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Kapitel 

C. M. Wieland's Werke.

Dritter Band.

Buch 1.

G. 3. Z. 8. Timon — Eine Anspielung auf den armseligen Auszug, worin Lucian in einem seiner dramatischen Dialogen den berüchtigten Timon, den Menschenhasser aufführt. — "Wer ist denn (fragte der auf die Erde herabschauende Jupiter den Mercur) da unten am Fuße des Hymettus der lumpige, schmutzige Kerl in dem Ziegenpelze, der ihm kaum bis über die Hüften reicht?" u. s. w. S. Lucians sämmtliche Werke I. Theil, S. 60 der neuen deutschen Uebersetzung. W.S 3. Z. 12. Aldermann der Cyniker — In der Ausgabe von 1769 lautete der letzte Bers so:(Jhr wißt ja wo?) vom Diogen geerbt. Nun wußten aber die meisten Leser nicht wo? Man hat also für besser gehalten, den Vers abzuändern und dem Leser, dem die Anekdote , auf welche hier angespielt wird, unbekannt oder entfallen seyn könnte, durch eine kleine Anmerkung zu dienen. Der Sinn dieser Stelle ist also: Der Mantel des aus seinem ehemaligen Wohlstande, gleich dem Timon, herunter gekommenen Phanias, der seine ganze Kleidung ausmachte, habe so abgenützt ausgesehen, als ob es eben derselbe wäre, welchen Diogenes über seinen Freund und Schüler Krates ausgebreitet haben soll, als dieser (aus einem kleinen Uebermaß von Eifer, die cynische Lehre, "daß nichts Natürliches schändlich sei," durch eine auffallende That zu bekräftigen) sich die Freiheit nahm, sein Beilager mit der schönen Hipparchia in der großen Halle (Stoa) zu Athen

öffentlich zu vollziehen. — Daß dem Diogenes die Benennung eines Aldermanns der Cyniker zukomme, bedarf wohl keines Beweises, und man hat sie in dieser Ausgabe der in einigen vorgehenden, wo es, dem Aldermann der Stoiker, d. i. dem Zeno, hieß, vorgezogen, weil von einem Mantel., der vom Diogenes bis aus den Zeno und sodann weiter von einem philosophischen Bettler zum andern, endlich bis auf den Phanias fortgeerbt worden wäre, wahrscheinlich gar nichts mehr als Fetzen übrig geblieben seyn müßten. W.S. 4. Z. 2. Sokraten zechten — Daß Sokrates bei Gelegenheit ein strenger Zecher gewesen sey. erhellet aus verschiedenen Stellen des Platonischen Symposion. So rühmt es ihm zum Beispiel Agathon, der Wirth in diesem berühmten Gastmahl, als keinen geringen Vorzug vor den übrigen Anwesenden nach, daß er den Wein besser ertragen könne, als die stärksten Trinker unter ihnen; und der junge Alcibiades, da er, um die Gesellschaft zum Trinken einzuladen, dem Sokrates einen großen Becher voll Wein zubringt, setzt hinzu: "Gegen den Sokrates, meine Herren, wird mir dieser Pfiff nichts helfen: denn der trinkt so viel, als man will, und ist doch in seinem Leben nie betrunken gewesen." — Auch leerte Sokrates den vollgeschenkten Becher nicht nur rein aus, sondern, nachdem, auf eine ziemlich lange Pause, das Trinken wegen einiger noch von ungefähr hinzu gekommenen Bacchusbrüder von neuem angegangen war, und, unter mehrern Andern, die es nicht länger aushalten konnten, auch Aristodemus sich in irgend einen Winkel zurückgezogen hatte und eingeschlafen war, fand dieser, als er um Tagesanbruch wieder erwachte und ins Tafelzimmer zurückkam, daß alle Andere weggegangen, und nur Agathon, Aristophanes und Sokrates allein noch auf waren und aus einem großen Becher tranken. Sokrates dialogirte noch immer mit ihnen fort und fühlte sich durch allen Wein, den er die ganze Nacht durch zu sich genommen hatte, so wenig verändert, daß er, als es Tag geworden war, mit besagtem Aristodemus ins Lyceon baden ging und, nachdem er den ganzen Tag nach seiner gewöhnlichen Weise zugebracht, erst gegen Abend sich nach Hause zur Ruhe begab. — Ein Zug seines Temperaments, welcher (däucht uns) bei Schätzung seines sittlichen Charakters nicht aus der Acht zu lassen ist. Denn mit einem solchen Temperamente kann es, bei einem einmal festgefaßten Vorsatz, eben nicht sehr schwer seyn, immer Herr von seinen Leidenschaften zu bleiben. W.S. 4. Z. 12. Medusen — Der Medusenkopf auf dem Schilde der Minerva; anfangs scheußlich und gräßlinch gebildet, dann zu einem Ideal furchtbaren Ernstes verschönert, hatte die Kraft, den, der ihn erblickte, zu

