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Kapitel 

C. M. Wieland's Werke.

Zweiundzwanzigster Band.

4. Brief.

S. 14. Nichts zu bewundern — S. Wielands erste Anmerkung zu Horazens sechstem Brief im ersten Buche.S. 15. Marathonischen — — Sieg — Durch die Siege bei Marathon und Salamin retteten die Griechen ihre Freiheit, die von Persiens Uebermacht bedroht war.S. 16. Kampfspiele zu Olympia — Nach denen die alle vier Jahre sich erneuernden Olympiaden als die gewöhnlichste Zeitrechnung der Griechen angenommen wurden, sind nach Einigen von Jupiter selbst oder den Kureten gestiftet, und nach einer Unterbrechung erst von

Hercules, dann von Pelops, und zuletzt von Iphitus und Lykurgus, gegen 800 Jahre v. Chr. erneuert. Des Iphitus Verordnungen darüber waren auf einem Diskus eingegraben, den man im Junotempel zu Olympia aufbewahrte. Fünf Tage in unserm Monat Julius waren dazu bestimmt, die ersten zum Ringen und Faustkampf, der dritte zu den sogenannten Fünfkämpfen (Pentathlot), Ringen, Faustkampf, Laufen, Werfen der Wurfscheibe (Diskus) und des Wurfspiesses, der vierte zum Wettlaufe zu Fuß und zu Roß, der fünfte zum Wagenrennen. Die Beschuldigungen, welche Aristipp hier vorbringt, sind allerdings durch manche Zeugnisse bestätigt, und doch warS .17. Das Institut allen Hellenen so ehrwürdig und heilig — Man sehe Manso's Abhandlung über den Antheil, welchen die Griechen an den Olympischen Spielen nahmen, in der N. Bibl. der sch. Wiss. Bd. 47. Vergl. Böttingers Kunstmythologie S. 53. Abgerechnet alles, was sie als eine National-Versammlung wichtig machte, hatten sie auch im Geist ihrer Einrichtung viel Aehnliches mit den Turnieren, und verschafften einen Gottesfrieden, den man sogar symbolisch angedeutet hatte, denn beim Eintritt in den Tempel Jupiters erblickte man zur Rechten die Bildsäule des Iphitus, den die Ekechereia bekränzte d. i. der Stillstand aller Feindseligkeiten zwischen allen Griechen, welcher während dieser Tage eintrat. Nichtstdestoweniger hätte man vieles zweckmässiger einrichten können; dachte aber vielleicht daran, daß das Alte den Meisten heilig und das Gewohnte das Liebste ist; kurz, wie der Eleer, welchen Wieland nachher einführt.S. 18. Eryx — ein gewaltiger Sicilianischer Faustkämpfer (pyktes) der heroischen Zeit, welcher zuletzt, von Hercules überwältigt, dem Berge Eryx in Sicilien, wo er begraben wurde, den Namen gab. W.S. 19. Nireus — "Der schönste der Männer, die gegen Ilion zogen. Il. II. 671. W.S. 19. Milanion — Ein seiner Schönheit und Stärke wegen berühmter Athlet. W.S. 20. Cestus, hieß bei den Römern eine Art von Fechthandschuh aus dicken rindsledernen Riemen um den Arm und die Faust gewunden (auch wohl mit Blei gefüttert), womit die Faustkämpfer (Pikten) ihre Hände bewaffneten. Die Griechen nannten dieß greek greek ohne einen besondern Namen für den Cestus zu haben. W.S. 21. Barbaren — Die Griechen nannten alle nicht Griechisch redenden Völker Barbaren, ohne auf ihre mehrere oder mindere

