den hoffräten ze beratschlagen überantwurt wirdeth. Dises sol ein gemeiner bruch sein am hoff. Doch so würdeth gemelter 7 unser stattschriber uff nechstem tag Baden genanten herren Lavater, wo er dar käme, in der sach wyther berichten, wie er dann selbs von im muntlich vernemmen wirt 8 .

Hie sähen, geliepter herr, wie noturfftig wir stett gemeinlich weren, das wir mit besserem fleiß, dann wir bißhär gethon, die jugent zu den künsten zügen 9 , domit man soliche und derglichen händel wol ußrichten könde, die man sonst, wo man ze hoff kompt, frömbden b vertrüwen muß. Nit das ich min frommen, lieben herren, den Laveter, veracht, als ob ers nit könne 10 ; wenn aber diser theür mann in der jugendt darzu gezogen zu der geschicklikeit 11 , die im von art und natur anerboren ist, wurde ers frylich einem hochgelerten doctor weit vor thun. Man kere flyß mit der jugend an 12 ; der nutz wirt doruß volgen. Was ich zu solichen nutzlichem werck by eüch und unß tun und furderen kondte, wolte ich mich nit sparen; deßglichen minem yetzgemelten c herrn Lavater und eüch ze dienen, söllen ir mich allzit willig finden.

a schriben am Rande nachgetragen.
b in der Vorlage frömdben.
c in der Vorlage yetgemelten.
1 Nicht erhalten.
2 Heinrich Ryhiner.
3 König Ferdinand I. - Hans Rudolf Lavater und Rudolf Kambli waren als Gesandte zum römischen König nach Prag abgeordnet, um über Rechte des Klosters Stein am Rhein zu verhandeln (vgl. dazu Stucki, aaO, S. 158-166, und unten Nr. 1114, Anm. 1, sowie Nr. 1208, Anm. 24).
4 instruiert.
5 Werner Beyel.
6 danach.
7 genannter.
8 Ryhiner, der erfahrene Diplomat (vgl. August Burckhardt, Stadtschreiber Heinrich Ryhiner, in: BZGA II, 1903, S. 47-64), wie auch Lavater nahmen an der Badener Tagsatzung vom 18. März 1538 teil (vgl. EA IV/1c 944f).
9 hohe Bildung verschaffen sollten.
10 Nicht, als ob ich es Lavater nicht zutrauen würde.
11 Begabung.
12 wende ... an.


Briefe_Vol_08-105arpa

Eüch hiemit der gnad gottes trüwlich bevelhende, grüessen mir Meister Leowen 13 , den Pellican und die brüder gemeinlich.

Datum Basel, den 8. mertzens anno etc. 38.

Sagen herren Laventher minen gruß.

U[wer] Jacob Meyger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten herren Meister Heinrichen Bullinger, diener des herren wort der christenlichen kilchen zu Zürich, minem geliepten herrn und freünd.