Name: Johann Rott (Roth),
| Bischof von Lavant, geb. am 30. Nov. 1426
zu Wemding in Baiern, † am 21. Januar 1506 als Bischof von Breslau. Sohn
eines Schuhmachers, mochte der begabte Jüngling Gönner gefunden haben, welche
ihm die Wege zu einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung ebneten. |
Er gewann
sie zu Padua und zu Rom und zählte bedeutende italienische Humanisten, so
z. B. Enea Silvio de Piccolomini (Aeneas Sylvius) zu seinen Bekannten.
Johannes Troester, sein Mitschüler in Rom , stellt ihn in die erste Reihe der
Gelehrten seiner Zeit. Ueber seine Leistungen als Schriftsteller sind wir durch
fremde Zeugnisse unterrichtet. Nach Deutschland wieder heimgekommen, findet sich
J. R. als humanistisch hochgebildeter Geistlicher zunächst im Genusse der Pfarre
zu St. Georg im Attergau, sodann als Domherr und später Dechant des Passauer
Kapitels. Ein wichtiger Wendepunkt in seinem Leben knüpft sich an die Jahre
1452 —1458. Die Empfehlung seines Bekannten Aeneas Sylvius verschaffte
ihm die Stellung als Secretär bei dem König Ladislaus Posthumus (1452-1457),
nach dessen Tode er Aufnahme in die Kanzlei König Friedrichs III. fand,
bald zum Protonotar und Kanzler für die deutschen Angelegenheiten befördert
wurde und zu diplomatischen Sendungen verwendet erscheint. Ende 1468 gab er
das Geleite seinem kaiserlichen Herrn nach Rom. Um diese Zeit bereits war es
ihm beschieden, Bischof von Lavant zu werden, welches innerösterreichische Hochstift
Rudolf von Rüdesheim bereits im Januar 1468 mit dem Breslauer Kirchensitze
vertauscht hatte. Der Kaiser bewirkte nämlich bei dem Papste Paul II. die
unmittelbare Ernennung Johann Rott's (16. December) zum Bischofe gegen die
1466 von der Curie selbst bestätigten Präsentationsrechte des Metropoliten von
Salzburg. Letzterer wurde deshalb um seine nachträgliche Zustimmung ersucht
und gab sie denn auch. Seit 1469 übernahm J. R. sein neues Kirchenamt und
wurde in den nächsten Dezennien von schweren Zeitläufen heimgesucht. Die nach
1475 immer drohendere Türkengefahr bewog ihn zunächst, seinen bedrohten
Bischofssitz zu St. Andra im Lavantthale im Nothfalle mit dem festen, von ihm
baulich erweiterten und wohl versorgten Schlosse Twimberg zu vertauschen. Als
aber 1479 die ungarische Invasion des Corvinen Mathias als Bundesgenossen
des Salzburger Erzbischofs Bernhard Rarer (s. d. Art. Bernhard II. 453) nach
Steiermark und Kärnthen sich vollzog, gerieth J. R. bald in den Verdacht, als
Suffragan des Salzburgers dem Kaiser insgeheim abtrünnig und dem Ungarnkönige
zugethan worden zu sein, und der kaiserliche Pfleger auf Osterwitz, Leonhard
v. Kollnitz, überfiel mit den Weispriachern die Bischofsstadt S. Andra im
Lavantthale (Juni 1480). Wol hatte sich J. R. bei Zeiten auf Twimberg
geflüchtet, mußte aber das Schlimmste befahren und entschloß sich, so rasch als
möglich beim Könige von Ungarn sein Heil zu suchen und das Schloß seinem
Ohme Paul Ottwein zu übergeben. Leider aber änderte er, mehr auf das eigene
Wohl als das allgemeine Beste bedacht, seinen Entschluß , indem er Twimberg
bei seiner Abreise (2. Februar 1481) dem korvinischen Hauptmann zu Friesach,
Hanns Haugwitz von Biskupitz, einräumte, der es alsbald besetzen ließ. Mathias
Corvinus, ein Freund gelehrter und staatskluges Leute, beförderte nun den landflüchtigen
Bischof von Lavant zum Bischof von Breslau. Zunächst hatte er ihn
als noch rechtmäßigen Bischof von Lavant aus seinem Lager vor Radkersburg
in Steiermark auf den Nürnberger Kurfürstentag entsendet und gewiß dann, im
Einvernehmen mit dem Papste, daraus hingewirkt, daß der damalige Breslauer
Bischof Rudolf seinen Nachfolger auf dem Lavanter Stuhle zum Domdechant
und bald darauf zu seinem Coadjutor, also zum Anwärter der schlesischen Hochkirche
machte. Als nun Bischof Rudolf starb (9. oder 17. Jänner 1482), gaben
die Breslauer Domherren dem Exbischof von Lavant ihre Stimme und König
Mathias benachrichtigte zu Osen seinen Schützling von der erwünschten Thatsache.
J. R. überdauerte als Bischof von Breslau die Zeiten des Corvinen
(† 1490) und stand, ein Freund der Wissenschaften, dem genannten Bisthum
mit Ehren 24 Jahre vor. Ein kunstvolles Erzdenkmal erinnert an seine Tage.Karlm. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant. Klagenfurt 1841
(S. 169-197). J. Heyne, Dokum. Gesch. des Bisth. u. Hochst. Breslau,
3. Bd. (1416-1618), Breslau 1868.
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