Name: Johann Wilhelm Friso,
| Prinz von Oranien-Nassau, Erbstatthalter
von Friesland, Groningen und Drenthe, geboren am 14. August 1687 zu
Dessau, war der zweite, aber allein den Vater überlebende Sohn des Fürsten
Heinrich Casimir II. von Nassau Diez (s. d. art.) und der Prinzessin Amalie von
Anhalt-Dessau. |
Noch in sehr jungen Jahren Verlor er seinen Vater, doch unter
der Vormundschaft seiner Mutter erhielt er eine Erziehung, wie sie einem Statthalter
von drei Provinzen und Erben der oranischen Succession angemessen war.
Denn noch bevor sein Vater, der sich immer ziemlich schlecht mit dem König
Wilhelm von Oranien gestanden hatte, gestorben war, hatte letzterer den jungen
J. W. F., als er nach der Königin Maria Tod (1695) alle Hoffnung aur
Nachkommenschaft ausgab, als den nächsten Agnaten zum Nachfolger in seinen
sämmtlichen Allodiale und Feudalgütern ernannt. Wie bekannt, ward dieses
Recht ihm vom König von Preußen energisch bestritten, dessen Feindschaft den
jungen Prinzen oft sehr empfindlich traf, da derselbe ihm nicht allein den Besitz
mehrerer Güter wehrte, seine Ansprüche auf den Titel eines Prinzen von Oranien
verneinte, sondern auch sich immer den Bestrebungen der antistatthalterischen
Regenten, welche ihn nicht auskommen lassen wollten, anschloß. Vergebens suchte
ihn der König Wilhelm noch bei seinem Leben zu seinem Nachfolger in seinen
niederländischen Würden bestimmen zu lassen, der Widerstand der holländischen
Regenten war unbesiegbar. Sie wollten überhaupt keinen Statthalter mehr,
am wenigsten einen, der in allen sieben Provinzen regierte. Als der König gestorben,
gaben sie diese Feindseligkeit auf alle Weise kund. Obgleich J.
schon damals in noch sehr jungen Jahren die schönsten Hoffnungen erweckte
und seinen ersten Feldzug 1703 in Marlborough's Heer mitgemacht, widersetzten
sie sich 1704 allen Forderungen der Friesen, ihn zum General zu ernennen.
Erst als er volljährig oder wenigstens 20 Jahre war, wollten sie ihm diese
Würde lassen. Selbst ein Sitz im Staatsrath ward ihm nicht gegönnt, den
man doch selbst Wilhelm III. nicht vorenthalten hatte, als er 18 Jahre
war, Je höher die Erwartungen stiegen, welche der junge Fürst erweckte, desto
argwöhnischer beobachtete man ihn. Nur die Friesen kämpften für seine Rechte,
auch die Groninger suchten ihm dieselben zu schmälern. J. W. F. betheiligte
sich also nur als Freiwilliger an den meisten niederländischen Feldzügen des
spanischen Successionskrieges und lernte hier den Krieg. Endlich 1707 konnte
man ihm den Generalsrang nicht länger vorenthalten; schon im nächsten Jahre
führte er als solcher mit Auszeichnung die niederländische Infanterie in der
Schlacht bei Oudenarde; bald gewann er neue Lorbeeren bei der langen und
schwierigen Belagerung von Lille. Nur allzu große Kühnheit hatte man an
dem jungen fähigen Führer, dem würdigen Sproß seiner großen Ahnen auszusetzen.
Die rügte man Wieder an ihm, als er im J. 1709 bei der blutigen
Schlacht von Malplaquet den Sturm auf die verschanzte französische Rechte
und eine Fahne in der Hand die zurückgeworfenen Truppen wieder vorwärts
führte. Er verdiente es, daß ihm Marlborough und Eugen von Savoyen die
Leitung der Belagerung von Mons anvertrauten, das im December capitulirte.
Noch nahm er thätigen ruhmreichen Antheil am Feldzuge des J. 1710 und
schon war er Wieder im nächsten Jahre im Feld, als den begabten, kaum
24jährigen Jüngling, der bestimmt schien, die jüngere Linie des Hauses Oranien
zu hohen Ehren zu bringen und der eben 1709 die Prinzessin Mariä Louise
von Hessen-Kassel geheirathet hatte, ein jähes Ende erreichte. Wegen des Erbfolgestreites
nach Haag berufen und über den Moerdijk setzend, ertrank er
jämmerlich am 14. Juli 1711, als das Fährboot von einem Windstoß umgeworfen
ward , von Jedermann aufrichtig beweint. Sein Tod befestigte das
statthalterlose Regiment auf lange Zeit, denn sein Sohn, der Statthalter Wilhelm
IV., ward erst sechs Wochen nach seinem Ableben geboren.Vgl. u. N. Wagenaar, Vaderl. historie, Bd. XVII. Lamberti, Memoires
VI. Bosscha, Nederlands Heldendaden te Land, Bd. II. Eine Histoire
Prince d'Orange erschien 1715 in Leeuwarden.
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