Projektseite Wieland's Sämtliche Werke © arpa data gmbh
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Brief 1.

Weiberfeind — Diejenige Komödie Menanders, welche den Titel Weiberfeind führte, wird für seine vorzüglichste erklärt. Unter den Bruchstücken, die von ihm übrig sind, finden sich noch mehrere Stellen, die einen Haß gegen das schöne Geschlecht verrathen; allein die Frage ist, ob diesen der Dichter selbst oder nur die von ihm eingeführte Person hatte. Nur zu vermuthen ist, daß ein Dichter, der solche Aeußerungen oft und gern wiederholt, selbst ähnliche Gesinnungen habe. Im Leben war er indeß nichts weniger als Weiberfeind; vielmehr, um mit Suidas zu reden, ganz versessen aus die Weiber (greek greek greek), Andere bezeugen dasselbe, und Wieland hat hin auch in dieser Hinsicht sehr treu geschildert.Hippolytus — Sohn des athenischen Königes Theseus und der Amazone Antiope oder Hippolyte, hatte sich ganz dem Dienste der keuschen Artemis ergeben und schmähte unbehutsam die Aphrodite. Aus Rache entzündete diese eine glühende Leidenschaft für den schönen Jüngling in der Brust seiner Stiefmutter Phädra, und diese von ihm unerwiederte Leidenschaft brachte ihm, durch eine Verkettung von Umständen, die man in des Euripides Tragödie Hippolytos findet, einen schmählichen Untergang.Panathenäen, der Athene (Minerva), und Eleusinien, der Demeter (Ceres) und andern Gottheiten gefeiert, waren zwei Hauptfeste für die Athener. Die großen Panathenäen, die nur alle fünf Jahre gefeiert wurden, zeichneten sich unter Anderem auch durch eine Procession

erlesener Jungfrauen von hohem Range aus, welche Korbträgerinnen (Kanephoren) hießen, weil sie Körbchen trugen, in denen sich die zur Feier der heiligen Gebräuche nöthigen Dinge befanden. Der bildenden Kunst gaben sie Veranlassung zur Bildung des attisch-ionischen Jungfrauen-Ideals.