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Name: Johan L,
Herzog von Brabant , 1267 —1294. Als im Febr. 1261 Heinrich III. gestorben war und der älteste seiner beiden Söhne, Heinrich, ein körperlich und geistig schwacher Mann, auf Andringen seiner Mutter, Aleida von Burgund, auf die Regierung verzichtete, wurde sein erst 17jähriger Bruder J.

Herzog (17. Mai 1267). Durch sein leutselige- Wesen, seine glänzende äußere Erscheinung, sein ritterliches Auftreten, wie auch durch seine Kunstfertigkeit im Gesang hat er sofort die Zuneigung seiner Unterthanen gewonnen, und unbestritten gehörte er unter die angesehensten Fürsten seiner Zeit. Kurz nach seiner Thronbesteigung vermählte er sich mit Margaretha, Tochter Ludwig's IX. von Frankreich und bald darauf (1274) seine Schwester Maria mit Philipp III., dem Kühnen, Ludwig's Sohn und Nachfolger. Als letztere bald nach ihrer Heirath von einem der Günstlinge des Königs beschuldigt wurde, den der ersten Ehe ihres Gemahls entsprossenen Sohn durch Gift aus dem Wege geräumt zu haben und deshalb in den Kerker geworfen wurde, eilte der Herzog nach Paris, warf sich zum Vertheidiger ihrer gekränkten Ehre auf und bewies auch die vollständige Grundlosigkeit der Anklage. Als Regent ließ er sich die Beförderung des Wohlstandes seiner Unterthanen in erster Linie am Herzen liegen, er ertheilte den Städten viele Privilegien, unter welchen das von Brüssel (1292) das wichtigste ist , wurde aber auch, wie es die Verhältnisse der damaligen Zeit mit sich brachten, in häufige Fehden und Kämpfe verwickelt. Das wichtigste Ereigniß, das unter seiner Regierung vorfiel, war die Vereinigung des Herzogthums Limburg mit Brabant, als eine Folge seines glänzenden Sieges bei Woeringen (1288). In Limburg war nämlich Herzog Walram IV. 1280 ohne männliche

Nachkommen gestorben und Graf Reinald I. von Geldern , sein Schwiegersohn, hatte sich vom Kaiser mit Limburg belehnen lassen. Da aber Reinald's Gemahlin im J. 1282 starb, so trat Adolf von Berg, Walram's Bruderssohn, als Prätendent auf. Da er aber wohl einsah, daß er zu schwach sei, um Reinald mit Erfolg angreifen zu können, verkaufte er seine Rechte und Ansprüche an J. Der Ausbruch des Krieges ließ denn auch nicht lange auf sich warten, während sich beide Parteien durch Bundesgenossen zu verstärken suchten. Zu Reinald hielten der Bischof von Köln, die Grafen von Nassau (Adolf, der spätere Kaiser) und Luxemburg, sowie der Herr von Valkenburg im Lande von Overmaze. Minder glücklich im Erwerben von Bundesgenossen wurde J. von seinen Edeln und Städten um so treuer und nachhaltiger unterstützt, auch trat Floris V. von Holland auf seine Seite. Nachdem der Krieg einige Jahre gedauert hatte, kam es endlich am 5. Juni 1288 zu der genannten Schlacht bei Woeringen (in der Nähe Kölns), in welcher J. seinen Gegnern eine entscheidende Niederlage beibrachte, die vornehmsten derselben waren gefallen (der Graf von Luxemburg und dessen Bruder) oder geriethen in Gefangenschaft (die Grafen von Geldern und Nassau) und der Bischof von Köln fiel in die Hände Adolf's von Berg. Durch diesen Sieg kam J. in den Besitz Limburgs, aber nicht lange sollte er die Vergrößerung seines Landes erleben: auf einem Turnier in Bar (im heutigen Frankreich, Departement de Meuse) erhielt er eine Wunde, an der er am 8. Mai 1294 starb. Sein Sohn Johann II. war sein Nachfolger (1294-1313), derselbe war Johan's zweiter Ehe mit Margaretha, Tochter von Guido von Dampierre, Grafen von Flandern, entsprossen.Vgl. dazu besonders Jan van Heelu's Reimchronik: De Slag van Woeringen, zwischen 1291 und 94 geschrieben.

Wenzelburger.
J. hat sich auch für die mittelniederländische Litteraturgeschichte hohe Bedeutung erworben. Nicht nur durch die Gunst, welche er der Dichtung in der Sprache seines Landes erwies: für seine Schwiegertochter Margaretha von England besang Jan van Heelu (s. d.) die Schlacht von Woeringen. J. hat auch selbst niederländisch gedichtet, er als der einzige bekannte Minnesänger in dieser Sprache, während sein Vater Heinrich III. sich als Dichter noch des Französischen bedient hatte. Unter Johann's Namen sind in der Pariser Liederhandschrift neun Minnelieder überliefert, welche in Bodmer's Minnesängern I, 7 und in der Sammlung von der Hagen's I, 15 abgedruckt zu finden sind. Eine Umsetzung der hochdeutschen Sprachformen in das Niederländische hat Willems versucht, Oude vlaemsche Liederen, Gent 1848 , später H. Hoffmann in Pfeiffers Germania III, 154. Letzterer scheidet mit Recht das achte Lied und die letzte Strophe des sechsten aus. Von den übrigen scheinen das fünfte und neunte (beide nur mit einer Strophe) , sowie das vierte unvollständig. Alle übrigen haben drei Strophen. Mit Ausnahme des fünften haben alle Refrain, das zweite mit den Schallwörtern harbalorifa, wozu sich in altfranzösischen Pasturellen Anklingende findet. Das letztgenannte gehört sicher der niederen Minne an ; alle Lieder schildern den Reiz der Geliebten und die minnigliche Sehnsucht des Dichters.
Martin.