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Kapitel 

Gustav Schwab -

Sagen des Klassischen Alterthums



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König Ödipus zeigt sich seinem Volke


g. Das Wehrgehenk der Amazonenkönigin

Von langer Irrfahrt zurückgekehrt, unternahm der Held den Zug gegen die Amazonen, um das neunte Abenteuer zu bestehen und das Wehrgehenk der Amazone Hippolyta dem Eurystheus zu bringen. Die Amazonen bewohnten die Gegend um den Fluß Thermodon in Pontos und waren ein großes Frauenvolk, das einzig Männerwerk trieb. Von ihren Kindern erzogen sie nur diejenigen, die weiblichen Geschlechts waren. In Scharen vereinigt, zogen sie zu Kriegen aus. Hippolyta, ihre Königin, trug als Zeichen ihrer Herrscherwürde den genannten Gürtel, den sie vom Kriegsgott selbst zum Geschenk erhalten hatte. Herakles sammelte zu seinem Zuge freiwillige Kampfgenossen auf einem Schiffe, fuhr nach mancherlei



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Ereignissen ins Schwarze Meer und lief endlich in die Mündung des Flusses Thermodon und in den Hafen der Amazonenstadt Themis ein. Hier kam ihm die Königin der Amazonen entgegen. Das herrliche Aussehen des Helden flößte ihr Hochachtung ein, und als sie die Absicht seines Kommens erkundet, versprach sie ihm das Wehrgehenk. Aber Hera, die unversöhnliche Feindin des Herakles, nahm die Gestalt einer Amazone an, mischte sich unter die Menge der übrigen und breitete das Gerücht aus, daß ein Fremder ihre Königin entführe. Augenblicklich schwangen sich alle Männinnen zu Pferde und griffen den Halbgott in dem Lager an, das er vor der Stadt aufgeschlagen hatte. Die gemeinen Amazonen fochten mit den Kriegern des Helden, die vornehmsten aber stellten sich ihm selbst gegenüber und bereiteten ihm einen schweren Kampf. Die erste, die den Streit mit ihm begann, hieß von ihrer Schnelligkeit Aella oder Windsbraut, aber sie fand an Herakles einen noch schnelleren Gegner; mußte weichen und ward auf windschneller Flucht von ihm eingeholt und niedergemacht. Eine zweite fiel auf den ersten Angriff, dann Prothoe, die dritte, die siebenmal im Zweikampfe gesiegt hatte. Nach ihr erlagen acht andere, darunter drei Jagdgefährtinnen der Artemis, die sonst immer so sicher mit dem Wurfspieße getroffen hatten, nur diesmal ihr Ziel verfehlten und, vergebens unter ihren Schilden sich deckend, den Pfeilen des Heros erlagen. Auch Alkippe fiel, die geschworen hatte, ihr Leben lang unvermählt zu bleiben; den Schwur hielt sie, aber am Leben blieb sie nicht. Nachdem auch Melanippe, die tapfere Führerin der Amazonen, gefangen war; griffen alle zur wilden Flucht, und Hippolyta, die Königin, gab das Wehrgehenk heraus, wie sie auch vor der Schlacht versprochen hatte. Herakles nahm es als Lösegeld an und gab Melanippe dafür frei. Auf der Rückfahrt bestand der Held ein neues Abenteuer. Hier war Hesione, Laomedons Tochter, an einen Felsen gebunden und einem Ungeheuer zum Fraß ausgesetzt. Ihrem Vater hatte Poseidon die Mauern von Troja erbaut und den Lohn nicht erhalten; dafür verwüstete ein Seeuntier Trojas Gebiet so lange, bis der verzweifelnde Laomedon ihm seine eigene Tochter preisgab. Als Herakles vorüberfuhr, rief ihn der jammernde Vater zu Hilfe und versprach ihm, für die Rettung der Tochter die herrlichen Rosse zu geben, die sein Vater von Zeus zum Geschenk bekommen hatte. Herakles legte an und erwartete das Ungetüm. Als es kam und den Rachen aussperrte, die Jungfrau zu verschlingen,



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sprang er selbst in den Rachen des Tieres, zerschnitt ihm alle Eingeweide und stieg aus dem Getöteten wie aus einer Mördergrube
wieder hervor. Aber Laomedon hielt auch diesmal sein Wort nicht, und Herakles fuhr unter Drohungen davon.


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