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Kapitel 

C. M. Wieland's Werke.

Zweiundzwanzigster Band.

3. Brief.

S. 8. Aktäon wurde, weil er die Minerva im Bade gesehen hatte, in einen Hirsch verwandelt, und von seinen eignen Hunden zerrissen.S. 8. Thermen — Bäder.S. 10. Ixion ward in der Unterwelt auf ein Rad geflochten, wo ihm täglich ein Geyer die, stets wieder wachsende, Leber (den Sitz der Liebe nach der Griechen Meinung) aushackt.S. 11. Alkamenes — Einer der größten Bildhauer, die aus der Schule des Phidias hervorgingen, ein Mitschüler und Rival des nicht weniger berühmten Agorakritos, der von seinem Meister so leidenschaftlich geliebt wurde, daß dieser, um ihm einen Namen zu machen, viele seiner eigenen eigenen Werke für Arbeiten seines Lieblings ausgegeben haben soll. (Denn dieß will Plinius ohne Zweifel mit den Worten sagen: ejusdem (Phidiae) discipulus fuit Agoracritus, ei aetate gratus: itaque e suis operibus pleraque nomini ejus donasse fertur.) Für das schönste unter den Werken des Alkamenes, welche noch zu Plinius und Lucians Zeiten in Athen zu sehen waren, erklärt der letztere (unstreitig ein elegans spectator formarum) eine in den sogenannten Gärten außer den Mauern von Athen aufgestellte Venus, welche über eine andere, vom Agorakritus zu gleicher Zeit mit ihm in die Wette gearbeitete, den Preis erhielt, und von so hoher Schönheit war, daß die Sage ging, Phidias selbst habe ihr die letzte Vollendung gegeben. Diese Sage konnte aber wohl keinen andern Grund haben, als die Meinung: Alkamenes könnte ein so vollkommenes Kunstwerk nicht ohne Beistand seines Meisters zu Stande gebracht haben. Sie zeugte also bloß für das große Talent des Alkamenes, und die vorzügliche Schönheit seiner Venus; denn daß Phidias wirklich die letzte Hand an sie gelegt habe, ist schlechterdings unglaublich, wenn die Anekdote von seiner außerordentlichen Vorliebe zum Agorakritus wahr ist. In diesem Falle würde Phidias sich beeifert haben, der Arbeit seines Lieblings den Vorzug zu verschaffen, und also das, was er für Alkamenes gethan haben soll, vielmehr zum Vortheil des Agorakritus gethan haben. Eine von diesen beiden Sagen (deren ausfallenden Widerspruch der Römische

Compilator nicht zu bemerken scheint) muß also nothwendig grundlos sein: und so ist es um die meisten, wo nicht um alle die Sagen beschaffen, die unter den Griechen über ihre vorzüglichsten Personen beiderlei Geschlechts herumliefen. Das Schlimmste ist, daß beinahe alles vorgeblich Historische, was uns die alten Biographen, Anektotensammler und Compitatoren, Diogenes von Laërte, Athenäus, Suidas, u. s. w. von diesen Personen erzählen, aus solchen Sagen besteht, welche größtentheils aus der unreinen Quelle der alten Komödien und Sillen-Schreiber geflossen zu seyn scheinen. W.S. 11. Hetäre — Freundin, bei uns — Freudenmädchen. Daß sie in der Handelsstadt Korinth, wo ein berühmter Tempel der Venus (Aphrodite) war, unter dem besondern Schutze dieser Göttin standen, erinnert an die Sitte orientalischer Handelsplätze, wo es zum Tempeldienst gehörte, daß die Jungfrauen ihre Jungfräulichkeit einem — Fremden opferten, wofür die Einkünfte in den Tempelschatz flossen.S. 11. Anadyomene — Die Auftauchende, heißt Venus, weil sie aus dem Meer entsprang, und als neugeborne Göttin zum Entzücken des ganzen Olymps daraus emporstieg. Eins der schönsten Gemälde des Apelles war unter diesem Namen bekannt.S. 12. Epopten, hießen diejenigen, die nach gehöriger Vorbereitung zum Anschauen der großen Mysterien zugelassen worden. W.S. 12. Iris (Regenbogen) — Die Botin der Götter und insbesondere Dienerin der Götterkönigin — für Zofe überhaupt gebraucht. W.S. 12. Dariken — Eine unter dem König Darius zuerst geprägte Persische Goldmünze, ungefähr vier Thaler sechs oder acht Groschen unsers Geldes werth. W.