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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

2. Merna und die Tungarra

Kara digi Maga (oder Mao) Fosi Fasi, der Held, mit den 120 Hunden, die das Nilpferd verschlang, als Fara Maka es töten wollte, war selbst ein großer Nilpferdjäger. Als er in seinem Gebiete alle Nilpferde getötet hatte, zog er eines Tages nach dem Flußarm von Merna. Er tötete daselbst alle Nilpferde, bis nur noch eins übrig blieb, das war Nu Man.

Dieses Flußpferd Nu oder Niu Man oder Mare war eigentlich kein Flußpferd. Es war ein Mann, der hatte sich in ein Flußpferd verwandelt. Der Mann war im Dorfe Nu oder Niu heimisch gewesen (von uns erreicht am 18. Juli 1908, 4 Uhr p. V.) und hatte Man geheißen. Er hatte sich dann in das Flußpferd Niu Man verwandelt und in den Fluß Merna zurückgezogen, wo er Freundschaft mit den Tungarra geschlossen hatte.

Der Fluß Merna ist ein Flußarm zwischen Kurra und Gundam. Er scheint westöstliche Richtung zu haben und die beiden Landschaften Kuli und Kissu zu trennen. Auch das Land hieß früher Merna. Am Flusse Merna liegt das Dorf Kui. Der Flußarm ist bei allen Stämmen berühmt, weil er durch ein von der Natur so bevorzugtes Land zieht, daß sein Reichtum sprichwörtlich geworden ist. Die Malinke nennen den Fluß Mema-Fara. Früher gehörte das Land Merna nur den Tungarra. Heute kann da aber alle Welt fischen und jagen.

Unter den Tungarra herrschte Duguli-Nkala. Der hatte zwei Söhne, Kissi Kosso Ma Kossonti und Mali Borontoreme. Die lebten alle zu Zeiten Kara Digi Maga Fosi Fasis. Als der nun alle Nilpferde im Flußarm Merna getötet hatte, war nur noch Nu Man übrig. Er wollte auch Nu Man töten. Die Leute sagten aber: "Man soll Nu Man nicht töten, denn er ist ein verwandelter Soroko. Er ist kein einfacher Schobo (Flußpferd). Nu Man ist gut und heilig, tut niemandem etwas Schlechtes, sondern immer nur Gutes." Kara Digi Maga Fosi Fasi wollte aber doch Nu Man töten; da warf Mali Borontoreme seine Zaubermittel aus, und die Folge war, daß Kara Digi Maga Fosi Fasi starb.

Dann aber ging Kissi Kosso Ma Kossonti auf die Jagd. Und Kissi Kosso Ma Kossonti tötete Nu Man. Er geriet mit seinem Vater Duguli Nkala deshalb in Streit. Er geriet deswegen mit allen Leuten in Streit. Kissi Kosso Ma Kossonti schlug aber dem toten Flußpferde Nu Man den Schwanz ab und brachte ihn seinem Bruder



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Mali Borontoreme. Darauf ergrimmte auch der und sagte: "Du hast schlecht getan, mein Bruder. Nu Man war gut. Du hast schlecht getan." Und Mali Borontoreme warf auf seinen Bruder Medikamente, starke Zaubermittel. Da starb Kissi Kosso Ma Kossonti. Seitdem gehört der Flußarm Merna aller Welt. Jedermann kann da fischen und jagen. — Der Diamu der Tungarra aber (die Soroko sind) wurde in alle Welt versprengt.


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