versteinern. Wer darüber sich genauer unterrichten möchte, kann es am besten durch Böttingers Furienmaske.S. 4. Z. 23. Danae — Tochter des Akrisios, wurde Mutter durch Zeus, der als goldener Regen in ihren Schoß fiel.S. 4. Z. 24. Patroklus — Dieser treue Freund und Gefährte des Achilles steht hier für jeden bis zum Tode treuen Freund.S. 6. Z. 6. Im Plutarch — d. h. in der Sammlung von Lebensbeschreibungen berühmter Männer, durch welche dieser vielseitige Schriftsteller aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sich selbst den meisten Ruhm erworben hat.S. 6. Z. 12. Ein Dichter, der —— floh —Horaz, der, ungeachtet seines "Süß ist's und edel sterben fürs Vaterland" . in einem andern Gesang offenherzig genug ist, zu gestehen, daß er in der Schlacht bei Philippi sogar seinen kleinen runden Schild von sich geworfen habe, um dem schönen Tod fürs Vaterland desto hurtiger entlaufen zu können. — Wiewohl nicht zu verschweigen ist, daß unser Autor selbst an einem andern Orte nicht ganz unerhebliche Gründe, den Dichter gegen sich selbst zu rechtfertigen, vorgebracht zu haben scheint. S. die erste Erläuterung zur zweiten Epistel des Horaz an Julius Florus W.S. 7. Z. 2. Von Minervens Schild bedeckt. — Unter dem Schutze der Göttin der Weisheit.S. 7. Z. 4. Flammen, die auf Leinwand brennen — Die Schreckgestalten, die in den Mysterien bei Vorstellungen der Unterwelt vorkamen. Styx und Acheron, Flüsse der Unterwelt.S. 7. Z. 12. Ninias — Sohn des Ninus und der Semiramis, ein assyrischer König, von welchem die Geschichte nichts zu sagen hat, als daß er die achtundzwanzig Jahre seiner Regierung (wie man bei seines Gleichen das divino far niente nennt) in der ürpigsten Unthätigkeit in seinem Harem zwischen Weibern und Höflingen verträumt habe. W.S. 7. Z. 17. Der Pöbel von Athen —— zu reden hätte — "O ihr Athener (soll Alexander, als er in einem äußerst mühseligen und gefährlichen Abenteuer am Flusse Hydaspes in Indien begriffen war, ausgerufen haben), werdet ihr jemals glauben können, was für Gefahren ich laufe, um mir eure gute Meinung zu erwerben?" W.S. 8. Z. 11. Xenokrates — Vielleicht der enthaltsamste und — kälteste von allen Philosophen.S. 9. Z. 12. Arimasp — Die Arimaspen sind (wie uns Plinius unter der Gewährleistung der berühmten Geschichtschreiber Herodot und

Aristeas meldet) ein skythisches Volk, das im äußersten Norden unweit der Höhle des Nordwindes wohnt, nur ein Auge mitten auf der Stirne hat und in ewigem Kriege mit den Greisen lebt, um ihnen das Gold zu rauben, welches diese ungeheuren Vögel mit unersättlicher Begierde aus den Adern der Erde hervorscharren, bloß um das Vergnügen zu haben, ihre Goldhausen Tag und Nacht zu bewachen und gegen die Arimaspen zu vertheidigen. Das, was an diesem Mährchen historisch wahr ist, gehört nicht hierher. W.S. 10. Z. 8. Daphne — Die Tochter des thessalischen Flussgottes Peneus, eine Nymphe der Artemis, ward von Apollon geliebt, entfloh dem liebenden Gotte, rief im Fliehen den Schutz des Zeus an und ward in einen Lorbeerbaum verwandelt, mit dessen Zweigen Apollon nachher Stirn und Lyra schmückte.S. 16. Z. 9. Bathyll — Ein schöner, durch Anakreons Lieder verewigter Jüngling.S. 16. Z. 8. Die Brüderschaft der Fröhlichen u. s. w. — es hat seit undenklichen Zeiten Menschen gegeben, die durch die peinlichsten Enthaltungen, ja durch — Selbstverstümmelungen und Beraubung alles Empfindungsvermögens, kurz, durch das Aufhören des Umgangs der Seele mit dem Leibe den Genuß der höchsten Seligkeit zu erreichen meinten. Aeußerlich unthätig, gegen die Eindrücke der umgebenden Welt unempfindlich seyn und in sich brüten, darin bestand ihr Leben. Unter den Griechen zeigten die Pythagoräer Anlage dazu. Die Kirchengeschichte zeigt an den Valesiern, daß man sich darum — kombabisirte.S. 18. Z. 26. Parasiten — Schmarotzer, nach Lessing die Harlekins der alten Komödie.S. 19. 3. 1. Midas — Der phrygische König Midas, bekannt durch sein Urtheil über Apollon, welches ihm einen schlimmen Zuwachs an den Ohren brachte, erbat sich einst vom Bacchus, daß Alles, was er berühre, sich in Gold verwandeln möge. Da sich ihm nun auch Speise und Trank in Gold verwandelten, stand er in Gefahr, in der Mitte unermeßlicher Reichthümer zu verschmachten. — Die Goldwäschen, die er in dem Paktolus anlegte, haben diese Sage veranlaßt.S. 21. Z. 28. Wie Sancho dort — Unter andern Wunderdingen, welche Sancho Pansa auf dieser eingebildeten Luftreise gesehen haben wollte, waren auch die sieben himmlischen Ziegen (das Siebengestirn), mit denen er sehr gute Bekanntschaft gemacht zu haben vorgab, und von welchen, wie er getrost versicherte, zwei grün, zwei fleischfarben, zwei himmelblau und eine von gemischter Farbe sind. W.

S. 22. Z. 9. Coppel — L'amour maître du monde, gestochen von J, Daullé 1755, nach Charles Antoine Coppel (dem Sohn Antons), geb. zu Paris 1694, gest. daselbst 1752. Wiefern sein Amor des Dichters Lob verdiene, weiß der Herausgeber nicht. Coppel steht im Ruf eines Manieristen, den aber Benutzung des Zeitgeschmack zum ersten königlichen Maler erhob.S. 25. Z. 2. 3. Pythagoräische Sphäre — Dem Pythagoras war die runde Figur die vollkommenste, und eben deßhalb hielt er das Weltganze für rund.