Name: Johann V. (Turzo),
| Bischof von Breslau, 2. Februar 1506 bis
2. August 1520 , war der Sohn eines ungarischen Edelmanns Johannes Turzo
von Betlenfalva aus bei Zips , der durch Bergbau zu großem Vermögen und
schließlich auch zum Grafentitel gelangt war. |
Da er auch Besitzungen in der
Nähe von Krakau hatte, wurde er wol auch als Pole bezeichnet. J. , der
zweite von fünf Söhnen, geboren 1464, hatte seine Studien in Italien gemacht
und war dann Domherr in Breslau, zuletzt Decan des Kapitels geworden. Er
war Dr. decr. Als der Bischof Johann IV. Roth, den die fortwährenden
Streitigkeiten mit seinem Kapitel müde gemacht hatten, im J. 1502 einen Coadjutor
wählen wollte, setzte sein alter Freund Graf Tur ja die Wahl seines Sohnes
dazu durch. Er sparte kein Geld , um die Gunst der Domherren zu gewinnen;
doch obwol am 11. März 1502 die im Kapitel anwesenden Domherren einstimmig
sich für den vom Bischof vorgeschlagenen Domdechanten erklärten. war doch eine
bei der Wahl nicht persönlich vertretene Partei gegen denselben und es kam
darüber zu den heftigsten Austritten. Da der in der Stadt und im ganzen
Lande wegen seines intriganten Charakters übel angeschriebene Domkanzler
Apicius Colo der Hauptbeförderer Turzo's war , so erklärten sich die Stadt
Breslau und die Fürsten gegen seine Wahl, im Kapitel selbst war sein Hauptgegner
der Domcantor Oswald Winckler von Straubing. Trotzdem erfolgte am
12. August 1503 die Bestätigung des Papstes Alexander VI. Die Streitigkeiten
im Lande dauerten darüber hinaus und hatten schließlich den sog. Kolowratischen
Vertrag vom 3. Februar 1504 zur Folge, der u. A. (vgl. Johann IV.) im
Gegensatz zu den Erklärungen des Apicius Colo und seiner Partei, das Kapitel
würde nie wieder einen schlesischen Fürsten zum Bischof wählen, weil es mit
solchen zu schlimme Erfahrungen gemacht habe, zumal mit den Bischöfen Wenzel
und Konrad, ausdrücklich jeden Ausländer vom Bischofsstuhl ausschloß. Die
Succession Turzo's wollte man sich indeß, da er einmal Coadjutor war, gefallen
lassen. Am 21. Januar 1506 starb Bischof Johann IV. und am 2. Februar
folgte ihm Turzo als Johann V. Seine Consecration fand am 22. März statt,
unter Assistenz seines jüngeren Bruders Stanislaus, des Bischofs von Olmütz. —
Der neue Bischof war ein milder und freigebiger Herr. Er erließ sofort einige
drückende Steuern im Fürstenthum Neiße, dessen Landesherr der regierende Bischof
war, und löste den seit Jahren verpfändeten District Kanth auf seine Kosten für
die mensa episcopalis ein. Er baute mehrfach am Dom und ließ das Schloß
Johannisberg, noch jetzt die Residenz der Fürstbischofe von Breslau , oberhalb
des Städtchens Jauernick erbauen. Er prägte die ersten Thaler in Schlesien und
erlangte vom Kaiser Maximilian auch das Recht Goldmünzen zu prägen. Nach
seiner geistigen Richtung ist er als ein Freund der Aufklärung zu bezeichnen.
Er sorgte durch mannichfache Veranstaltungen dafür, daß der Klerus seiner
Diöcese, dessen Trägheit und Unbildung er ausdrücklich tadelt, zu geistlicher und
gesetzlicher Lebensweise besser angehalten würde, hielt zu dem Zwecke auch mehrere
Synoden ab und ließ die Diöcesanstatuten 1512 in Nürnberg neu drucken. Den
Unfug, den die Mönche zu St. Dorothea mit einem angeblich wunderthätigen
Marienbilde trieben , stellte er energisch ab , er selbst begünstigte besonders den
Kultus der heiligen Anna. Am Ende seiner Regierung gerieth er mit dem
Kapitel, namentlich seinem alten Gegner Oswald Winckler, und mit dem gesammten
Klerus in Streit wegen wiederholter Steuerforderungen, zu denen ihn
theils sein kostspieliger Hofhalt genöthigt hatte, theils die Verringerung der Einnahmen,
der sich die schlesische Kirche durch die Feindschaft der Laien, besonders
auch der Fürsten, in dieser Zeit ausgesetzt sah. — Den humanistischen Studien,
die er in Italien lieb gewonnen hatte, blieb er auch als Bischof getreu. Alle
"Reuchlinistae" in Breslau hatten seine Gunst und erfreuten sich seiner Freigebigkeit.
Ein Privileg für die später so berühmt gewordene Schule in Goldberg
spricht trefflich sein Interesse an den Fortschritten des Unterrichtswesens
aus. Mit Erasmus stand er in Briefverkehr; er äußerte wol den Wunsch die
weite Reise bis in die Niederlande zu machen, nur um den berühmten Gelehrten
Persönlich kennen zu lernen. Leider war er , zumal im Anfang seines Wirkens,
mit den Stadtbehörden Breslaus zu sehr verfeindet, um den Plan des Bürgermeisters
haunold eine städtische Universität zu errichten, deren Professoren die
Pfründen des Kreuzstifts beziehen sollten und zu deren Kanzler der jedesmalige
Bischof bestimmt war, vorurtheilsfrei zu begünstigen. Seine mindestens gleichgültige,
Wenn nicht ablehnende Haltung trug viel zum Mißlingen des großgedachten
Unternehmens bei. Den Anfängen Luthers brachte er ein wohlwollendes
Interesse entgegen, so daß Luther und Melanchthon, durch ihre Breslauer
Freunde davon benachrichtigt, im Sommer 1520 durch Dominicus Schleupner,
den er auf seine Kosten nach Wittenberg zur Fortsetzung seiner Studien gesandt
hatte, an ihn schrieben. Allein die Briefe erreichten ihn nicht mehr lebend , er
war am 2. August 1520 verschieden. Wie es scheint, galten seine letzten Gedanken
den in der Kirche angebahnten Reformen. Luther nennt ihn in einem
Briefe an Spalatin den besten aller Bischöfe dieses Jahrhunderts. Die Johanniskapelle
im Dom zu Breslau birgt sein Grabdenkmal aus weißem, jetzt rothbraun
angestrichenem Marmor.C. Otto, De Johanne V. Turzone. Wrat. 1865. Luchs, Schlesische
Fürstenbilder etc.
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