C. M. Wieland's Werke.
Dritter Band.
Buch 3.
S. 45. Z. 21. Und sich — mit stumpfen Nägeln wehret —
Anspielung auf das Horazische — praelia virginum sectia in jevenes unguibus
acrium, in der sechsten Ode des ersten Buchs. W.S. 50. Z. 2. Hat Plato — Phocion verloren — Das dieser
unter den Feldherren und Staatsmännern so seltene Mann in seiner ersten
Jugend noch den Plato und dessen ersten Nachfolger, den Xenokrates, gehört
und in ihrer Schule die Maximen eingesogen habe, deren Ausübung ihn
sein ganzes Leben durch und bis zu seinem Sokratischen Tode zum tugendhaftesten
Manne seiner Zeit machte, bezeugt Plutarch in seiner Lebensbeschreibung
W.S. 50. Z. 14. Wie zum Feldherrn Xenophon — In den vorigen
Ausgaben lautet diese Stelle so:
| — Man wird zum Geisterseher |
| Geboren, wie zum Held, wie zum Anakreon. |
Da das Wort Held kein Indeclinabile ist und in allen seinen Biegefällen
Heiden lautet, so mußte es, nicht zum Held, sondern zum Helden, heißen.
Weil dieß aber nicht in den Vers passen wollte, so mußte der Held hier ein
Opfer der Sprachrichtigkeit werden, und auch Anakreon, wiewohl unschuldig,
konnte seinen Platz nicht behalten. Die neue Lesart, wodurch dem
Sprachfehler abgeholfen worden ist, hat außerdem, daß der Gedanke an
Wahrheit nichts dadurch verliert, noch den Vorzug, sich mit dem folgenden
Verse richtiger zu verbinden. — Daß man von Xenophon vorzüglich sagen
könne, er sey zum Feldherrn geboren gewesen, scheint sich hinlänglich dadurch
erwiesen zu haben, daß er, als er nach dem Tode des jüngern Cyrus
aus einem bloßen Freiwilligen, der die Dienste eines gemeinen Soldaten
verrichtete, auf ein Mal zum Rang eines Feldherrn stieg, auch die Talente
eines Feldherren in einem Grade zeigte, der ihm bis auf diesen Tag einen
Platz unter den Meistern der Kriegskunst erhalten hat. W.S. 53. Z. 27. Ein Nachbar, der Horazens Nachbarn gleicht
— Vermuthlich hatte der Dichter die Stelle im sechsten der Horazischen
Germonen (des zweiten Buchs) im Sinne:
| Cervius haec inter vicinus garrit aniles
Ex re fabellas, u. s. w. |
wo Horaz den alten Nachbar Cervius die berühmte Fabel von der Feldmaus
und Stadtmaus in einem so unnachahmlich gutlaunigen und verständigen
Ton erzählen läßt, daß man nicht umhin kann, den Dichter eben so sehr
wegen seines Nachbars Cervius, als wegen seines Sabinums und des frohen
Lebensgenusses, den es ihm gewährte, glücklich zu preisen. W.S. 55. Z. 13. Zum γνωδι δεαντον —(gnothiseauton) d. i. zur
Selbsterkenntniß, welche diese zwei über die Pforte des Tempels zu Delphi
geschriebenen Worte empfahlen, als den besten Rath, den der Delphische
Gott allen Sterblichen, die sich bei ihm Rathes erholten, ertheilen konnte.