Cultur und Policirung dabei Rücksicht zu nehmen; wiewohl sie sich auch hierin großer Vorzüge über die übrigen Erdebewohner bewußt waren, und mit einer gewissen Verachtung auf alle Nicht-Griechen herabsahen. W.S. 21 . Athleten, hießen mit einem gemeinsamen Namen alle Wettkämpfer, welche bei öffentlichen Spielen in den fünferlei Kampfübungen, die unter dem pentathlos begriffen waren, um den Preis stritten; in engerer Bedeutung des Wortes wurden vorzüglich die Pankratiasten, d. i. die Ringer und die Fechter mit dem Kampshandschuh (cestus), Athleten genannt. W.S. 23. Pankratiast — S. oben Athleten.S. 23. Die Kampfspiele zu Delphi — Die Pythischen, wurden alle 5 Fahre dem Apollon, — die zu Nemea, die Nemetischen, alle 2 Jahre dem Jupiter, — die zu Korinth, die Isthmischen, alle 2 Jahre dem Poseidon zu Ehren gefeiert.S. 24. Antipathie der Dorier und Ionier — S. die folgende Anmerkung.S. 24 Nachkommenschaft Deukalions — Die Hellenen oder eigentlich sogenannten Griechen erkannten den Deukalion (einen Thessalischen Fürsten, der ungefähr 1500 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung gelebt haben soll) oder, genauer zu reden, seinen Sohn Hellen (von welchem sie ihren allgemeinen Namen führten) für ihren gemeinsamen Stammvater. Hellens Söhne, Dorus und Aeolus, und Ion, sein Enkel, gaben ihren Namen den drei Hauptästen in welche die ältesten Hellenen sich theilten, und deren jeder in der Folge sich wieder in mancherlei Zweige verbreitete. Dorus bemächtigte sich (alten Sagen nach) der am Fuße des Parnassus liegenden kleinen Landschaft Doris; Aeolus und seine Nachkommen ließen sich in Elis, Arkadien und andern Gegenden der Halbinsel, die in der Folge den Namen Peloponnesus bekam, nieder; und nach Ion führten die Bewohner von Attika den Namen Ionier, der sich nach Verlauf mehrerer Jahrhunderte in den berühmtern der Athenäer (oder Athener) verlor. Diese drei Hellenischen Stämme gaben, als sie sich in der Folge auch an der westlichen Küste von Asien anbaueten, den Provinzen Aeolis, Ionia und Doris, so wie den drei Hauptdialekten der Griechischen Sprache, ihren Namen. Das Gewisseste von allem diesem ist, daß in den Zeiten, wo die Geschichte der Griechen aufhört ein verworrenes und undurchdringliches Gestrüppe von Mährchen

und widersprechenden Volks- und Stammsagen zu seyn, die ganze Hellas theils aus Dorischen theils aus Ionischen Völkern und Städten bestand; daß unter jenen Lacedämon, unter diesen Athen, als die ersten an Macht und Ansehen, gewöhnlich diejenigen waren, an welche sich die übrigen, freiwillig oder gezwungen, anschlossen; und daß zwischen diesen beiden Hauptstämmen von jeher in Naturanlagen, Cultur, Mundart, Sitten und politischer Verfassung eine so auffallende Ungleichheit und eine so entschiedene Antipathie geherrscht hatte, daß sie höchst wahrscheinlicher Weise, ohne die wohlthätige Gegenwirkung der ihnen eigenen National-Institute, einander selbst lange vorher aufgerieben haben würden, ehe sie die hohe Stufe von Cultur erreicht hätten, wodurch sie, sogar nachdem sie selbst eine Nation zu seyn aufgehört haben, die Gesetzgeber, Lehrer und Bildner aller übrigen geworden sind. W.S. 25. Sokrates, den der Delphische Gott u. s. w. — Chärephon war ein vertrauter Freund des Sokrates. Daß er das Orakel Apollons zu Delphi wegen des Sokrates Weisheit befragte berichten Platon und Xenophon in ihren Vertheidigungsschriften des Sokrates. In dem gegebenen Orakel hätte wohl durch die Pythia — die das Orakel aussprechende Priesterin —Chärephon selbst sprechen können; hat sie aber nur so negativ und vergleichungsweise gesprochen wie bei Platon und Xenophon, so war sie vollkommen sicher, niemals der Bestechlichkeit beschuldigt werden zu können. Und mir ist glaublicher, daß sie ihr Orakel eben so, wie jene sagen, und nicht wie es anderwärts angeführt wird, ausgesprochen habe.S. 26. Kritobulus — Diesen Sohn von des Sokrates altem Freunde Kriton lernt man am besten aus Xenophons Gastmahl kennen.S. 26. Kritias — der in jüngeren Jahren des Sokrates Umgang gesucht hatte, wurde nachher ausschweifend, und hatte mit Alcibiades nur das gleiche Streben und die schlimmen Eigenschaften, nicht aber die guten gemein. Mit hoher Einbildung auf Abkunft Reichthum und Macht verband er Habsucht und Grausamkeit, die er als einer der von dem Spartanischen Feldherrn Lysander aufgedrungenen Dreißig-Männer so sehr bewies, daß es zwischen ihm und Sokrates zum offenen Bruche kam.S. 27. Die unglücklichen Melier — Die Einwohner dieser, zu der Gruppe der Cykladen im Aegeischen Meere gehörigen, Insel hatten mit den Athenern gerechten Krieg. Als sie sich endlich ergeben

mußten, hieten die Athener fast alle junge Mannschaft nieder und verkauften Weiber und Kinder. Thuc. 5, 116.S. 28. Akropolis — Burg, Citadelle.