Name: Johann ohne Furcht,
| Herzog von Burgund, geb. am 28. Mai 1871,
der älteste Sohn Philipps des Guten von Burgund und dessen Gemahlin Margaretha
II. van Male. |
Nachdem er schon im Alter von 14 Jahren als Graf
von Nevers mit Margaretha, Tochter des holländischen Grafen Albrecht von
Baiern, vermählt worden war, nahm er 1396 an dem Kreuzzuge Theil, der
unter der Anführung Sigismunds von Ungarn unternommen wurde und mit der
unglücklichen Schlacht bei Nicopolis endete , in der J. in die Gefangenschaft
Bajazet's J. gerieth (1896), aber noch in demselben Jahre durch ein Lösegeld von
200 000 Goldducaten befreit wurde. Seine tapfere Haltung in der Schlacht
und sein kühnes Auftreten gegen Bajazet soll ihm den Beinamen "ohne Furcht"
verschafft haben. Durch den Tod seines Vaters (27. April 1404) erbte er nicht
nur das Herzogthum Burgund, sondern zugleich die von seiner Mutter angebrachten
Länder, als: die Grafschaft Flandern, Franche Comis, Artois und
Salins, die Herrschaft Mecheln; in Flandern Wurde ihm aber erst nach dem
Tode seiner Mutter gehuldigt und bei dieser Gelegenheit (21. April 1404) bewilligte
er den Vlamingen die meisten von diesen gestellten Forderungen. Jedoch
blieb er nicht lange in seinen Erbländern , denn er wollte in Frankreich
dieselbe Rolle spielen, die sein Vater daselbst als Mitglied der Regentschaft unter
dem an Geisteszerrüttung leidenden Karl VI. gespielt hatte, dessen Bruder, Herzog
Ludwig von Orleans sich aber heftig gegen die Theilnahme Johann's an der
Regentschaft widersetzte. Letzterem kam aber die allgemein in Frankreich herrschende
Unzufriedenheit und der Haß der Pariser gegen Orleans zu statten, er
stellte sich an die Spitze der Volkspartei und schon drohte der Ausbruch der
Feindseligkeiten, als es noch in der letzten Stunde gelang, zwischen Orleans und
Johann eine Versöhnung zu Stande zu bringen (Nov. 1405), bei der der Herzog
von Orleans sich den Forderungen Johann's fügte. Das Einvernehmen zwischen
Beiden dauerte aber nicht lange, der alte Haß lebte wieder auf und der Burgunder
ließ am 23. Novbr. 1407 seinen Gegner durch gedungene Meuchelmörder
auf offener Straße in Paris niedermachen. Drei Tage nach vollbrachter That
begab sich J. nach Flandern, kehrte aber, da er auf den Beistand der Pariser,
sowie vieler französischer Großen, besonders aber auf den von Artois und Flandern
rechnen konnte, bald wieder nach Paris zurück. Ein halb Jahr später zog
er mit 16000 Mann in das Lüttich'sche, um seinem Schwager Johann von
Baiern gegen seine aufrührerischen Unterthanen zu helfen und der Sieg bei
Othée (23. Sept 1408) war zum größten Theile sein Werk. Nunmehr kehrte
er wieder nach Frankreich zurück, sein Einfluß in der Regentschaft war größer,
als jemals und er übte in Frankreich eine beinahe unbeschränkte Macht aus.
Seitdem aber die orleanistische Partei im J. 1410 im Grafen von Armagnac
ein ebenso energisches, wie tapferes Haupt gefunden hatte, brach der Bürgerkrieg
mit erneuter Macht aus. Paris schloß sich der burgundischen Partei an, welche
sich hauptsächlich auf die unteren Volksklassen stützte und während der ersten
Jahre auch das Uebergewicht hatte. Als aber 1415 der englisch-französische
Krieg auf's Neue ausbrach, kam Paris in die Gewalt der Armagnacs und ihr
Führer war damit Herr von Frankreich. Auch die Schlacht von Azincourt
stellte den Frieden zwischen den Parteien nicht her, ja die burgundische Partei
neigte sich auf die englische Seite und während die Engländer eine Eroberung
um die andere machten, wüthete der Bürgerkrieg in und um Paris in der gräulichsten
Weise fort, das 1418 in Folge eines Volksaufstandes wieder in die
Hand Johann's fiel. Bei den darauf folgenden Mord - und Gräuelscenen kam
auch der Graf von Armagnac um und nunmehr trat der Dauphin, der fünfte
Sohn des Königs, an die Spitze der antiburgundischen Partei. Frankreich schien
dem Untergang nahe, als es endlich gelang, eine Versöhnung zwischen dem
Herzog von Burgund und den Orleanisten herbeizuführen. Schon besprach man
sich über die Mittel , um vereint den Kampf gegen England zu führen, als J.
bei einer Zusammenkunft, welche 1419 auf der Yonnebrücke in Montereau zwischen
den Häuptern der beiden Parteien gehalten wurde, vom Gefolge des Dauphin
niedergehauen wurde (10. ,Sept.). Sein Sohn und Nachfolger war Philipp der
Gute, seine älteste Tochter war mit dem 1415 gestorbenen Dauphin Ludwig,
dem Sohn Karl's VI., verheirathet gewesen. Flandern, besonders Brügge, hatte
unter ihm einen ungeheuren Wohlstand erreicht.Vgl. de Barante, Histoire des Ducs de Bourgogne.
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