Name: Johann (Heinrich) ,
| Graf von Tirol (1885-41), dann Markgraf
von Mähren (1349-75), wurde als das fünfte Kind und der dritte Sohn
des Königs Johann von Böhmen und der Elisabeth, Schwester Wenzels III.,
des letzten der Premysliden, am 12. Februar 1822 geboren. |
Schon vor seiner
Geburt war sein Vater bemüht gewesen, seinem Hause durch eine eheliche Verbindung
mit dem von ihm aus Böhmen verdrängten Herzoge Heinrich von
Kärnten und Grafen von Tirol dessen Länder zu verschaffen. Da Heinrich, der
nur zwei Töchter, aber keine Söhne hatte, durch große Geldsummen bewogen,
den Wünschen des Königs Johann sich geneigt zeigte, so wurde im Herbst 1827
ein Vertrag geschlossen, wonach Johanns gleichnamiger Sohn, der schon jetzt
zur Erziehung an den Hof seines Schwiegervaters nach Tirol gebracht wurde,
eine von Heinrichs Töchtern heirathen sollte. Im September 1330 wurde
zwischen dem noch nicht neunjährigen Prinzen und Heinrichs zweiter Tochter,
der 12jährigen Margaretha (Maultasch) die Hochzeit gefeiert. Die Aussichten
für die Luxemburger gestalteten sich immer günstiger. Die dritte Ehe des
"Königs" Heinrich, die er im Februar 1328 eingegangen, blieb kinderlos.
Margaretha's ältere Schwester Adelheid wurde wegen ihres "großen Siechthums"
im J. 1334 für regierungsunfähig erklärt und mit verschiedenen Einkünften
abgefunden, so daß alle Weiberlehen, zu denen auch die verschiedenen
tirolischen Grafschaften gehörten, an die Gemahlin des böhmischen Prinzen J.
fallen mußten. Um sich die Unterstützung Johanns von Kärnten zu sichern,
hatte Ludwig der Baier demselben zuerst 1327 und dann noch einmal als
Kaiser im Februar 1880 das Privileg verliehen, daß ihm, wenn er keine männlichen
Nachkommen hinterließe, seine Töchter oder Bruderstöchter oder auch ein
Gemahl derselben auch im Besitze der Reichslehen, somit namentlich auch des
Herzogthums Kärnten, sollten folgen dürfen. Als am 2. April 1335 der "König
Heinrich von Böhmen" . der letzte männliche Sprößling des Hauses Görz-Tirol
aus dem Leben schied, schien der Nachfolge seiner Tochter Margaretha und ihres
Gemahls J. von Böhmen in Kärnten und Tirol nichts im Wege zu stehen.
Allein schon im November 1330 hatte Kaiser Ludwig trotz des dem Könige
Heinrich kurz vorher verliehenen Privilegs mit den Herzogen von Oesterreich
einen geheimen Vertrag geschlossen, daß diese nach Heinrichs Tode Kärnten erhalten
sollten, wogegen sie ihm zur Erlangung des Landes Tirols behilflich sein
wollten. Diesem Vertrage gemäß verlieh der Kaiser am 2. Mai 1835 den
Herzogen von Oesterreich das Herzogthum Kärnten und fügte jetzt auch noch
Südtirol hinzu, wogegen Nordtirol an seine Söhne fallen sollte. Da König
Johann in jener Zeit in Paris an den bei einem Turniere erhaltenen Wunden
krank darniederlag, sein älterer Sohn Markgraf Karl von Mähren als Regent
von Böhmen dieses Land nicht verlassen konnte, so war die Vertheidigung Kärntens
und Tirols in die Hände eines 13jährigen Knaben und seiner jungen Frau
gelegt. Kärnten wurde denn auch von den Oesterreichern ohne Widerstand in
Besitz genommen. Tirol dagegen vertheidigte Karl von Mähren, der um Neujahr
1336 für seinen minderjährigen Bruder die Regierung dieses Landes übernahm,
von den Einwohnern kräftig unterstützt, mit Erfolg gegen die von allen
Seiten andringenden Feinde. Der Friede von Enns (9. October 1336) ließ
Kärnten den Oesterreichern, Tirol aber dem Prinzen J. und seiner Gemahlin.
Aber nur wenige Jahre behauptete sich J. im Besitze dieses Landes. Seine
Ehe mit Margaretha (Maultasch) war eine recht unglückliche. Man erzählte
sich von ihm, daß er seine Gemahlin roh behandle, ja ihr sogar oft in die
Brüste beiße. Noch unangenehmer war dieser, daß sie nicht blos bisher keine
Nachkommenschaft hatte, sondern überhaupt an seiner Fähigkeit, einen Erben zu
erzeugen, zweifeln zu dürfen glaubte. Sie klagte ihr Leid einigen vertrauten
Adelichen, welche über den Einfluß mehrerer Böhmen und über die durch Karl
von Mähren eingeführte strenge Finanzverwaltung unzufrieden waren. Sie beschlossen
nun, J. zu vertreiben und die Hand Margaretha's und die Regierung
Tirols dem ältesten Sohne des Kaisers, dem Verwittweten Markgrafen Ludwig
von Brandenburg zu übertragen. Nachdem ein erster Versuch im Sommer 1840
durch das rasche und energische Einschreiten Karls von Mähren vereitelt worden
war , gelang um so besser ein zweiter. Als J. am 2. Nov. 1341 von einer
Jagd ins Schloß Tirol zurückkehren wollte, waren die Thore verschlossen und
sein böhmisches Gefolge vertrieben. Nirgends fand er in Tirol Unterstützung;
mit Schmach bedeckt mußte er aus dem Lande ziehen. Erst im Juli 1349
wurde dann auf Wunsch Johanns, der sich wieder zu verehelichen wünschte,
dessen Ehe mit Margaretha, da er Wegen "Verhexung" nie im Stande gewesen
sei, dieselbe zu vollziehen, durch den Bischof Ulrich von Chur als päpstlichen
Bevollmächtigten für nichtig erklärt. Am 26. December 1349 übertrug ihm
sein Bruder Karl IV. den Verfügungen Seines Vaters gemäß die Markgrafschaft
Mähren als böhmisches Afterlehen. Eine politische Rolle hat er übrigens nie
mehr gespielt. Auch persönlich scheint er seinem Bruder Karl IV. nicht sehr
nahe gestanden zu haben. Viel seltener findet man ihn in dessen Umgebung,
als manche deutsche Reichsfürsten oder schlesische Herzoge; auf einer größeren
Reise, etwa einem Zuge nach Italien, hat er den Kaiser nie begleitet. Von
seiner zweiten Gemahlin Margaretha von Troppau, die er 1850 heirathete
(† 1863), hinterließ er fünf Kinder, Jodok oder Jost, der ihm bei seinem
Tode am 12. November 1375 als Markgraf von Mähren folgte, Johann
Sobieslaw , der 1381 Bischof von Leitomischl, 1387 Bischof von Olmütz
und noch im nämlichen Jahre Patriarch von Aquileja wurde, Prokop, der in
den Kämpfen König Wenzels mit dem böhmischen Herrenbunde eine Rolle spielte,
Katharina, welche den Herzog Heinrich von Falkenberg, und Elisabeth,
die den Markgrafen Wilhelm von Meißen heirathete. Seine dritte kurze Ehe
mit Margaretha von Oesterreich, Wittwe Meinhards III. von Baiern-Tirol, des
Sohnes der Margaretha Maultasch, war kinderlos geblieben.A. Huber, Geschichte der Vereinigung Tirols mit Oesterreich und der
vorbereitenden Ereignisse. Böhmer-Huber, die Regesten des Kaiserreichs unter
Kaiser Karl IV.
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